Antrag eingereicht

Bundeskartellamt prüft Klinikverbund von Mannheim und Heidelberg

Der Verbund der beiden Universitätskliniken Mannheim und Heidelberg nimmt Fahrt auf - denn jetzt prüft das Bundeskartellamt die Pläne. Das kann Monate dauern. Oberbürgermeister Specht spricht trotzdem von einem Meilenstein

Von 
Waltraud Kirsch-Mayer
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Jetzt geht’s voran: Die Unikliniken Mannheim und Heidelberg haben ihre Verbundpläne dem Bundeskartellamt zur Prüfung vorgelegt. © Christoph Blüthner

Mannheim/Heidelberg. Am Aschermittwoch mag die Fasnacht vorbei sein, dafür nimmt die Zukunft des Universitätsmedizinstandortes Mannheim an diesem besonderen Tag Fahrt auf. In einer am Nachmittag verschickten Pressemitteilung erklärt das baden-württembergische Wissenschaftsministerium, dass die beiden Universitätsklinika Heidelberg und Mannheim beim Bundeskartellamt ihr Verbundvorhaben angemeldet haben. Ein „wichtiger Meilenstein“ kommentiert Oberbürgermeister Christian Specht hocherfreut.

Antrag beim Bundeskartellamt: Wenig Worte, große Nachricht

Gerade mal ein Dutzend Zeilen umfasst das eher kurze Statement aus Stuttgart - aber die Botschaft hat es in sich. Schließlich erklärt Wissenschaftsministerin Petra Olschowski schnörkellos, dass sich das Land mit dem Antrag beim Bundeskartellamt „verlässlich zur Sicherung des Universitätsmedizinstandortes Mannheim bekannt hat“. Als den „richtigen Weg“ bezeichnet sie einen „engen Verbund“ mit dem Universitätsklinikum Heidelberg. Und Gesundheitsminister Manne Lucha bekräftigt, dadurch könne die medizinische Versorgung in der gesamten Region verbessert werden.

Die Krankenhäuser und ihre Allianz

  • Die Landesregierung hat 2023 einen Verbund des Mannheimer Klinikums mit der Heidelberger Uniklinik beschlossen. Langfristig hoffen die Krankenhäuser auf einen Zusammenschluss.
  • Zusammen hätten sie nach offiziellem Stand fast 4000 Betten (rund 2600 in Heidelberg, ungefähr 1350 in Mannheim). Damit wären sie größer als die Berliner Charité (an mehreren Standorten insgesamt fast 3300 Betten).
  • Um die Kliniken wurde die Health + Life Science Alliance gegründet, zu der auch die Uni Heidelberg, das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI), das Deutsche Krebsforschungszentrum, das Max-Planck-Institut für Medizinische Forschung und das Europäische Molekularbiologie-Laboratorium gehören. 

„Alle Beteiligten eint das gemeinsame Ziel, einen Leuchtturm der Medizin zu gestalten“, erklärt Christian Specht als Mannheimer Stadtoberhaupt und Vorsitzender des Klinikum-Aufsichtsrates in einem Statement, das kurz nach der Mitteilung des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums über den Ticker läuft. Specht sieht in dem angepeilten Verbund auch „eine wichtige Grundlage zur Fortentwicklung des Standorts zu einem Zentrum der Gesundheitswirtschaft“.

Ähnlich äußert sich der Vorstandsvorsitzende und Leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums Heidelberg: Ingo Autenrieth geht ebenfalls davon aus, dass sich aus dem anvisierten Schulterschluss „große Potenziale und langfristig attraktive Perspektiven“ für den Forschungs- und Gesundheitsstandort in der Metropolregion Rhein-Neckar ergeben. Er betont außerdem: „Alle bisherigen Gutachten haben die medizinische und wirtschaftliche Sinnhaftigkeit einer Verbundlösung bescheinigt.“

Was nun beim Klinikverbund Mannheim-Heidelberg passiert

Und wie geht es nun weiter, nachdem am Aschermittwoch die sogenannte Fusionskontrollanmeldung offiziell eingereicht worden ist? Das Wissenschaftsministerium teilt mit, dass das Bundeskartellamt wohl eine „vertiefte Prüfung“ vornehmen werde und sich diese bis zu fünf Monaten hinziehen könnte.

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Die unabhängige Wettbewerbsbehörde mit Sitz in Bonn und rund 400 Beschäftigten untersucht bei Zusammenschlüssen von Unternehmen - wozu auch Kliniken zählen -, ob damit eine Marktdominanz entsteht, die Nachteile für Verbraucher, Nutzer beziehungsweise kranke Menschen bringen könnte.

Allerdings ist die Situation bei Krankenhäusern insofern speziell, als bei komplexen medizinischen Angeboten bewusst Mindestmengen festgezurrt werden, weil Studien belegen: Erst eine gewisse Anzahl von Behandlungsfällen gewährt ausreichend Erfahrung samt Ablaufroutine, die für Therapiesicherheit unabdingbar sind. Und die wird manchmal erst durch Zusammenlegungen erreicht.

Viele Verfahren beim Bundeskartellamt in der Krankenhaus-Branche

Wer in die vom Bundeskartellamt veröffentlichte Liste laufender Fusionskontrollverfahren schaut, findet mehrere Prüfungen, welche die Krankenhausbranche betreffen. Denn hier ist vieles im Fluss. Bekanntlich haben vor gut drei Jahren in Mannheim die beiden christlichen Hospitäler, das katholische Theresien- und das evangelische Diakonissenkrankenhaus, unter dem Dach der BBT-Gruppe (Barmherzige Brüder Trier) fusioniert. Auch dafür musste die Wettbewerbsbehörde erst mal Grünes Licht geben.

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Für die Universitätsmedizin Mannheim (UMM) kommt die Nachricht, dass der angestrebte Verbund durch Anmeldung beim Bundeskartellamt Fahrt aufnimmt, zum richtigen Zeitpunkt. Schließlich befindet sich das Klinikum in einer finanziell schwierigen Lage. Wie hinter den Kulissen zu hören ist, war es bei der Aufsichtsratssitzung vor einer Woche alles andere als einfach, den Wirtschaftsplan zu verabschieden. Das aktuelle Bekenntnis des Landes zum Medizinstandort Heidelberg-Mannheim dürfte sich in Stuttgart bei Verhandlungen für Zuschüsse, die ans UMM fließen, positiv auswirken.

Freie Autorin

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