Weiter nur alle 14 Tage

Ärger über ausfallende Biotonnen-Leerungen in Mannheim

Im festen Glauben, dass ihre Biotonne nun wöchentlich geleert wird, haben viele Menschen in Mannheim sie rappelvoll gestopft. Jetzt haben sie den Salat.

Von 
Steffen Mack
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Am Freitagmorgen zur Leerung hinausgestellte Biotonnen in Wallstadt. © Timo Schmidhuber

Mannheim. Ines Gaa ist sauer. Die Leserin aus der Gartenstadt schreibt, sie hätten ihre Biotonne vollgestopft mit Rasenschnitt, Vertikutier-Resten, Laub und Küchenabfällen. Im festen Vertrauen darauf, dass die am Dienstag geleert werde. Doch die Müllabfuhr kam nicht.

Zu ihrem Ärger las Gaa dann in der Mittwochausgabe des „Mannheimer Morgen“ die Mitteilung der Stadt, wonach die Biotonnen wegen eines Warnstreiks und krankheitsbedingter Personalengpässe bei der Müllabfuhr weiter nur alle zwei Wochen geleert werden. Normal ist ab dem Frühling jede Woche. So stand es auch im Abfallkalender, digital wie gedruckt. Und in der App.

„Die Stadt kann gern Leerungstermine ändern, aber nicht rückwirkend“

Die Leserin ist erbost, dass sie von den Problemen erst aus der Zeitung erfahren hat, als ihre Tonne bereits prall gefüllt zur Abholung draußen stand. „Die Stadt kann gern die Leerungstermine für die Zukunft ändern, aber selbstverständlich nicht rückwirkend.“ Der Hinweis, zusätzliche Grünabfälle daneben stellen zu können, sei „in diesem Fall lächerlich“. Küchenabfälle und Grünschnitt ließen sich schlecht nachträglich trennen, wenn man sie bereits zusammengestopft habe.

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In anderen Mannheimer Stadtteilen – darunter Feudenheim und Wallstadt – wurden die Biotonnen nicht wie angegeben schon in der vorherigen Woche abgeholt, sondern erst in der nächsten wieder. Einige Menschen, die sich darüber bei der Stadt beschwerten, erhielten schon vor der Pressemitteilung die Auskunft über den weiter 14-tägigen Rhythmus. Verzögerungen gibt es auch beim Sperrmüll.

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Gaa ärgert sich, dass die Probleme zunächst nur auf Anfrage individuell kommuniziert wurden. „Eine derart wirklichkeitsfremde und nicht zeitgemäße Informationspolitik können wir als Mannheimer Bürger nicht ernst nehmen.“ Ins gleiche Horn stößt ein Leser, der sich ebenfalls an den „MM“ gewandt hat. „Das ist wieder ein typisches Beispiel, wie die Stadt Mannheim mit ihren Bürgern umgeht. Ohne Nachfrage hätten wir nicht erfahren, dass der Leerungsrhythmus der Biotonne einfach geändert wird.“

Die App zeigt nach wie vor wöchentliche Leerungen an

Auch eine weitere Leserin kritisiert den Umgang der Abfallwirtschaft mit deren Kunden. „Information ist anscheinend nicht mehr nötig.“ Ihre App zeige nach wie vor eine wöchentliche Leerung an.

Als Grund, warum die ausfallenden Termine nicht früher mitgeteilt wurden, nennt Stadtsprecher Kevin Ittemann auf Anfrage Zeitmangel. Sie hätten bis zuletzt gehofft, die Rückstände etwa mit Sonderschichten am Samstag aufzuholen. „Als klar wurde, dass das nicht vollständig klappt, haben wir am Dienstag per Pressemeldung, Info auf der städtischen Homepage und Posts auf den städtischen Social-Media-Kanälen informiert.“ Für eine Mitteilung im Amtsblatt sei es bereits zu spät gewesen.

Abfallwirtschaft: Kein Anspruch auf einwöchige Leerung

Kritik gibt es allerdings auch daran, dass beim Online-Auftritt der Abfallwirtschaft an manchen Stellen nach wie vor von einer wöchentlichen Abholung die Rede ist. Dazu erklärt Ittemann, das seien Unterseiten, die nicht automatisch angepasst würden. Und bei der App und dem digitalen Abfallkalender sei eine technische Umstellung zurück auf die 14-tägliche Leerung sehr aufwendig. Vermutlich könne sie erst angezeigt werden, wenn der wöchentliche Rhythmus wieder möglich sei. „Eine Änderung zurück würde dann zu größerer Verwirrung führen“, so der Stadtsprecher.

Wann der Biomüll wohl wieder jede Woche abgeholt wird, kann Ittemann indes nicht sagen. Die Stadt werde dann darüber informieren. „Die Kollegen arbeiten mit Hochdruck daran, die Rückstände aufzuholen.“ Wann das gelinge, lasse sich derzeit jedoch noch nicht zuverlässig abschätzen. „Daher war die zwischenzeitliche Umstellung auf die 14-tägliche Leerung, die ja im Winter gängige Praxis ist, die beste Option, um Klarheit für alle zu schaffen.“

Stadtsprecher bittet um Verständnis für die schwierige Situation

Verärgert hat manche auch eine Formulierung, die eine Abfallwirtschaft-Mitarbeiterin nach Beschwerden verschickt hat: „Ein Anspruch auf wöchentliche Leerung besteht nicht.“ Dazu sagt der Stadtsprecher, das sei korrekt, die Biotonne schließlich kostenlos. „Wir möchten hier nochmal ausdrücklich um Verständnis für die Situation bitten. Wir sind uns bewusst, dass das für die Bürgerinnen und Bürger eine unangenehme Situation ist.“

Bei Ines Gaa hält sich das Verständnis in engen Grenzen. Der als Grund für die aktuellen Schwierigkeiten bei Biotonne und Sperrmüll angeführte Warnstreik habe vor drei Wochen stattgefunden. Und mit krankheitsbedingten Personalengpässen würden immer wieder Verzögerungen bei der Müllabfuhr begründet. „Hier ist die Stadt Mannheim dafür zuständig, für eine ausreichende Personaldecke zu sorgen, und kann die damit einhergehenden Probleme nicht immer wieder ihren Bürgern anlasten.“

Da die Verwaltung Schottergärten ablehne, müsse sie auch die Voraussetzungen für Bepflanzung und Pflege der Gärten schaffen, argumentiert Gaa. Die Leserin aus der Gartenstadt erwartet umgehend wieder eine wöchentliche Leerung. Ihre Biotonne steht schon zur Abholung bereit.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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