Pandemie

Corona bringt Krankenhäuser in der Metropolregion wieder ans Limit

In vielen Krankenhäusern der Metropolregion werden Personal und Betten schon wieder knapp. Dramatisch krank sind nur wenige, aber viele sind eben mit Covid infiziert

Von 
Stephan Alfter
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Eine Mitarbeiterin am Intensiv-Bereich des Klinikums Ludwigshafen. © B. Zinke

Rhein-Neckar.

Es wird eng. Corona ist nicht erst seit einigen Tagen wieder Hauptthema in den Kliniken des Rhein-Neckar-Raums. Unabhängig voneinander schildern Häuser in der Pfalz, in Heidelberg und im Kreis Bergstraße auf Anfrage ähnliche Szenarien. Zum einen kommen vor allem ältere Menschen derzeit oft nicht wegen Corona ins Krankenhaus, sondern sie kommen wegen einem anderen Leiden, bringen aber Corona mit oder stecken sich sogar im Krankenhaus an. Eine Sprecherin der Universitätsklinik in Heidelberg sagt: „Der größere Teil der Corona- positiven Patientinnen und Patienten hat die SARS-CoV-2-Infektion als Nebendiagnose und wird primär wegen einer anderen Erkrankung behandelt.“

Zum Zweiten sei die Anzahl der Neuinfektionen in der Belegschaft stark angestiegen. Jeden Tag fehlten allein deshalb 20 bis 30 Beschäftigte. Im August habe dieser Wert relativ konstant bei etwa fünf gelegen. Noch ließen sich die Ausfälle kompensieren. Mögliche Folgen eines Personalausfalls sind aus Sicht des Universitätsklinikums die hauptsächliche Herausforderung für diesen Winter.

Conona-Virus nur Nebendiagnose

Vom „Faktor fünf“ spricht auch das Klinikum in Ludwigshafen – sowohl infizierte Patienten als auch das Personal betreffend. Fünf Mal mehr Corona-Infektionen als vor wenigen Wochen. Die Betten-Kapazität sei daher in manchen Bereichen fast permanent am Limit. Noch schlimmer sei es in anderen Häusern in der Pfalz, so eine Sprecherin des Klinikums. Bei zwei Häusern stehe die Ampel auf Schwarz beziehungsweise Rot – also entweder komplett abgemeldet oder nur für akute Notfällen erreichbar. Bleibt die Frage nach der Impfung. 57 Prozent der Menschen auf der Normalstation habe keine. 50 Prozent der Erkrankten auf der Intensivstation seien geimpft. Zwei von sechs Leuten lägen dort wegen einer Corona-Infektion.

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Von einer angespannten Personalsituation spricht man auch im Speyerer Krankenhaus der Diakonissen. Die Regelversorgung von Patienten sei derzeit aber noch gewährleistet. Für die kommenden Wochen könne man das nicht vorhersagen. Mitarbeitende fielen in diesen Tagen wegen eigener Krankheit aus oder weil sie Kinder in häuslicher Quarantäne betreuen müssten.

Impfen schützt weiterhin

Mit Blick auf die Corona-Patienten stelle man eine Konzentration in der Altersklasse der über 60 Jahre alten Menschen fest. Personen ohne vollständigen Impfschutz würden weiterhin überproportional oft wegen einer Corona-Behandlung aufgenommen, berichtet eine Sprecherin auf Anfrage dieser Redaktion. Das Land Hessen hat die Anzahl der für Covid-19-Fälle vorzuhaltenden Betten fast verdoppelt. Im Kreiskrankenhaus in Heppenheim wird das in Kombination mit einer derzeit ebenfalls hohen Anzahl an Erkrankungen beim Personal zum Problem. So berichtet es Geschäftsführerin Lina Bartruff. Die Konsequenz: In Heppenheim ist man bereits gezwungen, OP-Termine zu verschieben, um die Notfallversorgung aufrechterhalten zu können. „Wir bewerten die Situation im Moment täglich neu, um auf die Veränderungen direkt reagieren zu können“, so Bartruff.

Sie merkt dazu noch an, dass auch andere Erkältungskrankheiten wieder in den Vordergrund träten und für Personalausfall sorgten. Ohnehin habe die Corona-Pandemie den bereits existierenden Fachkräftemangel im Klinikwesen noch einmal sehr verschärft.

Redaktion Reporter in der Metropolregion Rhein-Neckar

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