Mannheim. Tobias Fromholz meldet sich sofort zu Beginn der Fragerunde beim „MM“-Stadtgespräch. „Ich wohne direkt am R-Quadrat am Bauhaus“, sagt er. „Seit diese Sperrung dort ist in der Fressgasse, ist es bei mir vor dem Fenster echt schlimmer geworden mit dem Verkehr.“ Er beschreibt: „Am Wochenende: Staus, lautes Hupen, Abgase. Meine Freundin arbeitet im 24-Stunden-Dienst im Krankenhaus. Sie kam letztens nicht aus der Ausfahrt raus, musste sich aber beeilen, denn dort geht es um OPs.“ Er will wissen: „Wie geht das jetzt in Zukunft weiter, mir geht das nämlich sehr auf den Zünder, muss ich ganz ehrlich sagen!“
Bürgermeister stellt Gegenfrage
Bürgermeister Ralf Eisenhauer (SPD) antwortet: Es sei natürlich auch Teil des Versuchs, dass ein Teil des Verkehrs über die R-Quadrate, nämlich die Ausfahrt, sich „dann seinen Weg sucht“. Von daher sei auch dort eine Zunahme „tatsächlich vorhanden, das will ich gar nicht bestreiten“, sagt er. Vielleicht ließe die sich noch einmal deutlich verringern: „Wenn die Abfuhr oben am Friedrichsring wieder besser ist, weil die Stadtbahnen anders fahren, da kann ich Ihnen vielleicht eine kleine Hoffnung machen.“ Und Eisenhauer sagt, er würde gerne „eine Gegenfrage stellen wollen“ - warum die Freundin nicht das Rad zum Uniklinikum nehme, wo sie in zehn Minuten wäre. Fromholz entgegnet lauter: „Bei Wind und Wetter? Sie muss direkt, sofort da hin zu Not-OPs, ich fände das dann nicht gut, da mit dem Fahrrad hinzufahren.“
Debatte um (modernes) Parkleitsystem
Eine weitere Frage hat Altstadträtin Ursula Weiß: Seit 30 Jahren debattiere man bei diesem Thema dieselben Fragen, das sei „etwas traurig“. Sie betont, es brauche ein gutes Parkleitsystem, damit Bürger, die vom Odenwald und aus der Pfalz kommen, so informiert seien, dass sie wissen, „wie sie diese wunderbaren zahlreichen Parkhäuser erreichen“. Bei der Diskussion über das Parkleitsystem müsse man „konstatieren, dass wir da auch einigermaßen unzufrieden waren, weil es eben nicht Stand der Technik ist, sondern im Grunde nur irgendwelche Zahlen angeschlagen werden“, so Swen Rubel vom Handelsverband Nordbaden. Wichtiger wäre es, Schnittstellen für die Navigationssysteme der Autos zu schaffen. Eisenhauer sagt, ein über App-abrufbares System mit Einspeisung in die Navis komme spätestens 2024.
Wo bleiben die Visionäre?
Einer der sich mehr Visionärsdenken statt „Kritik im Klein-Klein“ wünscht, ist Timo Hegenberg: „Gibt’s auch visionäre Ideen, wie zum Beispiel eine Seilbahn, die wir jetzt in der Innenstadt installieren, die dann von dahin nach Ludwigshafen in die Rheingalerie, zu den Hauptbahnhöfen fährt?“ Dass man für die Menschen, die vom Umland über die Bahnhöfe kämen, eine „Attraktion Stadt Mannheim Shopping als Erlebnis“ schaffe, fragt er.
Seilbahn in der City?
Swen Rubel weiß nicht, ob das alle Verkehrsprobleme löse, ist aber nicht abgeneigt: Man müsse es „untersuchen und gucken, ob da signifikante Gewinne zu machen sind mit so einer Seilbahn“. Auch Eisenhauer ist nicht abgeneigt, sagt, die Idee sei ja nicht neu, man müsse allerdings bedenken, dass die Seilbahnstationen in der Stadt Platz bräuchten, eine Herausforderung.
Hans Dieter Wüst von Juwelier Wenthe schlägt indes „Park & Ride auf dem Maimarktgelände“ vor. „Und eine schöne Bimmelbahn, die kommt und die Leute einlädt, die Kinder hätten ihren Spaß“. Eisenhauer ist erneut nicht abgeneigt. Wenthe legt nach: „Und warum geht man nicht her und macht einen Rad-Parkbahnhof?“ Eisenhauer sagt: Hier sei man bereits dran, in den meisten Innenstadtparkhäusern könne man bereits gesichert und trocken abstellen und elektrisch laden. Allerdings gebe es Konkurrenz der Fläche, „wir haben die Fläche nur einmal zur Verfügung“.
Ein Fahrradparkhaus in G1?
Stadtrat Gerhard Fontagnier (Grüne) sagt: „Ich sehe keine Flächenkonkurrenz, man könnte ein Autoparkhaus freimachen für Fahrräder, ich würde vorschlagen das in G1, denn meiner Meinung nach muss sowieso die Marktstraße eine Fußgängerzone werden.“ Stadträtin Martina Herrdegen (CDU) sagt: „Der Radschnellweg kommt, man will ja auch nicht, dass die Räder im öffentlichen Raum einfach so stehen“, das sei genau dasselbe wie mit den Autos. „Eine Stadt muss für alle erreichbar sein“, schließt sie ihr Statement.
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