Verkehr

Durch Mannheim rollen nun autonome Busse mit Fahrgästen

Es sind die modernsten Fahrzeuge der Stadt, vielleicht sogar in ganz Deutschland: Ab Montag pendelt der autonome RABus regelmäßig durch Mannheim-Franklin - mit Passagieren an Bord. So war die Probefahrt

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Martin Geiger
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Das modernste Fahrzeug der Stadt – vielleicht sogar in ganz Deutschland: Der RABus fährt ab sofort durch Franklin. © dpa

Mannheim. 138 Jahre nachdem Carl Benz in Mannheim das Auto erfunden hat, ist die Stadt erneut Schauplatz einer Revolution im Mobilitätsbereich - zumindest für deutsche Verhältnisse: Ab Montag befördert ein - mehr oder weniger - autonom, also selbstständig, fahrender Kleinbus bis zu acht Personen durch Franklin. Was man über RABus wissen sollte.

Was ist RABus?

Ein Modellprojekt des Landes Baden-Württemberg, das knapp 14 Millionen Euro investiert, um das autonome Fahren zu fördern. Umgesetzt wird das „Reallabor für den automatisierten Busbetrieb im ÖPNV in der Stadt und auf dem Land“ (RABus) von einem Konsortium, dem unter anderem der Friedrichshafener Autozulieferer ZF und die Rhein-Neckar Verkehrsgesellschaft (RNV) angehören. Es gibt zwei Teststrecken: eine in Friedrichshafen und die auf Franklin.

Tatsächlich, er fährt von ganz alleine: Der Sicherheitsfahrer, der stets an Bord ist, nimmt die Hände vom Steuer. © picture alliance/dpa

Was ist das Besondere dabei?

Zwei Faktoren unterscheiden das Projekt von anderen Modellversuchen in Deutschland: Der RABus fährt auf einer ganz normalen Straße - also nicht auf einer abgesperrten Strecke. Das heißt, das Shuttle muss auf andere Autos, Radfahrer oder Fußgänger reagieren können. Zudem ist es vergleichsweise schnell unterwegs: Auf dem etwa zwei Kilometer langen Rundweg auf Franklin liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit laut ZF bei etwa 20 Stundenkilometern. In der Spitze werden auch 30 erreicht, in Friedrichshafen sogar 40. „Wir sind damit in der Bundesrepublik führend“, sagt die Mannheimer Landtagsabgeordnete und Staatssekretärin im baden-württembergischen Verkehrsministerium Elke Zimmer. Bei ZF ist man etwas zurückhaltend und spricht von „einem der modernsten Fahrzeuge“.

Wie funktioniert das?

Im Prinzip hat ZF einen Kleinbus gekauft und ihn mit drei Arten von „Augen“ ausgestattet: Laserscannern, Kameras und Radar. Alle drei Techniken werden zusammengeführt, damit sich der RABus auf der Straße orientieren und Gefahren erkennen kann. Entlang der Strecke gibt es keine speziellen Markierungen.

Fährt der Bus ständig autonom?

Nein: Ein Sicherheitsfahrer sitzt immer hinterm Steuer - und muss regelmäßig eingreifen. Erstens, wenn der Computer verunsichert ist und nicht recht weiß, ob er weiterfahren soll oder nicht: Drückt der Fahrer dann einen Knopf, wird die Fahrt fortgesetzt. Wenn nicht, hält das Fahrzeug nach ein paar Sekunden an. Zweitens muss der Mensch der Technik manchmal weiterhelfen: etwa an der Wendeschleife, die erst so spät gebaut wurde, dass sie nicht mehr in die Software integriert werden konnte. Auch wenn ein Falschparker im Weg steht, muss die Fahrt manuell fortgeführt werden, weil RABus solchen Hindernissen noch nicht alleine ausweichen kann und einfach stehenbleibt. Im Laufe der Zeit soll er jedoch immer selbstständiger werden.

© MM-Grafik

Wie ist das Fahrgefühl?

Im Prinzip nicht großartig anders als in anderen Elektrofahrzeugen: Der Motor surrt vor sich hin, die Beschleunigung ist teils durchaus bemerkenswert, die Bremsvorgänge allerdings auch: Immer wieder reduziert RABus ruckartig seine Geschwindigkeit oder hält an - nicht umsonst gilt ein Sitzgebot. Dass an der ersten Haltestelle die Tür nicht automatisch öffnet, liegt wohl am Vorführeffekt.

Wer kann mitfahren?

Das autonome Shuttle verkehrt ab Montag zwar vier Mal am Tag, im Prinzip handelt es sich aber um Testfahrten und nicht um reguläre. Das heißt einerseits, dass nur Personen mitfahren können, die sich vorab über das Internet (www.projekt-rabus.de) registrieren: Sie werden so ausgewählt, dass möglichst alle Bevölkerungsschichten repräsentiert sind (um bei den Befragungen valide Ergebnisse zu haben), und erhalten dann einen bestimmten Zeitpunkt zugeteilt. Andererseits sind die Fahrten dafür kostenlos.

Was hat nicht geklappt?

Eigentlich sollten die Busse schon 2022 fahren, auf einer längeren Strecke und 22 Passagiere befördern können. Ursprünglich war auch geplant, in der letzten Modellphase komplett auf den Sicherheitsfahrer zu verzichten. Dafür wäre laut ZF jedoch ein viel längerer Testbetrieb notwendig gewesen, der aufgrund technischer Schwierigkeiten innerhalb des Projektzeitraums nicht mehr umsetzbar war.

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Wie geht es nun weiter?

Zwei Monate werden die zwei RABusse durch Franklin fahren - dann wird das Projekt wie geplant beendet. Es folgt die Analyse der Daten: Wie oft ist das Shuttle stehengeblieben? Warum? Wie hoch ist die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger? Ein Nachfolgeprojekt zeichnet sich laut Staatssekretärin Zimmer noch nicht ab. Sie betont aber, dass die Landesregierung das autonome Fahren für wichtig hält: „Wir sind hier Teil von Zukunft.“ Frank Keck von ZF rechnet damit, dass die autonomen Busse „in ein paar Jahren in den Serienbetrieb gehen können“.

Braucht es autonome Busse?

„Um flächendeckenden ÖPNV verfügbar zu machen, ist das eine sehr gute Lösung“, sagt RNV-Geschäftsführer Martin in der Beek. Da Fahrermangel auch künftig ein Thema bleiben werde, brauche es Automatisierung. Er kann sich etwa vorstellen, dass auf neuen Betriebshöfen der RNV die Busse irgendwann autonom ihren Stellplatz suchen. Wirtschaftlich werde die Technologie wohl erst in fünf bis zehn Jahren.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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