Mannheim. Er begrüßt einen mit Worten, die man in einer Arztpraxis so noch nie gehört hat. „Hier ist heute richtige Party-Stimmung“, so der Käfertaler Mediziner Bernd Pauke. „Alle sind glücklich und erleichtert, dass jetzt auch wir impfen können.“
In einer der drei Kabinen sitzt „Party-Gast“ Heinz Günter Huissel. Er und seine Frau Christa gehören zu denen, die gleich an diesem Donnerstag in dieser Praxis zum Zuge kommen. Um einen Termin im Impfzentrum hätten sie sich vorher gar nicht erst bemüht, erzählt der Mann. „Für uns war immer klar: Wir warten, bis wir von unserem Hausarzt geimpft werden können.“
„Toll, wie schnell das geht“
Corona in der Region
Arzthelferin Aline Cataldo bittet Huissel, seinen Arm zu entblößen. Während sie die Spritze aufzieht, erkundigt sie sich, ob er noch Fragen hat. Er schüttelt den Kopf. Alle Informationen zur Impfung hat ihm die Praxis schon am Vortag zukommen lassen. Dann gibt es den Piks, und schon ist es vorbei. Cataldo weist noch auf mögliche Nebenwirkungen hin und bittet, bei Problemen anzurufen. „Das war es schon?“, wundert sich Huissel. „Brauchen Sie sonst nichts von mir?“ Nein, sagt Cataldo. Sie hätten doch alles in seiner Patientenakte. Der Mann erhebt sich. „Das ist ja toll, wie schnell das geht.“ Am Montag habe er einen Freund in die Maimarkthalle gefahren, dort habe das Ganze viel länger gedauert.
Pauke freut sich ebenfalls, wie gut das mit Impfen in seiner Praxis klappt. Von den 18 Dosen, die er in dieser Woche nur bekommen habe, hätten sie an diesem Donnerstagnachmittag die ersten 16 in nur einer Stunde verimpft. „Da können Sie sich ausrechnen, was ich mit mehr Impfstoff schaffen würde.“ Nächste Woche bekomme er 36 Dosen, danach hoffentlich mehr. „Ich nehme alles, was ich kriegen kann.“
Auch AstraZeneca? Ja, sagt der Facharzt für Innere Medizin. Zwar seien ihm andere Impfstoffe lieber, weil dieses Vakzin so einen lädierten Ruf habe. Dennoch würde er es bedenkenlos nutzen. Da er seine Patienten kenne, könne er ihnen auch gleich individuelle Notfallmedikamente mitgeben, falls es wider Erwarten doch zu Problemen komme. Es gebe auch unkomplizierte Möglichkeiten, etwa Thrombosen medikamentös vorzubeugen.
Priorität haben Vorerkrankungen
Dass jetzt Hausärzte – in Mannheim gibt es rund 200 – in die Impfungen einbezogen werden, nennt Pauke „einen Meilenstein“ bei der Bekämpfung der Pandemie. Weil die über 80-Jährigen nach seiner Einschätzung schon fast ganz und die über 70-Jährigen zum Teil schon durch seien, wolle er nun vorrangig Patienten mit Vorerkrankungen impfen, die bei einer Corona-Infektion besonders gefährdet wären.
Die Nachfrage nach einem Impftermin – das hört man auch aus anderen Hausarztpraxen – ist jedenfalls riesengroß. Das zeigt sich schon nach wenigen Sekunden in Paukes Vorzimmer. „Ich bin extra vorbeigekommen“, sagt eine Frau. „Ihr geht ja auch gar nicht mehr ans Telefon, oder?“ Es klingele ständig, bestätigt Arzthelferin Angela Wolfsdorf. Sie schätzt, pro Tag gebe es 30 bis 50 Anfragen nach Impfterminen. Sie und ihre Kolleginnen weisen dann auf die nur 18 Dosen hin, setzen aber alle Interessenten auf Wartelisten. Auf unterschiedliche, je nach Priorität. „Sobald jemand dran ist, benachrichtigen wir ihn.“
Freude auf Gesangsverein
Im Wartezimmer sitzen derweil Christa und Heinz Günter Huissel. Trotz aller Schnelligkeit: 15 Minuten zur Kontrolle muss man nach der Impfung auch hier bleiben. Worauf freuen sie sich am meisten, wenn es wieder möglich ist? „Mit Freunden zusammen zu sein“, sagt die Frau. Auch in ihrem Gesangsverein, dem SGV Freundschaft, so ihr Mann. In dem seien nun schon einige geimpft. „Wäre wirklich toll, wenn wir uns alle endlich wieder treffen könnten.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-corona-erloesender-piks-beim-hausarzt-_arid,1782003.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim.html