Mannheim

„Mir gefällt Mannheim riesig“: So lief das Erlebniswochenende

Musik, shoppen und Sonne satt: Das Erlebniswochenende in Mannheim belebte die Innenstadt. Welche Bilanz der Handel zieht - und was er fordert.

Von 
Lea Seethaler und Stefanie Ball
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Ob Chillen bei Q6/Q7 oder Modenschau bei Perché No, Französischer Markt, Musik oder Walking Acts oder auch Modekunst - beim verkaufsoffenen Sonntag und Erlebniswochenende in Mannheim gibt es viel zu sehen und zu erleben. © Christoph Blüthner

Mannheim. Schon von weitem schallt am Sonntag unverkennbar die Stimme von Oberbürgermeister Christian Specht ins Mikro. Kurz vor der Straßenbahntaufe – die passend den Namen „Mannheim“ bekommt – lädt er alle Besucherinnen und Besucher ein, das Erlebniswochenende ausgiebig zum Shoppen und Flanieren zu nutzen.

Das haben an diesem Sonntag einige getan: Etwa Lydia und Elif, die wir auf den Planken treffen. Ihre Shoppingausbeute ist noch gering, aber sie betonen, dass sie gut finden, dass heute der ÖPNV kostenlos ist. Sie haben das sogleich genutzt. Allerdings macht ihnen die Hitze zu schaffen.

Es ist Mittag und die Sonne prallt auf die Innenstadt. Nicht alle Läden haben geöffnet. Andere haben wieder ihre kreativen Hitze-Ertragungsmaßnahmen gestartet. Wie etwa das Café Boland´s. Hier sitzen die Gäste unter einem feinen, kalten Wassersprühnebel und lassen es sich gut gehen.

Blickt man auf die Straßen, sind die in der Tat leerer als sonst bei verkaufsoffenen Sonntagen. Viele Menschen suchen unter den wenigen Bäumen Schattenplätze oder flüchten sich in klimatisierte Geschäfte. „Je ne veux pas travailler“ – „Ich will nicht arbeiten“, singt es derweil auf der Bühne auf den Kapuzinerplanken. Das Publikum singt mit und schunkelt. Ja, shoppen, schlemmen oder im Schatten sitzen – aber bloß nicht arbeiten, das gefällt den Besuchern am Sonntag in der irgendwie nicht nur klimatisch mediterran wirkenden Stadt sichtlich gut.

Schon vor verkaufsoffenem Sonntag in Mannheim lockt das Erlebniswochenende Besucher

Auch am Samstag suchten viele Shoppinglustige die Innenstadt auf. Charlotte und ihre Mutter etwa sind in die Innenstadt gekommen, um Schuhe zu kaufen. Gefunden hat die 15-Jährige zwar erst mal nur Kleidung. „Aber wir werden schon noch fündig“, ist die Schülerin überzeugt. Dass Erlebniswochenende in Mannheim ist, war ihnen nicht bewusst. „Echt?“, wundern sich Mutter und Tochter. Auf den ersten Blick wirken Planken, Breite Straße, Fressgasse wie an jedem Samstag, etwas voller vielleicht als unter der Woche, deutlich leerer als an Samstagen sonst.

Immer wenn eine Straßenbahn über die Planken fährt und abbiegt, muss die Terrorsperre zur Seite geschoben werden. © Stefanie Ball

Normalerweise würden sie mit dem Rad fahren, aber diesmal sind sie mit dem Auto da und parken in N2. „Das Parkhaus ist weniger bekannt, deshalb ist das eine gute Alternative“, erklärt Charlottes Mutter Juliane. Trotzdem würde sie sich weniger Autoverkehr in den Quadraten wünschen. Und Charlotte würde sich mehr Plätze wünschen, an denen man sich aufhalten könne, aber nicht gleich konsumieren müsse. So wie beim Verkehrsversuch, wo die Fressgasse zur verlängerten Fußgängerzone geworden sei – mit Möglichkeiten zum Verweilen.

Kritik an Mannheims Innenstadtgestaltung und Leerstand

Auf dem Marktplatz war auch am Samstag Marktmittag, die Wochenmarkthändlerinnen und -händler bieten neben ihrem üblichen Sortiment kleine Speisen und Getränke an. Heide (57), Christoph (60) und Monika (55) haben sich an den aufgestellten Holzbänken und -tischen niedergelassen. Die drei gehen häufig auf den Markt, doch heute bleiben sie nicht lange, es ist heiß. Mit der Entwicklung in der Innenstadt sind gebürtigen Mannheimer nicht zufrieden. „Zu viel Leerstand, zu viel Müll“, sagen sie. Was sie besser machen würden? „Grün, grün, grün, und die Autos verbannen.“ In Mannheim seien viele Plätze betonig und steril. „Die neuen Plätze am Hauptbahnhof, auch auf der Lindenhofseite, da geht mir der Hut hoch, wenn ich das sehe“, sagt Monika.

Viele Showacts beim Mannheimer Erlebniswochenende - die Besucher freut‘s. © Christoph Blüthner

Am Stand von Marcel Höhn, Mitinhaber der Pfälzer Brotbuwe, beginnt der Käse auf den eigens zubereiteten Brötchen zu schwitzen. „Es ist viel los an dem Wochenende“, sagt Höhn. Stadtteilfest in Neckarau, ein Event auf Spinelli, Gartenlust beim Pflanzenhandel Huben in Ladenburg. „Da verteilen sich die Besucherströme.“

Auf dem Französischen Markt schmolzen Gourmets und auch der Käse dahin... © Christoph Blüthner

Erlebniswochenende in Mannheim: Musikalische Vielfalt belebt die Kapuzinerplanken

Zu spüren ist das Erlebniswochenende derweil auch am Samstag intensiv auf den Kapuzinerplanken. Neben der französischen Woche, die schon seit ein paar Tagen ihre Stände und Zelte aufgebaut hat, sorgt das „Fête de la Musique“ für gute Stimmung. Los geht‘s mit einem Big Band-Festival, und Rolf und Brigitte aus Feudenheim bleiben stehen und hören ein bisschen zu. Rolf ist Ur-Mannheimer, auf seine Stadt lässt er nichts kommen. „Mir gefällt Mannheim riesig“, sagt der 76-Jährige. Sie liefen oft in die Quadrate, immer schön am Neckar entlang und dann mit der Straßenbahn zurück.

Tanzevent auf dem Münzplatz (Q6Q7) mit der Tanzschule Lamadé. © Christoph Blüthner

Apropros Straßenbahn: Damit diese ungehindert in die Stadt ein- und ausfahren kann, gleichzeitig aber maximale Sicherheit gewährleistet wird, sind über das Wochenende auf Höhe des Paradeplatzes und am Eingang der Planken gegenüber vom Wasserturm mobile Terrorsperren aufgebaut. Die müssen Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma nun im Minutentakt vor- und zurückschieben, immer dann, wenn eine Bahn ein- oder ausfährt.

Auch auf die Ohren gab‘s beim Erlebniswochenende. © Christoph Blüthner

„Ain‘t No Sunshine“ singt derweil im Schaufenster von Galeria Kaufhof Klaus Schimmer vom Musikprojekt Soulshine, es gibt keinen Sonnenschein. Darüber kann man sich in Mannheim an diesem Wochenende jedenfalls nicht beklagen.

Hitze ist Herausfordung für Mannheimer Handel am Erlebniswochenende

„Das Wetter können wir nicht planen, so heiß habe ich es an zwei Tagen noch nicht erlebt“, resümiert derweil Lutz Pauels,Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim City. Umsatz und Frequenz blieben leider unter dem durchschnittlichen verkaufsoffenen Sonntag zurück, sagt er. „Gestern war es etwas besser als heute“, so der Mannheimer am Sonntagabend gegenüber der Redaktion.

Auch in Baustellenbereichen der Planken lässt sich Eis genießen - mit den richtigen Personen und mit der passende Laune … © Christoph Blüthner

Die Events, besonders die Modenschauen liefen aber sehr gut, sagt Pauels. „Wir wollen auf jeden Fall dauerhaft zwei verkaufsoffene Sonntage“, sagt er. „Es waren viele Stadträte da, mit denen ich dazu bereits heute positive Gespräche geführt habe.“

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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