„Schön, dass ihr wieder da seid!“ scheint es dieser Tage immer wieder in gigantischen Lettern von den Leinwänden der Kinos im Mannheimer Cineplex und Cinemaxx – denn nachdem Lockdowns, Landesverordnungen und hohe Inzidenzen bei den Lichtspielhäusern der Stadt über Monate hinweg für Schließungen sorgten, ermöglicht die 3G-Regel (getestet, genesen, geimpft) seit Kurzem wieder ungestörten Filmgenuss. Ein erlösendes Erlebnis, das unter Cineasten kein Beispiel kennt.
Kleine Ärgernisse als Genuss
Das zeigt sich bereits bei einer der letzten Vorstellungen des Filmkunstabends „Der Mauretanier“ im Cineplex Planken. Denn obwohl Kevin Macdonalds Reality-Drama um den Guantanamo-Häftling Mohamedou Ould Slahi, das unter anderem auf der Berlinale für Aufsehen sorgte, inhaltlich mit erhabener Härte imponiert, füllen sich die Reihen wie selbstverständlich mit Anhängern des bewegten Bildes, für die der Gang ins Kino noch einem Ritual gleichkommt. Da mögen einem Werbung, Vorschauen und selbst der von Süßgetränken klebrige Boden in Zeiten vor Corona noch so sehr als Hürde erschienen sein: An diesem Abend sind sogar diese vermeintlichen kleinen Ärgernisse auf dem Weg zum Hauptfilm ein wahrer Genuss.
So wie auch für den Mannheimer Filmfan Daniel Schwarz. Seit Teenager-Tagen geht der heute 33-Jährige in die Kinos der Region, schöpft vom actiongeladenen Blockbuster bis hin zum emotionalen Arthaus-Film aus einer riesigen Vielfalt und weiß, dass dieser Moment im Kinosessel, in dem man diese Welt für zumindest 90 Minuten vergisst, um vollends in eine andere einzutauchen, keinen Verschleiß kennt. Wenngleich Schwarz eine Entwicklung skizziert, die auch für die Lichtspielhäuser der Region zu einem ernsten Problem geworden ist. Denn in Homeoffice-Zeiten und ganzen Wochen sozialer Distanz ist der Streaming-Markt nicht nur mit seinen bestehenden Angeboten schier explodiert: Filmverleiher neigten stellenweise auch dazu, die Erstauswertungen ihrer Produktionen komplett in den virtuellen Raum zu verlegen. „Dazu kommt der Serienmarkt, der in Vielfalt und Qualität mittlerweile hervorragend positioniert ist. Das hat dem klassischen Kinofilm schwer zu schaffen gemacht“, wie Schwarz analysierend zu bedenken gibt.
„Unsere Welt hat sich verändert“
Es sind Tendenzen, die auch Frank Noreiks, Geschäftsführer der Mannheimer Filmtheaterbetriebe Spickert, im Gespräch bestätigen kann: „In insgesamt acht Monaten Schließung hat sich unsere ganze Welt geändert“, wie Noreiks festhält – und dabei konkrete Beispiele nennen kann. Zwar habe man als Betrieb auch Corona-Hilfen in Anspruch nehmen können, „aber damit fangen Sie den wirtschaftlichen Schaden einfach nicht auf“.
Man habe einen Schwund von 80 Prozent beim eigenen Personal verkraften müssen, auch warten durch verschobene Premieren quasi 400 Filme auf ihre Erstausstrahlung. „Es ist eine gigantische Herausforderung“, wie der Geschäftsführer deutlich macht. Doch es sind auch Zeichen der Hoffnung am Horizont. Denn auf die Frage, wann der Enthusiasmus, wie man ihn in Zeiten vor der Pandemie für die großen Filme unserer Zeit kannte, endlich zurückkehrt, entgegnet Noreiks fast schon zufrieden: „Den haben wir schon wieder zurück. Wir erleben aktuell eine große Solidarität von Freunden und Familien, die gerade bewusst zu uns kommen. Wenn selbst ambitionierte Filme wie ‚Nomad Land’ gute Quoten erzielen und wir immer wieder von dankbaren Gästen hören, wie schön es ist, dass sie wieder bei uns sein dürfen, erfüllt auch uns das mit Freude. Ich bin davon überzeugt, dass James Bond als Blockbuster mit riesiger Reichweite hier den letzten Kick geben wird, den wir unbedingt brauchen. Denn ein weiterer Lockdown, das sage ich Ihnen ganz offen, wäre für uns eine Katastrophe.“
So sehen es auch Manuel, Darko, Paula und Johann, die an diesem Abend extra aus Schwetzingen ins Mannheimer Cinemaxx gekommen sind, um die Premiere von „The Fast And The Furious 9“ zu zelebrieren. Ein Termin, auf den das befreundete Quartett seit Monaten hin fieberte. „Es ist einfach alles, von der Soundanlage bis zum Popcorn, das du zu Hause niemals so gut hinbekommst, von der riesigen Leinwand bis zu den Menschen, mit denen du den Film genießen willst. Wir sind so froh, dass wir das wieder haben dürfen. Endlich haben wir unser Kino zurück!“, wie die Freunde gemeinsam konstatieren – um einen Abend zu begehen, bei dem mit Abstand, Hygiene und Maske zwar noch lange nicht alles wieder beim Alten, aber vieles schon wieder gut ist. Die Magie eines Augenpaars auf die Leinwand bei vollständiger Dunkelheit und in Gesellschaft hat von ihrer Kraft jedenfalls nichts eingebüßt, ganz im Gegenteil.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-fans-feiern-die-rueckkehr-der-mannheimer-kinos-_arid,1824222.html