Feudenheimer Straße - Esso-Filiale muss schließen, weil die Stadt mit dem Gelände andere Pläne hat / Streit um Buga als Grund  

Buga 2023: Tankstellen-Aus nach 50 Jahren

Von 
Steffen Mack
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Mannheim. Die grünen und weißen Schilder sind nicht zu übersehen. „Räumungsverkauf“, klebt in riesigen Buschstaben an der Esso-Tankstelle in der Feudenheimer Straße. Und: „Letzter Verkaufstag am 14. Oktober.“ Wessen Schuld die Schließung sei, wird auf einem Plakat ebenfalls deutlich gemacht: „Eine jahrzehntelange Legende geht zu Ende“, leider werde der Pachtvertrag von der Stadt Mannheim nicht mehr verlängert.

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Fragt man die Stationsleiterin (die ihren Namen nicht in den Medien lesen möchte), nach dem Warum, antwortet sie: „Die Buga.“ Die Tankstelle passe nicht ins Konzept der Stadt für die Bundesgartenschau, die 2023 in der Feudenheimer Au auf der anderen Straßenseite sowie auf Spinelli stattfinden solle.

„Das hat nichts damit zu tun“

Dem widerspricht Buga-Geschäftsführer Michael Schnellbach vehement: „Das hat nichts damit zu tun.“ Die Tankstelle werde für den Grünzug Nordost geschlossen. Mit dem hänge die Buga zwar zusammen, man müsse beides aber unterschieden. Er sei hier der falsche Ansprechpartner. Auf den Einwand, dass auch die Feudenheimer Bezirksbeiräte die Buga für das Tankstellen-Aus verantwortlich machen, antwortet Schnellbach: „Das Thema lebt seit Jahren von Halbwissen.“ Zu dem, was auf dem freiwerdenden Gelände entstehen soll, will er nichts sagen. Das sei Aufgabe der Stadt. Mit der über den Neckar geplanten Seilbahn zur Buga habe es gar nichts zu tun.

Stadtsprecher Jan Krasko teilt auf Anfrage mit, das Gelände könne vor dem Landschaftsschutzgebiet Feudenheimer Au „eine Eingangsfunktion“ zu den Sportstätten am Neckar bekommen. „Es soll ein Anziehungspunkt für Vorbeikommende bilden und damit das gesamte Areal aufwerten.“ Darüber diskutiere man auch mit den Sportvereinen. Planungsaufträge seien erteilt und würden, sobald konkret, vorgestellt.

Die Stationsleiterin zeigt sich indes überzeugt, dass ihre Tankstelle nach wie vor sehr nützlich sei. Wenn man auf den Rhein-Neckar-Schnellweg fahre, „sind wir die letzte Tankstelle vor der Autobahn“. Die Filiale werde auch als Einkaufsmöglichkeit rege genutzt, sowohl von Kleingärtnern auf der Nordseite wie den Sportlern im Süden und den Anwohnern der benachbarten Vororte.

Die Stadt verpachtet die Tankstelle seit 1970. Mittlerweile hätten die zwölf Mitarbeiter neue Jobs in anderen Esso-Filialen gefunden, so die Stationsleiterin. Dennoch treffe das Aus alle sehr. Vergeblich habe der Konzern angeboten, die Tankstelle mit einer Burger-King- und einer Starbucks-Filiale aufzuwerten.

Dazu erklärt der Stadtsprecher, eine Modernisierung sowie zusätzliche Ketten seien bei den Gesprächen kein Thema gewesen. Die Beteiligten hätten gewusst, dass eine Verlängerung des Pachtvertrags nicht in Frage komme. Es müssten unterirdische Tankbehälter und eventuelle Altlasten entfernt werden.

Scharfer Protest von der CDU

Feudenheimer Bezirksbeiräte reagieren unterschiedlich auf die Schließung der Tankstelle. „Ich finde es ganz gut, dass die wegkommt“, sagt Markus Risch für die Grünen. Für Autofahrer sei das zwar schade. Aber langfristig biete sich so die Chance, an der Stelle einen S-Bahnhof zu errichten. „Das wäre ideal.“ Für die SPD begrüßt Klaus Glas ebenfalls, „dass die Tankstelle da wegkommt“. Allerdings warte er zur Buga-Infrastruktur auf Erklärungen, „wie das alles laufen soll“. Auch Stephan Bordt von der Linken zeigt Verständnis dafür, dass der Zugang zum Buga-Gelände vom Neckar neu gemacht werde. Er hoffe jedoch, dass dem nicht die dort ansässigen Gärtnereien zum Opfer fielen.

Heftiger Protest kommt von Christdemokrat Rudolf Götz. Das Aus für die Tankstelle sei „eine Schande“. Erneut werde „für ein sommerlanges Fest ein wichtiger Versorgungspunkt der Feudenheimer Bürger ausradiert“. Diese müssten zusätzliche Fahrtwege zurücklegen, um zur anderen Tankstelle im Westen des Vororts zu kommen.

Für die AfD zeigt sich Stadtrat Ulrich Lehnert gespalten. Einerseits „bin ich für Tankstelle“. Andererseits müsse er als Aufsichtsrat der Buga, obwohl seine Partei diese ablehne, nach außen dahinter stehen. FDP-Bezirksbeirätin Birgit Sander-Schmitt findet das Tankstelle-Aus bedauerlich, aber nachvollziehbar. Ihr seien hier allerdings „noch zu viele Fragen offen“. Auch Christiane Säubert von der Mannheimer Liste wünscht sich eine Erklärung, warum die Schließung der Tankstelle („ich dachte immer, dass ist eine Goldgrube“) notwendig sei. Sie habe von Betreiberseite gehört, dort sollten Parkplätze für die Buga entstehen.

Ihr Parteifreund Roland Weiß hat deswegen eine Anfrage an die Verwaltung gestellt. Der Stadtrat bekam zur Antwort, eine „Parkierungsfläche für die Bundesgartenschau“ sei nicht vorgesehen. In den kommenden Wochen und Monaten werde die Planung weiter konkretisiert.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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