Hoher Stromverbrauch

Bringen hohe Energiekosten an Mannheimer Kliniken Nachteile für Patienten?

Explodierende Kosten für Strom und Gas treffen nicht nur Privathaushalte. Auch das Mannheimer Klinikum und die beiden christlichen Krankenhäuser leiden darunter. So wird gespart, das bedeutet es für die Patienten

Von 
Steffen Mack
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Hochmoderne medizinische Geräte wie dieser Magnetresonanztomograph (MRT) gehören zu den größten Stromfressern in den Krankenhäusern. © UMM

Mannheim. Von der Notaufnahme über den OP-Saal bis zum Patientenzimmer - ohne Strom und Wärme geht hier nichts. Entsprechend haben Krankenhäuser auch besonders unter den hohen Energiekosten zu leiden. Belastend hinzu kommen die wieder stark gestiegenen Corona-Zahlen. Hier Fragen und Antworten zur aktuellen Lage der Kliniken.

Woher beziehen die Mannheimer Krankenhäuser ihre Energie?

Das Diako wird nach Angaben von Sprecherin Nina Luschnat mit Gas beliefert, das Theresienkrankenhaus bezieht Fernwärme. Auch das Klinikum deckt laut Sprecher Dirk Schuhmann schon seit vielen Jahren einen Großteil seines Wärmebedarfs über effiziente und umweltfreundliche Fernwärme. Für die Erzeugung von Prozessdampf - für Raumlufttechnik, die Aufbereitungseinheit für Medizinprodukte und küchentechnische Anlagen benötigt - sei bislang Erdgas verwendet worden. Hier setzte man nunmehr auf leichtes Heizöl. Die christlichen Krankenhäuser beziehen ebenfalls zusätzlich Öl. Und ebenso wie alle haben sie generell einen hohen Strombedarf.

In welchen Krankenhausbereichen ist der Stromverbrauch besonders hoch?

Als Beispiele werden neben der Beleuchtung medizinische Hightech-Geräte wie Computertomographen (CT) oder Magnetresonanztomographen (MRT) genannt.

Wie stark haben die Energiekosten zugenommen?

Im Klinikum laut Schuhmann 2022 etwa um 25 Prozent. Durch einen langfristigen Liefervertrag sei der vereinbarte Strompreis für ein weiteres Jahr fixiert. Für die christlichen Krankenhäuser spricht Luschnat von stark gestiegenen Kosten. Das genaue Ausmaß lasse sich wohl erst 2023 beziffern, wenn die Jahresabrechnungen vorlägen.

Was ist, falls es in diesem Winter zu Versorgungsengpässen kommen sollte?

Dafür seien ihre Häuser gut gerüstet, betonen die Kliniksprecher. Sie verweisen unter anderem auf Notstrom-Anlagen mit großen Diesel-Aggregaten, mit denen kritische Bereiche wie OP-Säle oder Medizingeräte notfalls über mehrere Tage versorgt werden könnten. Neben den eigenen Notfallplänen gebe es auch die der Stadt, die eine Versorgung der Krankenhäuser sicherstellten.

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Was tun die Kliniken, um kurzfristig Energie zu sparen?

Abläufe und Geräte würden schon seit Jahren kontinuierlich nach Energiesparmöglichkeiten - etwa durch LED-Leuchten - überprüft, so die Krankenhäuser. Nun wolle man im Winter noch zusätzlich die Temperatur in Fluren und Gängen überall dort reduzieren, wo dies ohne Belastung für Patienten möglich sei. Schuhmann verweist auch auf eine Mitarbeiterfibel zum Energiesparen am Arbeitsplatz, die neu erstellt werde, sowie auf die abgeschaltete LED-Fassadenbeleuchtung des Hauptgebäudes am Neckar. Alle sicherheitsrelevanten Beleuchtungen auf dem Campus blieben natürlich an.

Welche Einschnitte bekommen Patienten nun zu spüren?

Gar keine, betonen die Mannheimer Kliniken übereinstimmend. Die steigenden Energiepreise wirkten sich nicht auf die Qualität der medizinischen Versorgung aus, sondern nur auf ihre wirtschaftliche Lage. Daher haben sie sich auch Forderungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft nach einem sofortigen Inflationsausgleich durch einen Rechnungsaufschlag von vier Prozent sowie der Wiederaufnahme der Corona-Hilfen angeschlossen.

Wie wirken sich denn die steigenden Infizierten-Zahlen aus?

Im Klinikum gebe es sowohl eine wieder zunehmende Zahl von Covid-Patienten als auch vermehrte Krankmeldungen beim Personal, so Schuhmann. Mit einem in den vergangenen Jahren gezielt aufgebauten Springer-Pool in der Pflege und im ärztlichen Dienst könne dies jedoch ausgeglichen werden. Im Diako und im Theresien würden die verstärkten Ausfälle - neben Corona auch durch jahreszeitliche Atemwegserkrankungen - ebenfalls noch „sehr gut“ aufgefangen, so Luschnat.

Drohen wieder Einschränkungen für Behandlungen und Besucher?

Nach Angaben der Krankenhäuser weder noch. Man beobachte die Entwicklung aber sehr genau und stehe hier auch im ständigen Austausch mit der Stadt. Je nach der weiteren Entwicklung des Infektionsgeschehens sei leider nicht auszuschließen, Behandlungskapazitäten oder Besucherregeln in der Pandemie noch mal einschränken zu müssen.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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