Mannheim. Gegen 12 Uhr rollen am Mittwoch die Traktoren durch die Dudenstraße. Kurze Zeit später haben sie sich formiert. In Reih’ und Glied stehen 14 Fahrzeuge von Bauern aus der Region vor dem Redaktionsgebäude des „Mannheimer Morgen“. Laut hupend, wie schon in den vergangenen Wochen, richten Sie die Aufmerksamkeit auf sich und machen damit ihrem Unmut Luft. Noch immer protestieren die Landwirte gegen die Sparpläne der Bundesregierung. Diesmal richtet sich ihre Kritik aber auch an die Medien.
Die Bauern fühlen sich in den Hintergrund gedrängt. Andere Themen, beispielsweise der Streik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), standen zuletzt im Mittelpunkt der Berichterstattung, kritisiert Thomas Bossert, Landwirt aus Wallstadt. Über den großen Protest in Stuttgart am Dienstag sei jedoch kein Wort verloren worden, moniert er. Tausende Landwirtinnen und Landwirte waren zu einer Kundgebung in die Landeshauptstadt gefahren, um gegen die Haushaltspolitik der Bundesregierung zu demonstrieren.
Konstruktiver Dialog zwischen Bauern und Redaktion
Unter anderem wegen der geplanten Abschaffung von Steuerentlastungen beim Agrardiesel in mehreren Schritten gehen bundesweit seit Wochen Landwirte auf die Straßen. Wegen der fehlenden Berichterstattung über die Kundgebung in Stuttgart, was unter anderem auch im „MM“ der Fall war, habe Bossert sich dem gegen die Medien gerichteten Protest angeschlossen. Die Aktion sei spontan am Morgen von den Landwirten geplant worden, erzählt er. Vor Ort suchen sie das Gespräch mit „MM“-Chefredakteur Karsten Kammholz, der sich dem Dialog mit den Bauern stellen sollte.

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„Das Gespräch mit den protestierenden Landwirten verlief konstruktiv“, sagt Kammholz und bringt Verständnis für die Reaktion der Bauern auf: „Wir in der Redaktion verstehen die Sorgen wegen der Sparpläne der Ampel-Regierung.“ Der Chefredakteur wehrt sich aber gegen die Kritik an der Berichterstattung zum Thema. „Was wir uns sicher nicht vorwerfen lassen müssen: Dass wir die Demonstrationen der Bauern journalistisch zu wenig begleiten würden. Kaum ein Thema hat in den vergangenen Wochen auf unseren Kanälen mehr Raum eingenommen“, betont Kammholz. In den vergangenen vier Wochen hat der „MM“ alleine im Lokalteil der Zeitung fünf Berichte zu den Protesten der Landwirte veröffentlicht.
Unter anderem ist ein Redakteur bei der Demo in Mannheim am 8. Januar auf einem Traktor mitgefahren. Eine Redakteurin hat sich ausführlich mit Landwirt Wolfgang Guckert aus Mannheim-Sandtorf, der zugleich Vorsitzender des Kreisbauernverbands Rhein-Neckar ist und die Proteste in der Region mitorganisiert, über Subventionen und Einkommen der Landwirte sowie die Entwicklung der Lebensmittelpreise unterhalten und berichtet. Weitere Artikel zum Thema Bauernprotest finden sich in anderen Ressorts. Online wurden die Proteste in der Region zudem teilweise mit einem Liveblog begleitet.
Nach dem Gespräch mit Chefredakteur Kammholz ziehen die Protestteilnehmer gegen 12.45 Uhr weiter zum SWR. Auch dort suchen die Landwirte das Gespräch mit den Verantwortlichen, teilt die Polizei auf Anfrage mit.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bauernproteste in der Region: Die Macht der Bilder