Mannheim. Manchmal geht es im Wirtschaftsleben ganz schnell: Vergangene Woche verkündete Dirk Eggert, der langjährige Geschäftsführer der Mannheimer Regionalfluggesellschaft Rhein-Neckar Air (RNA), im Gespräch mit dieser Redaktion noch die frohe Botschaft: Die RNA will 2025 wöchentlich zwei statt bisher nur einen Flug nach Elba anbieten. Der Grund: Weil die neue Destination so gut angelaufen ist. In diesem Gespräch wies er Gerüchte entschieden zurück, dass die RNA vor der Insolvenz stehen würde. Leser hatten die Redaktion darauf hingewiesen, dass es Flugausfälle gegeben habe. Diese führte Eggert aber auf die Wetterlage zurück.
Und jetzt hat die RNA doch einen Insolvenzantrag gestellt. „Glauben Sie mir, diese Entwicklung hat mich auch völlig überrascht“, sagt Eggert am Freitag. Zwar ist er inzwischen Geschäftsführer der Rhein-Neckar-Flugplatz GmbH, die den City Airport in Mannheim-Neuostheim betreibt. Aber natürlich ist Eggert ständig im Austausch mit dem neuen RNA-Chef Axel Reißmann.
RNA-Geschäftsfüher auf Tauchstation
Dieser ist aber offensichtlich auf Tauchstation gegangen und beantwortet keinen der Anrufe. Auch der vom Amtsgericht bestellte Mannheimer Insolvenzverwalter Thomas Oberle ist nicht erreichbar. Also muss Eggert uns erklären, warum die RNA jetzt in solche schwere Turbulenzen geraten ist.
Gefahr der Insolvenzverschleppung drohte
Nach seiner Darstellung musste der RNA-Geschäftsführer den Insolvenzantrag stellen, weil die Regionalfluggesellschaft derzeit zahlungsunfähig ist. „Wer dann keinen Insolvenzantrag stellt, macht sich der Insolvenzverschleppung schuldig, selbst wenn absehbar ist, dass der Liquiditätsengpass nur vorübergehend besteht.“
Warum ist die RNA aber so klamm? „Ein Reiseveranstalter hat eine Rechnung in mittlerer fünfstelliger Höhe nicht beglichen. Das hatte zur Folge, dass die RNA wiederum ihre eigenen Zahlungsverpflichtungen gegenüber Dritten nicht erfüllen konnte“, sagt Eggert. Den Namen des Reiseveranstalters will Eggert allerdings auch auf Nachfrage nicht nennen.
Kapitaldecke prinzipiell zu dünn?
Seine Erklärung legt natürlich den Schluss nahe, dass die Kapitaldecke der Regionalfluggesellschaft prinzipiell zu dünn ist. „Die RNA hat wie andere Airlines das Problem, dass am Ende der Saison kein Geld fließt. Es gibt dann immer einen gewissen Liquiditätsengpass“, so der Flugplatz-Chef. Die anderen Airlines haben aber keinen Insolvenzantrag gestellt, oder? „Bei der RNA kam jetzt noch hinzu, dass sie auf ein neues Reservierungssystem umgestellt hat. Sonst würde der Flugplan für die nächste Saison schon stehen und dann wären schon längst die ersten Buchungen eingegangen“, sagt Eggert. Nach seiner Schätzung dürfte der Flugplan in den „nächsten zwei bis drei Wochen“ fertig sein. Und dann käme wieder Geld in die Kasse.
Gespräche und Treffen am Dienstag
Eggert geht jedenfalls davon aus, dass der Reiseveranstalter seine Rechnung begleicht. „Am Dienstag wird es entsprechende Treffen und Sitzungen geben.“
Und er erwähnt auch, dass es bei all den Problemen oberste Priorität gewesen sei, dass die Flüge alle bis zum letzten Tag durchgeführt wurden. „Kein Passagier hat also darunter gelitten und ich kann nur wiederholen, die wenigen Flugausfälle an einem Wochenende hatten nichts mit Liquiditätsengpässen zu tun.“ Dass die RNA als Regionalfluggesellschaft vom Markt verschwindet, kann sich Eggert jedenfalls nicht vorstellen.
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