Stadtentwicklung

Kultur statt Beton: Kreative Lösungen für ein besseres Mannheim gesucht

Der Bezirksbeirat Innenstadt verabschiedet sich mit Kritik an der Klimapolitik und einem Blick auf die kulturelle Stadtentwicklung in die Sommerpause. Wie es im Herbst in den Mannheimer Stadtteilen weitergeht.

Von 
Sylvia Osthues
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Bei FutuRaum II sind größere bauliche Maßnahmen – auch bei hoher Förderung durch Bund und Land – nicht finanzierbar. Deshalb setzt Mannheim auf die kulturelle Stadtentwicklung. Das Bild stammt vom Startraum Festival „Zwischendrin und Obendrauf“ auf dem Dach der Abendakademie. © Sylvia Osthues

Innenstadt. Mit einem Rückblick auf das Stadtentwicklungsprojekt FutuRaum und gelinder Kritik an der Klimaschutzpolitik für die Innenstadt verabschiedete sich der Bezirksbeirat in die Sommerpause. Beiratsmitglied Christian Kirchgässner (CDU) forderte: „Die Stadt muss mehr in Entsieglung und Begrünung hineinstecken und Bedingungen bieten, die verträglich sind.“ Die Deutsche Umwelthilfe habe der Stadt die rote Karte gezeigt, so Kirchgässner, der auf die Einstufung Mannheims als heißeste Stadt anspielte. Erste Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne), der das städtische Umweltdezernat untersteht, pflichtete dem bei. „Was wir brauchen, ist mehr Hitzeschutz“, sagte sie. Doch dies sei für die Stadt schwierig umzusetzen, es bedürfe dabei der Unterstützung durch Bund und Land. Mit der Verwirklichung von Begrünungsideen für die Fressgasse solle jetzt in den Sommerferien begonnen werden.

FutuRaum sichert Zukunft der Mannheimer Stadtteile ab

Pretzell, die die öffentliche Sitzung des Stadtteilgremiums leitete, freute sich, dass FutuRaum das Klima-Thema aufgegriffen habe. „Wir müssen die Finanzierung des Projekts sichern“, meinte sie. Wie berichtet, sind im vergangenen Jahr in der City und in den Stadtteilen Schönau und Rheinau zahlreiche Ideen gesammelt und auch weiterentwickelt worden. Sie bilden ab, wie die Innenstadt und die Zentren der Stadtteile künftig aussehen sollen, welche Funktionen sie für ihre Bewohner und ihre Besucher erfüllen können und in Zukunft sollen.

Blick vom Dach des Galeria-Kaufhauses beim Startraum Festival „Zwischendrin und Obendrauf“. © Sylvia Osthues

Nachdem FutuRaum I mit zahlreichen Veranstaltungen der kulturellen Zwischennutzung leerstehender oder Gewerberäume bzw. wenig genutzter Bereiche im Frühjahr abgeschlossen wurde, stehen nun Beschlüsse zur Fortführung im kommenden Jahr auf der Tagesordnung.

Die dichte Bebauung ist nicht gut für das Stadtklima, wichtig sind mehr Grünflächen und Bäume.
Petar Drakul Innenstadt-Beauftragter Mannheim

Zum aktuellen Stand von FutuRaum II erklärte der Innenstadt-Beauftragte Petar Drakul, eine Handlungsvorlage dazu werde Ende September eingebracht. Drakul wies auf die überregionale Bedeutung Mannheims hin. Die Stadt belege bei der Kaufkraft Platz zwei hinter München (unter 39 deutschen Städten mit mehr als 200.000 Einwohner) mit einem Umsatz von 9044 Euro pro Kopf. Doch die Stadt habe nach neuen Aussagen an Kaufkraft verloren. „Dabei spielt die Erreichbarkeit der Innenstadt eine besondere Rolle“, so Drakul.

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Doch bei dem von der Bundesregierung mit rund 2,5 Millionen Euro geförderten Projekt geht es nicht nur um Kaufkraft und Umsätze im Einzelhandel. Es geht um soziale Fragen und um den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mannheim sei zudem stark von der Hitzeentwicklung durch den Klimawandel betroffen. „Die dichte Bebauung ist nicht gut für das Stadtklima, wichtig sind mehr Grünflächen und Bäume“, betonte Drakul.

Zielbild: Kulturelle Stadtentwicklung und weniger Durchgangsverkehr

Bei der Beschlussvorlage für die Neuauflage des FutuRaum-Programms (FutuRaum II) im September würden mögliche Maßnahmen vorgestellt. Es sei aber bereits klar, größere Bauvorhaben – auch bei hoher Förderung durch Bund und Land – sind nicht finanzierbar. Deshalb setzt Drakul auf die kulturelle Stadtentwicklung. Bereits im Juli 2024 stimmte der Gemeinderat einem Zielbild für die Fressgasse zu. „Wir wollen mehr Aufenthaltsqualität, weniger Durchgangsverkehr und eine bessere Erreichbarkeit der Innenstadt“, erklärte Drakul. Geplant seien Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung und Gestaltungsspielräume für andere Nutzungen in der Fressgasse, mit dem Ziel einer Verbesserung der Aufenthaltsqualität, beispielsweise durch mehr Grün im Bereich Q6/7 und Q 4/5.

Neue Impulse für ein besseres Stadtklima in Mannheim

Hinzu komme eine Stärkung der Innenstadtwirtschaft durch Umwandlung von Parkflächen in Kurzzeitparkplätze. Außerdem werde der Leitfaden für Parklets überarbeitet. Durch eine Vorkaufsrechtsatzung für Immobilien in der Unterstadt könnten zudem städtische Planungsziele gesichert werden. Drakul zeigte Bilder von Beispielen, wie Gewerbetreibende und Privatleute durch mehr Grün in der City für mehr Aufenthaltsqualität und ein besseres Stadtklima sorgen. Hinzu komme die Begrünung von Plätzen durch die Stadt. Die Entsiegelung und Begrünung im Eingangsbereich Fressgasse werde im August starten. Drakul berichtete außerdem über „Kultur als Treiber der Innenstadtentwicklung“, beispielsweise durch das Startraum Festival – „Zwischendrin und Obendrauf“ (wir berichteten). So soll es auch bei FutuRaum II weitergehen, unter anderem durch Beteiligung am EU-Projekt Commit2green und Multiroofs. (mit lang)

Freie Autorin

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