Fasten-Challenge

Auf Spuren der Wörter hinter Genussmitteln: Von „al-kuhl“ bis „break-fast“

(Wort)geschichte rund um unsere liebsten Genussmittel: Was ist dran an der Stierhoden-Theorie bei Taurin in Energydrinks, wann wurden Arbeitslöhne in Biereinheiten berechnet - und woher kommt eigentlich das Wort Süßigkeit?

Von 
Lea Seethaler
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Den Griff in die Pralinenschachtel versagen sich viele Menschen während der Fasten-zeit. Doch auch auf andere Genussmittel wird verzichtet. © dpa

Drei „MM“-Reporter verzichten aktuell auf Alkohol, Süßes und Energydrinks. Wir haben die Fasten-Challenge zum Anlass genommen, eine kleine Etymologie rund um die Wörter hinter ihren liebsten Genussmitteln zu recherchieren.

Alkohol: "Das Feinste"?

Fangen wir mit dem Wort „Alkohol“ an. Der aus dem arabischen Wort „al-kuhl“ („das Feinste“) abgeleitete Begriff wurde ursprünglich zur Bezeichnung der feinen, flüchtigen Bestandteile des Weines verwendet, heißt es von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS). „Als Nahrungs-, Genuss- und Rauschmittel haben alkoholische Getränke eine jahrtausendealte Tradition.“ Alkoholische Getränke waren bereits Sumerern und Akkadern bekannt. „In altägyptischen Verzeichnissen wurden sogar Arbeitslöhne in Brot- und Biereinheiten angegeben“, so die DHS. Und heißt das, es gibt auch schon so lang die Sucht danach? „Da Alkohol jedoch nicht zuverlässig verfügbar und haltbar war, kam es im Altertum trotz seiner weiten Verbreitung nicht zu einer nennenswerten Entwicklung von Abhängigkeiten“, betont die DHS. Denn die zur Alkoholgewinnung nötigen Grundstoffe dienten in erster Linie direkt der Ernährung.
© Franziska Gabbert/dpa

"Mini"-Fastenbrechen Frühstück

Das Verb „fasten“ indes geht auf das mittelhochdeutsche „vasten“ zurück und hat mit dem Adjektiv „fest“ zu tun, das wiederum aus mittelhochdeutsch „veste“ und althochdeutsch „festi“ oder „fasti“ hervorgegangen ist, weiß der Duden. Es bedeutet so viel wie „fest, nahe an, stark, sehr, schnell“ (ähnlich dem Englischen „fast, fasten“). Dazu wiederum gehört das entsprechende althochdeutsche Adverb „fasto“, worauf in der Tat das Adverb "fast" zu beziehen ist. Im Duden heißt es auch, dass das Wort fasten „wahrscheinlich ursprünglich den Sinn hatte, an den (Fasten)geboten festzuhalten“ _ auch religiösen. Die Gesellschaft für Deutsche Sprache betont: „Interessant ist hier das französische Wort déjeuner ,Frühstück, frühstücken‘, das auf das lateinische ,ieiunare‘ - ,fasten‘ zurückgeht: Ursprünglich bedeutet es mit dem Präfix ,dé-‘ nämlich ,zu fasten aufhören’, in diesem Sinne ist das Frühstück also ein Fastenbrechen.“ Und dieses Fastenbrechen hat sich auch im englischen Wortschatz mit der Bedeutung „Frühstück“ etabliert, hier kennen wir es als „breakfast“ - so ist es am Wort selbst noch immer nachvollziehbar.

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Stierhoden-Taurin ist eine "urban legend"

Bei den Energydrinks ist die Wortherkunft des enthaltenen „Koffein“ derweil klar: Aus dem aus „qahwa“ (arab.) und kahve (türk.) in europäische Sprachen entlehnten „Kaffee“ oder „Caffee“ entwickelte sich zunächst „Caffein“ und dann „Coffeinum“. Heute wird das Koffein im Drink allerdings synthetisch hergestellt. Genau so wie der zweite wichtige Stoff im Powerdrink: Taurin. Dieses Wort leitet sich tatsächlich vom griechischen „Tauros“ für „Stier“ ab. „Gemäß einem modernen Mythos (,urban legend’) wird es aus Stierhoden gewonnen. Dies ist nicht zutreffend - laut Auskunft der Unternehmen und der EU-Lebensmittelsicherheitsbehörde wird Taurin synthetisch hergestellt“, heißt es in der pharmazeutischen Fachliteratur. Ganz früher wurde es allerdings aus Ochsengalle gewonnen.

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Im Segment "alkoholfrei" wachsen nur Energy- und Sportdrinks

Energy-Drinks kommen übrigens ursprünglich aus Asien. Etwa aus Japan, wo Piloten nach dem Zweiten Weltkrieg Tauringetränke verabreicht wurden, so das Fachblatt Lebensmittelzeitung: Sehleistung und Konzentration sollten so steigen. In Europa wurden sie allerdings erst in den 80er-Jahren populär, nachdem etwa Red Bull Gründer Dietrich Mateschitz in dieser Zeit dort einen Trend setzte. Und der hält an - oder ist auch durch Social Media sogar am anziehen: Denn während alkoholfreie Getränke seit einiger Zeit deutlich Menge auf dem Markt verlieren, wächst - beziehungsweise boomt - einzig das Segment der Energy- und Sportdrinks, so Branchenmagazine.
Und zu guter Letzt zu den Süßigkeiten: Das Wort „süß“, das hat seinen Ursprung im Mittelhochdeutschen „süeze“, was so viel wie „mild, angenehm, lieblich und freundlich“ heißt und sich - wie heute auch - auf mehr als Essen bezog.

Amethyst: "Vor dem Rausche schützend"

Und wie hält man sich alle Laster vom Leib? In der Recherche zeigt sich ein heute esoterisch anmaßender Versuch aus der Antike. Zumindest bei einem Genussmittel: Alkohol versuchte man etwa mit dem Stein Amethyst abzuwehren - oder besser die Alkoholfolgen. Der Name kommt nämlich vom altgriechischen Wort „amethystos“, das kann man mit „vor Trunkenheit schützend“ oder „nicht betrunken“ übersetzen. Weitere Übersetzungen heißen: „dem Rausch nicht verfallend“, von Griechisch „a“- „nicht“ und „methy“ -„Wein“, bzw. „Met“, also süßer Honigwein. Der wiederum stand in der Antike allgemein für Rausch. Andere Überlieferungen besagen zudem, dass verdünnter Wein (damals so üblich) so lila wurde wie ein Amethyst - und auch daher das Sinnbild herrührt.

Dieser Amethyst ist dreieinhalb Meter hoch - und nicht nur ein schönes Fotomotiv. In der Antike galt er als Talisman, der gegen Alkoholrausch schützt.

© dpa

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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