Angeblich 10 Euro Mindesteinkauf

Aufregung um Rewe-Kundenparkplatz in Mannheim-Käfertal

Vor dem Supermarkt in Käfertal steht, Kunden könnten hier 60 Minuten gratis parken. Auf manchen Schildern ist allerdings noch ein Mindesteinkaufswert von 10 Euro zu erkennen. Warum das so ist

Von 
Steffen Mack
Lesedauer: 
Der Mindesteinkaufswert von zehn Euro ist mittlerweile auf den Schildern mit weißem Klebeband übertüncht. Doch das wird ständig wieder abgerissen. © Steffen Mack

Mannheim. Auf dem Schild ist das große Aufregerthema jetzt mit weißem Klebeband übertüncht. Nun steht da nur noch, alle Kunden könnten „für 60 Minuten kostenfrei parken“. Doch davor hieß es ursprünglich „Ab 10€ Einkaufswert“. Das ist hier nicht mehr zu lesen. An anderen Schildern auf dem Parkplatz ist das weiße Klebeband jedoch teils schon wieder abgerissen.

„Das passiert ständig!“, klagt Pascal Castka, stellvertretender Filialleiter des Rewe-Markts am Käfertaler Stempelpark. Fast täglich würden er und seine Beschäftigten den Mindesteinkaufswert überall wieder überkleben, doch prompt werde der erneut freigerubbelt. Erst am Abend zuvor habe sie einen älteren Mann in Begleitung seiner Frau dabei erwischt, bestätigt die Ladendetektivin. Sie will in diesem Artikel anonym bleiben, weil sich auch über sie persönlich in sozialen Medien eine Empörungswelle ergossen hat.

Code auf Einkaufszettel muss gescannt werden

Jenen älteren Mann habe sie angesprochen und gefragt, warum er das weiße Klebeband vom Schild abreiße, berichtet die Detektivin. Die Antwort sei gewesen, weil es sonst nicht stimme. Hier gelte ja ein Mindesteinkaufswert von zehn Euro.

Mehr zum Thema

TV-Serie

"Hartz und herzlich": Dagmars Haus in Mannheimer Benz-Baracken geräumt

Veröffentlicht
Von
Steffen Mack
Mehr erfahren
Regionalfluggesellschaft

Insolvenzantrag: Was ist los bei der Rhein-Neckar Air?

Veröffentlicht
Von
Walter Serif
Mehr erfahren

Dieser Vorwurf macht Castka rasend. Nicht nur im Gespräch mit dem „MM“, vor allem im Laden und auf dem Parkplatz betont er gebetsmühlenartig: „ALLE unseren Kunden können hier gratis parken.“ Selbst wenn es jemand versäumt habe, vor der Ausfahrt den Code auf dem Einkaufszettel (den gibt es auch in der Bäckereifiliale) am Automaten einzuscannen, lasse sich das nachträglich noch korrigieren. So gerade im Falle einer Kundin, die ihren Einkauf glaubhaft gemacht habe. Nun werde er bei der mit dem Kennzeichen-Scannen beauftragten Firma intervenieren und dafür sorgen, dass jene Frau nicht die sonst automatisch fälligen 45 Euro zahlen müsse, sagt der stellvertretende Filialleiter.

Die Filialleitung betont, es gehe nur um die vielen Dauerparker

Um das aus seiner Sicht eigentliche Problem zu veranschaulichen, führt Castka in die Mitte des Parkplatzes. Dort hängt mittlerweile unter zwei Kameras noch eine dritte. Die hätten sie gebraucht, weil Anwohner einfach hintenrum über den Platz vor dem Kulturhaus Käfertal gefahren seien. Dann hätten die ersten beiden Kameras sie nicht erfassen können.

„Besonders schlimm war es samstags“, sagt Castka.“ Als die ersten Kunden kamen, waren manchmal schon alle Parkplätze belegt.“ Sie hätten gar keine andere Wahl, als das illegale Dauerparken zu unterbinden und nur noch für Einkäufe Autos umsonst abstellen zu lassen.

Kommentar Aufregung um Parkplatz in Mannheim zeigt, was Supermärkte beachten sollten

Veröffentlicht
Kommentar von
Steffen Mack
Mehr erfahren

Auch auf der Facebook-Seite des Rewe-Marktes am Stempelpark postet die Filialleitung inzwischen im Wochenrhythmus, der Parkplatz sei für alle Kunden 60 Minuten gratis. Zahlen müssten nur Dauerparker. Darunter kommentiert Userin Elke Hoffmann allerdings trefflich: „Das ganze Prozedere war definitiv keine kommunikative Meisterleistung.“

Laut Castka hätte der Mindesteinkaufswert gar nicht auf den Schildern stehen sollen. Doch die beauftragte Firma habe die so angeliefert, wie sie auch vor einem Rewe in Wiesbaden stünden. Mittlerweile habe sein Chef - der mehrere Filialen betreibe - neue bestellt. Bis die geliefert würden, müsse man die zehn Euro eben weiter überkleben.

Das sagt der ADAC

  • Parkräume von Supermärkten werden immer häufiger im Auftrag der Filialleitungen von verschiedenen Anbietern überwacht, um gegen „Fremdparker“ vorzugehen, wie der ADAC Nordbaden auf Anfrage mitteilt.
  • Werde Infrastruktur entsprechend bereitgestellt, sei es nachvollziehbar, eine Gegenleistung etwa in Form eines Einkaufs zu verlangen, so Sprecherin Corinna Müller-Kraus.
  • Der Automobilclub halte es zum Verbraucherschutz indes für wünschenswert, „dass Kunden unabhängig von der Summe ihres Einkaufs gleich behandelt werden“ und es keinen Mindestbetrag gebe. sma

Allerdings wurde auf der Facebookseite noch vor vier Wochen die Frage einer Kundin, ob es den Mindesteinkaufswert gebe, ausdrücklich bejaht. Erst eine Woche später kam als Korrektur ein Nein. Insofern unterstellen nicht wenige, erst nach den Protesten eingeknickt zu sein.

Castka wiederum glaubt, die Empörungswelle wäre auch ohne die Schilder mit dem Mindestumsatz gekommen. Viele Dauerparker wollten einfach nicht akzeptieren, dass sie hier ihre Autos nicht mehr gratis abstellen könnten. Am Vormittag erst habe er einen Mann angesprochen, der nur vom benachbarten Friseur gekommen sei. Der habe entgegnet, hier immer zu parken. Das sei sein gutes Recht.

In solchen Fällen könnten ja auch Nicht-Kunden den Parkplatz nutzen, sagt der Filialleiter. Nur müssten sie dafür eben zwei Euro pro Stunde zahlen. Für Mannheimer Verhältnisse sei das doch günstig. „Damit verdienen wir auch keinen einzigen Cent.“ Das Geld gehe an die mit der Überwachung beauftragte Firma. Und bis zu einer Viertelstunde könnten generell alle hier kostenlos parken. Auch das solle auf den neuen Schildern deutlicher werden.

Ein Ladendieb mit 1,2 Millionen TikTok-Followern?

„Wenn ich Kunden erkläre, dass es nur um Dauerparker geht, haben alle Verständnis. Wirklich alle“, versichert Castka. Nachdem die Umsätze anfangs ziemlich zurückgegangen seien - um wie viel, will er nicht verraten - hätten sie sich mittlerweile zum Glück wieder gefangen.

Für den Shitstorm macht der stellvertretende Filialleiter noch andere unglückliche Umstände verantwortlich. Die Ladendetektivin habe die Personalien eines Mannes aufgenommen, der eine Papiertüte für 30 Cent gestohlen habe. Ohne zu ahnen, dass der mit seinen 1,2 Millionen Followern auf TikTok daraufhin sehr gegen sie und diesen Markt wüten würde. So werde ihnen nun auf Sozialen Medien alles Mögliche unterstellt. Etwa kürzlich ein Mäuse-Problem, obwohl die betroffene Rewe-Filiale auf dem Bild dazu eine ganz andere sei. Castka schüttelt immer wieder fassungslos den Kopf, in was sie da geraten sind.

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke