Kommentar Operieren bei Kerzenschein? Energiekrise in der Gesundheitsversorgung

Steffen Mack über die enorm gestiegenen Energiekosten der Kliniken, für die es bisher weder "Wumms" noch "Doppel-Wumms" gibt

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Steffen Mack
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Eigentlich müssten jetzt alle wissen, was sie an den deutschen Krankenhäusern haben. Vor allem ihnen ist zu verdanken, dass die Pandemie hier deutlich glimpflicher abgelaufen ist als in vielen anderen Ländern. Nicht umsonst gelten die Covid-Patienten in den Kliniken mittlerweile als wichtigster Maßstab dafür, ob staatliche Einschränkungen erforderlich sind. Umso beschämender ist es, wie Bund und Länder in der Energiekrise die Krankenhäuser im Stich lassen.

Wie hoch deren Energieverbrauch ist, kann sich jeder Fünfjährige ausmalen. Ebenso, dass zum Stromsparen – überspitzt gesagt – Patienten nicht bei Kerzenschein operiert oder bei Rückenleiden statt MRT-Untersuchungen schlecht Rheumadecken umgelegt werden können. Gleichwohl schnürt die Regierung Entlastungspaket um Entlastungspaket (in der Kanzlersprache „Wumms und Doppel-Wumms“), ohne den Krankenhäusern zu helfen. Geredet wird darüber, geschehen ist nichts.

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Auch die Länder dürften ruhig aktiv werden. In der Pandemie spannte Baden-Württemberg einen üppigen Rettungsschirm über seine Universitätskliniken, von dem kommunale Krankenhäuser indes nur träumen konnten. Auch das Mannheimer Klinikum in seiner Mischform, doch wie das in Stuttgart ignoriert wird, ist ja ein Kapitel für sich.

Schleichende Flurbereinigung

Was wieder häufiger anklingt, ist eine vor Corona rege diskutierte These: dass Deutschland viel zu viele Krankenhäuser habe, eine Flurbereinigung her müsse. Das kann man wirtschaftlich so sehen. Aber es gilt in erster Linie für Kliniken im ländlichen Raum. Dass die Maximalversorger in Großstädten weiter gebraucht werden, ist unstrittig. Aber auch die geraten mit in gefährliche finanzielle Schieflage, sollte die Politik versuchen, überzählige Häuser in den schleichenden Ruin zu treiben und sich damit um unangenehme Standort-Entscheidungen zu drücken. Diesen Eindruck konnte man vor Corona gewinnen, und so wirkt es jetzt wieder.

Neben kurzfristigen Finanzhilfen brauchen die Krankenhäuser dringend eine Strukturreform. Das System mit den festen Fallpauschalen – also unabhängig vom tatsächlichen Behandlungsaufwand – muss weg, weil es falsche Anreize gesetzt und den monetären Druck zu sehr verstärkt hat. Die Kliniken sollten nicht nur für das bezahlt werden, was sie tun, sondern auch für das, was sie bei Bedarf anbieten können. In der Pandemie wurde das mit bereitgehaltenen Intensivbetten so bereits gehandhabt. Auch das hat sich sehr bewährt.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen