Mannheim. Tobias Plieninger hat eine bemerkenswerte Leistung vollbracht: Er lief 100 Kilometer beim berühmten Bieler Ultramarathon, bekannt als eine der herausforderndsten Laufveranstaltungen in Europa. Doch für den passionierten Läufer ging es nicht um Medaillen oder persönliche Bestleistungen. Vielmehr stand der Lauf im Zeichen eines höheren Ziels: Plieninger nutzte den Lauf als Spendenaktion zur Unterstützung von „dress2bless“, einem sozialen Projekt in Mannheim, das ab Herbst 2025 Frauen mit Flucht- und Gewalterfahrungen neue Chancen bieten soll.
„Es geht nicht nur ums Laufen, es geht darum, Hoffnung zu schaffen. Mein Lauf sollte eine Ermutigung sein. Jeder Kilometer steht für einen Schritt hin zu einem neuen Leben“, erklärte Plieninger, der hauptberuflich als Banker arbeitet. Bisher hatte er sich auf Marathon-Distanzen – 42,2 Kilometer – beschränkt. Doch der Reiz, sich für eine gute Sache einzusetzen, bewog ihn dazu, erstmals die 100 Kilometer in Angriff zu nehmen. Am Abend des 6. Juni fiel der Startschuss in der Schweizer Stadt Biel unter denkbar ungünstigen Bedingungen: Bei anhaltendem Regen und Gewitter und mit klatschnassen Schuhen erreichte er am nächsten Tag das Ziel. „Ich wollte zeigen: Wenn ich diese Strecke schaffe, können wir auch gemeinsam eine Zukunft für diese Frauen aufbauen.“
Trotz der widrigen Umstände hat der 45-Jährige nie daran gezweifelt, anzukommen. Die Zuversicht habe ihn getragen – eine Zuversicht, die er auch den Frauen bei „dress2bless“ wünscht. Während der Lauf für Plieninger eine persönliche Herausforderung darstellte, so ist das eigentliche Rennen doch ein kollektives: Mit zahlreichen Unterstützern die finanzielle Basis für das Projekt zu sichern und den Frauen in Mannheim eine echte Chance auf einen Neuanfang zu ermöglichen.
Das Projekt
- Das Projekt „dress2bless“ setzt sich für die gesellschaftliche Teilhabe von Frauen mit Flucht- oder Gewalterfahrung ein.
- Träger des Projekts ist der gemeinnützige Verein Advocate 4 Liberty e.V. mit Sitz in Walldorf. www.advocate4liberty.de.
- Die öffentlichen Nähkurse können über www.dress2bless.de gebucht werden.
- Spenden sind möglich über die Website der Volksbank Kraichgau www.viele-schaffen-mehr.de/projekte/dress2bless.
Plieningers Engagement für das Projekt entspringt seiner Überzeugung, dass Sport und soziale Verantwortung Hand in Hand gehen können. „Wir alle brauchen manchmal Unterstützung, um wieder aufzustehen oder durchzuhalten. Diese Nähwerkstatt soll genau das sein. Das hat mich motiviert, 100 Kilometer zu schaffen“, sagte er. Seine Vision ist es, durch Spendenläufe eine breite Gemeinschaft zu schaffen, die sich gemeinsam für ein Projekt engagiert. „Es freut mich zu sehen, dass, wenn viele für ein Projekt ein wenig geben, mein Lauf eine Menge bewegen kann.“ Noch bis zum 11. August läuft die Crowdfunding-Kampagne für „dress2bless“, bei der jede Spende ab zehn Euro von der Volksbank Kraichgau mit weiteren zehn Euro unterstützt wird. Bisher sind beim Crowdfunding 1.470 Euro gesammelt, das Ziel sind 7.525 Euro.
Das Projekt „dress2bless“ ist eine Initiative des Vereins Advocate 4 Liberty und zielt darauf ab, Frauen mit Flucht- und Gewalterfahrungen in Mannheim zu ermächtigen. Viele dieser Frauen sind traumatisiert, verfügen über wenig bis keine beruflichen Qualifikationen und sind oft von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen. Sprachbarrieren und ein mangelndes Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten verstärken diese Ausgrenzung. „Dress2bless“ bietet Nähkurse, psychosoziale Begleitung und Jobcoaching an, um den Teilnehmerinnen zu helfen, Schritt für Schritt Selbstvertrauen aufzubauen und neue Perspektiven zu entwickeln.
„Die Teilnahme ist kostenfrei. So können wir möglichst vielen Frauen die Tür zu neuen Wegen öffnen“, sagte Katrin Gonser, die Vorsitzende des Vereins Advocate 4 Liberty und Gründerin von „dress2bless“. „Unser Ziel ist es, durch psychosoziale Beratung, Jobcoaching, Sprachkurse und öffentliche Nähkurse als Brücke zur Gesellschaft die Frauen zu ermächtigen und ein Sprungbrett für eine spätere Arbeitsfähigkeit zu legen.“
Die erste Projektphase ist für den Herbst 2025 geplant und wird mit einer festen Gruppe von Teilnehmerinnen starten. Bei „dress2bless“ erleben die Frauen Gemeinschaft, Anerkennung und die Kraft, durch eigenes Tun neue Wege zu gehen. Der Start im Herbst 2025 markiert den Anfang eines langfristigen Engagements, das die Lebenswege vieler Frauen nachhaltig verändern soll.
Tobias Plieninger hofft, dass seine sportliche Leistung und der damit verbundene Spendenlauf die notwendige Aufmerksamkeit und Unterstützung für „dress2bless“ generieren. „Es ist mir ein Anliegen, über den sportlichen Wettkampf hinaus einen gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen“, sagt er.
Die Unterstützung, die Plieninger durch seinen Lauf für „dress2bless“ sammelt, soll direkt in die Projektarbeit fließen. Neben der Anschaffung von Materialien für die Nähwerkstatt wird auch ein Teil der Personalkosten gedeckt. „Jede Spende trägt dazu bei, den Teilnehmerinnen eine Perspektive zu bieten und ihre Integration in die Gesellschaft zu fördern“, betont Gonser.
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