Christopher Street Day

Christopher Street Day verwandelt Mannheimer Quadrate in buntes Farbenmeer

Mannheim wurde am Samstag in ein farbenfrohes Meer aus Regenbogenfarben verwandelt: Mehrere tausend Menschen feierten den Christopher Street Day mit Musik, glamourösen Dragqueens und vielen wichtigen Botschaften

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Tanja Capuana
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Auf den Alten Meßplatz lockte ein buntes Bühnenprogramm. Purple Suggar (links) und Shayma al Queer moderieren auf der Bühne. © Christoph Blüthner

Mannheim. Strahlender Sonnenschein sorgt am Samstag für mediterranes Flair. Perfekte Voraussetzungen für den Christopher Street Day der an diesem Nachmittag die Mannheimer Innenstadt in ein buntes, fröhliches Meer aus Regenbogenfarben taucht. Mitreißende Musik von Lady Gaga bis Abba, die aus den Wägen herabschallt, unterstreicht die ausgelassene Atmosphäre. Nach Polizeiangaben haben sich 8000 Teilnehmende dem Demonstrationszug angeschlossen. Damit waren es deutlich weniger Zuschauende als im Vorjahr. Der Stimmung hat das aber keinen Abbruch getan. Dort, wo der Zug vorbeifährt, winken ihm gut gelaunte Besuchende in sämtlichen Altersgruppen zu. Manche tanzen. Andere machen Fotos oder genießen einfach die Demo unter dem Motto „Zusammen eins. intersektional. antifaschistisch. queer“, die von der Augustaanlage über die Planken und die Breite Straße, schließlich über die Kurpfalzbrücke führt und am Alten Meßplatz endet.

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Nach Reden des Mannheimer Oberbürgermeisters Christian Specht und der Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck startet die Monnem Pride, die von dem Pfälzer LGBTQIA*-Aktivist und TV-Persönlichkeit Manuel Flickinger alias Lafayette Diamond angeführt wird. In einem sexy Outfit mit schmucken Engelsflügeln in Regenbogenfarben flaniert er gut gelaunt auf silbernen Plateauschuhen durch die Quadrate. Zum Blickfang gehören auch zahlreiche Dragqueens, die viel Glamour versprühen. 47 Gruppen mit mehr als 1500 Teilnehmenden sind am Start, darunter lokale Unternehmen, Parteien, Behörden, aber auch Kliniken sowie die Stadtverwaltungen von Mannheim und Ludwigshafen. Die Paradeteilnehmer werfen Goodies wie Bonbons, Gummibärchen, Wassereis, Sonnencreme, aber auch Kondome, Fächer, Aufkleber und Regenbogenfähnchen in die Menge, wo die Gäste die Hände aufhalten.

Parade und Platzfest erstmals von Queerem Zentrum organisiert

Veranstaltet werden die Parade sowie das Platzfest auf dem Alten Meßplatz, vom Queeren Zentrum Mannheim (QZM), das für diesen Zweck den Verein „Monnem Pride e. V.“ gegründet hat. Dieses Jahr sind beide Teil aus einer Hand, vergangenes Jahr war das QZM für das Platzfest als kurzfristige Ersatzveranstaltung zuständig, während der CSD Rhein-Neckar die Demo auf die Beine gestellt hat. „Wir sind total zufrieden“, sagt QZM-Geschäftsführerin Katrin Hofner. „Bei jeder großen Veranstaltung tun sich unerwartete Dinge auf. Aber wir haben für alles eine Lösung gefunden.“ Unterstützt wurden sie auch vom Fachbereich Sicherheit und Ordnung und der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV), die auch mit einem Truck teilnehmen.

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Die Pride-Veranstaltung sei in der Vergangenheit auch total schön gewesen, so Hofner. „Wir glauben, dass er wieder so groß werden kann, und trotzdem muss man nicht auf Awareness und ein vielfältiges Line-up verzichten.“ Der neue CSD habe auch Rassismus im Blick, es gebe nicht nur teure Angebote. Er soll alle Menschen ansprechen, und damit inklusiver, nachhaltiger und politischer sein. Dazu gehören unter anderem auch Rampen. „Es gibt auch Menschen mit Behinderungen, die queer sind“, sagt Hofner.

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Mei und Laura aus Mannheim waren schon mehrmals beim CSD. „Mir gefällt die Vielfalt“, schwärmt Mei, die sich als pansexuell bezeichnet. Die Freundinnen tragen große Regenbogenfahnen und schätzen es, dass sie an diesem Tag einfach so sein können, wie sie sind. Adrian, Madeline und Maike haben sich auf den Planken auf die Bank gestellt, um eine bessere Sicht auf den bunten Zug zu bekommen. Das Trio vermisst die Zeiten, in denen die Feierlichkeiten auf dem Schlossplatz stattfanden, wollen sich aber das Platzfest auf dem Alten Meßplatz trotzdem anschauen. Adrian sieht in der Veranstaltung eine Möglichkeit, mehr Leute nach Mannheim zu locken, was der Stadt zugutekommt.

Der Alte Meßplatz lädt mit zahlreichen Infoständen zum Bummeln ein. Auch der Mannheimer Schauspieler und Sänger Markus Beisel alias Céline Bouvier ist mit von der Partie. Auftreten wird Bouvier jedoch nicht. „Ich habe heute frei“, sagt die glamouröse Dragqueen und lacht. „CSD heißt für mich heute nicht nur Christopher Street Day, sondern auch Célines Super Day, denn ich habe heute Geburtstag.“ Bouvier unterstützt an diesem Tag das Rhein-Neckar-Theater und die Aidshilfe.

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Tamara aus Waghäusel ist mit ihrer Frau auf der Demo gewesen und feiert nun auf dem Alten Meßplatz weiter. „Der CSD ist dieses Jahr noch professioneller aufgebaut als vergangenes Mal“, lobt die 44-Jährige. Nach einer kurzen Begrüßung durch Susanne Hun aus dem Vorsitz des QZM, übernimmt das Moderationsduo Purple Suggar und Shayma al Queer das Mikrofon. Die beiden weisen auf geltende Regeln hin. Übersetzt wird die Ankündigung in Gebärdensprache. Es gibt Musikacts wie Leopold, aber auch politische Reden.

Auftritt von TV-Persönlichkeit Manuel Flickinger kommt gut an

Manuel Flickinger tritt als erster Künstler in einem schicken roten Anzug auf. Er präsentiert seine mitreißenden Hits „Prinz Charming“ und „Love Is Love“ und erntet viel Beifall. Der 36-Jährige ist begeistert von der Parade und der guten Stimmung im Publikum. „Mannheim ist meine Home-Pride“, schwärmt er. „Die Leute sind toll. So muss es hier weitergehen.“ Joanna ist mit ihren Pflegekindern aus dem Odenwald angereist. Die Regenbogenfamilie freut sich auf Flickingers Auftritt. „Richtig gut“, findet die 17-jährige Larissa das Platzfest.

Auf der Neckarwiese gehen die Feierlichkeiten weiter. Die Kids Area von der Jugendförderung der Stadt Mannheim und Ilse, die Regenbogenfamiliengruppe der Region, lockt die jüngsten Besucherinnen und Besucher. In der Chill-out-Area, die von Ikea gesponsert wurde, ist Entspannung angesagt. Weiße Sonnenschirme, Liegestühle und Teppiche laden zum Relaxen ein. Ein paar Meter weiter, ist Party angesagt. Verschiedene DJ-Sets, unter anderem von Miss Onyx von den Queens of Mannheim, animieren mit fetziger Musik zum Tanzen.

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Sascha ist zum ersten Mal beim CSD in Mannheim dabei, Pascal kommt regelmäßig her. Die beiden lassen den Abend auf der Neckarwiese ausklingen. „Hier herrscht ein entspannter Vibe. Man hat die Möglichkeit, Party zu machen und zu entspannen.“ Jennifer, ihr Freund Ahkan und Louisa haben es sich auf der Rasenfläche bequem gemacht. „Ich bin hier, um neue Leute kennenzulernen“, erzählt Louisa. Die Neckarwiese mit Blick auf den Fluss findet Louisa besser als den Schlosshof, weil sie schön geräumig ist. „Man kann entscheiden, wo man hingeht, zur Bühne oder zum Feiern. Ich habe mir auch schon einige Reden angehört.“

Der farbenfrohe Demonstrationszug führt die Teilnehmenden durch die Mannheimer Innenstadt und endet auf dem Alten Messplatz. © Christoph Blüthner

Katrin Hofner und ihr Team haben noch viel vor. Der CSD in Mannheim sei einst der fünftgrößte in Deutschland gewesen. „Da wollen wir es auch wieder hinschaffen.“ Es gebe zudem einen CSD-Tourismus, da viele Zuschauende von weither anreisen. Es sei für alle gut, wenn viele Leute kommen. „Langfristig soll der CSD in die Innenstadt, so richtig in die Mitte der Gesellschaft.“

Freie Autorin Kulturredaktion, Lokalredaktion, Wochenende. Schwerpunkte: Bunte Themen, Reisereportagen, Interviews, Musik (von elektronischer Tanzmusik bis Pop), Comedy und Musicals

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