Mannheim. Nicht nur am Weltfrauentag stellt sich die Frage: Was fehlt zur echten Gleichberechtigung beider Geschlechter? Was wünschen sich die Mädchen? Wo macht es ihnen das System schwer? In Mannheim gingen am Freitag zahlreiche Mädchen und junge Frauen auf die Straßen, um sich lautstark für Mädchenrechte und Gleichberechtigung zu demonstrieren.
Veranstalter der Mädchendemonstration waren das Netzwerk Mädchenarbeit in Mannheim (NEM*A) und die Koordinierungsstelle Mädchenarbeit der Stadt Mannheim. Die Veranstaltung war eigentlich im Rahmen des Internationalen Frauentags am 8. März geplant und musste leider abgesagt werden.
Der weltweit begangene Frauentag am 8. März lenkt seit 1911 die Aufmerksamkeit auf die Rechte, Lebensrealitäten und Errungenschaften von Frauen und Mädchen. Deshalb sind am Freitagnachmittag auch mehr als hundert Mädchen und junge Frauen aus verschiedenen Einrichtungen und Schulen in Mannheim, aber auch vom Stadtjugendring Weinheim e.V. für die Gleichberechtigung der Geschlechter auf die Straße gegangen.
„Mädchen sind stark“ skandierten die Teilnehmenden lautstark, begleitet von Musik und ohrenbetäubendem Trillerpfeifen. Die Mädchendemo, die auf die Bedeutung von Mädchenrechten und Geschlechtergerechtigkeit aufmerksam machen sollte, führte unter dem Motto „Girls* out loud, dein Recht, deine Stimme“, von der Abendakademie zum Stadthaus in N1.
Mädchen übergeben Forderungen an Bürgermeister in Mannheim
Dort haben die Mädchen im Ratssaal ihre Forderungen an Bildungsbürgermeister Dirk Grunert (Die Grünen) übergeben, die im Vorfeld in den verschiedenen Einrichtungen und Schulen mit Mädchen erarbeitet wurden im Rahmen eines Beteiligungsprojektes für Kinder und Jugendliche.
Das Beteiligungsprojekt, das vom 3. März bis 16. Mai durchgeführt wurde, wurde gefördert von der Servicestelle Kinder- und Jugendbeteiligung Baden-Württemberg. Elena Seipel, Beauftragte für die Koordination der Mädchenarbeit bei der Stadt, freute sich über mehr als 100 Teilnehmende. „Mädchen*arbeit in Mannheim ist eine Arbeit, die alle anspricht, die wichtig und mitreißend ist, was man hier sieht“, sagte sie.
Mädchen und junge Frauen würden in unserer Gesellschaft leider nach wie vor entlang des Geschlechts und den damit verbundenen Rollenzuschreibungen definiert. Diese Vorstellungen beeinflussten ihre Lebensverläufe und Chancen und mündeten häufig in gesellschaftlichen und individuellen Benachteiligungen, die durch andere Diskriminierungsformen weiter verstärkt werden können. „Ziel von Mädchen*arbeit ist es, diese durch pädagogische Begleitung in ihrem Selbstbewusstsein zu stärken und Räume zu bieten, in denen sie Selbstwirksamkeit erleben können“, erklärte Seipel. Außerdem agiert sie als Interessenvertretung auf gesamtgesellschaftlicher und politischer Ebene.
Sicherheit, Gleichberechtigung und Chancengleichheit: Das fordern die Mädchen
Die Demonstrierenden wiesen Bürgermeister Grunert und die anwesenden sechs Stadträtinnen verschiedener Parteien auf die Herausforderungen hin, denen Mädchen und junge Frauen weltweit gegenüberstehen. Viele erlebten nach wie vor Diskriminierung, Gewalt und eingeschränkte Bildungschancen. Theodora (11) und Eline (10) aus der Jungbuschganztagesschule forderten „Gleichheit und Respekt für alle Mädchen*, unabhängig von Herkunft oder sozialem Status“. Dazu gehörten „Sicherheit und Schutz für Mädchen, dass Frauen und Mädchen von Männern auf der Straße nicht mehr belästigt und vor Gewalt geschützt werden“.
Weitere Forderungen waren Chancengleichheit in der Schule und am Arbeitsplatz – gleicher Lohn für gleiche Arbeit – sowie im Sport. Die Mädchen forderten zudem das Recht auf Selbstbestimmung – beispielsweise bei Entscheidungen: „Jetzt wird zugehört!“ steht auf einem ihrer vielen Plakate, die von den Mädchen im Rathaus wie beim Demonstrationszug hochgehalten wurden. Was sie sich wünschen, ist auch Gesundheitsförderung für Mädchen – beispielsweise Menstruationsprodukte auf öffentlichen Plätzen.
Die Mädchen forderten aber auch mehr Räume und -Freizeitangebote für Mädchen – unter anderem auch mehr kostenlose Angebote. Gefordert wurden außerdem eine bessere Inklusion und Akzeptanz – beispielsweise auch schwul und lesbisch zu sein. Wichtig seien aber auch Gemeinschaft und Zusammenhalt, „dass wir akzeptiert werden, so wie wir sind“, denn „Sisterhood is Strength“ – „Mädchen halten zusammen“.
Mannheimer Stadträtinnen loben das Engagement der Mädchen
Die Stadträtinnen Alice van Scoter (Grüne), Annalena Wirth (SPD), Nalan Erol und Jessica Martin (beide LTK), Kathrin Kölbl (FDP) und Martina Herrdegen (CDU) lobten das Engagement der Mädchen, dass sie so laut und stark sind, ihre Forderungen deutlich machen und für sie einstehen. Sie ermutigten die Mädchen weiter laut und stark zu sein. Dass die sechs Stadträtinnen gekommen sind, um ihre Forderungen anzuhören, sei schon ihr erster Erfolg, meinte Bürgermeister Grunert.
„Wir haben in den letzten Jahren schon einiges erreicht für Mädchen und Frauen, aber bei weitem nicht alles“, erklärte Bürgermeister Grunert. Er werde ihre Forderungen mitnehmen und sehen, was sich davon verwirklichen lässt. Grunert forderte die Mädchen auf, weiterzumachen. „Wir brauchen junge Menschen, die sich einsetzen“, sagt er.
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