Mannheim. Bei diesem Termin herrscht an A-, B- und C-Prominenz aus der Mannheimer Lokalpolitik kein Mangel. Aber ausgerechnet die beiden Ranghöchsten, die auch als Einzige namentlich auf der Einladung standen, sind am Mittwochmittag nicht gekommen. Bei Diana Pretzell ist das keine Überraschung. Die Erste Bürgermeisterin und Grünen-Umweltbürgermeisterin fehlte vorige Woche schon erkrankt im Gemeinderat. Aber ihr Vorgesetzter wirkte da vital wie gewohnt. Und wichtige Projekte seiner Verwaltung - manchmal sogar nicht ganz so wichtige - stellt Christian Specht gern höchstselbst vor. Umso erstaunlicher, dass der CDU-Oberbürgermeister den Spatenstich für den Betriebshof auf Spinelli kurzfristig abgesagt hat.
Ihn vertritt nun Ralf Eisenhauer. Specht müsse wichtige Gespräche übers Klinikum führen, bittet der SPD-Baudezernent um Entschuldigung. Das Thema nutzt er dann für einen geschmeidigen Übergang. Trotz ihrer Finanznöte, bei denen die Mannheimer Universitätsmedizin bekanntlich eine wesentliche Rolle spielt, habe die Stadt bislang noch kein einziges Bauprojekt abgeblasen. „Im Gegenteil: Wir stehen zu unseren Projekten.“
Anfang 2027 soll der Neubau für 68 Millionen Euro fertig sein
In Feudenheim fänden es viele gar nicht so schlimm, wenn der 68-Millionen-Euro-Neubau noch gestrichen würde. Doch selbst wenn es dafür mittlerweile auch eine Mehrheit im Gemeinderat geben könnte, ist das Projekt schon zu weit fortgeschritten. Das illustriert die riesige Baugrube neben der Talstraße.
Die lautstärksten Kritikerinnen (hier ist die feminine Form ein Muss) aus dem Bezirksbeirat sind diesem Termin ferngeblieben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit aus anderen Gründen als Pretzell oder Specht.
Eisenhauer äußerst indes Verständnis für die Bedenken und räumt ein: „Ja, es wird mehr Verkehr sein.“ Aber die Verwaltung sei zuversichtlich, dass sich der über die Kreuzung am Wingertsbuckel abwickeln lasse. Da habe Mannheim weitaus problematischere Stellen.
Der Bürgermeister berichtet auch von einem Umdenken, das es bei den künftig rund 220 Beschäftigten hier gebe. Viele wollten mit Öffentlichen Verkehrsmitteln oder Rädern zum neuen Arbeitsplatz fahren.
Mit Rücksicht aufs Personal wiederum begründet Eisenhauer auch die Notwendigkeit eines Neubaus. Schon als er vor knapp 20 Jahren in den Gemeinderat gekommen sei, hätten die Arbeitsbedingungen in den bisher vier städtischen Betriebshöfen als schwer zumutbar gegolten. Dass nun an diesem sehr schönen, naturnahen Ort der Spatenstich für einen zentralen Neubau erfolge, sei für die Beschäftigten „ein toller Tag“.
„Eine einmalige Chance, Feudenheim zu erweitern“
Der Grüne Betriebshof - so nun der offizielle Name - werde nicht nur ein angenehmeres und effizienteres Arbeiten ermöglichen, schwärmt der Baudezernent. Die Lage mitten in Mannheim verkürze auch die Wege zu Grünflächen in der Peripherie. Das verringere auf die ganze Stadt gerechnet den Verkehr.
Bis Anfang 2027 soll der Neubau fertig sein. Formal übernimmt ihn die GBG, die Stadt wird den Grünen Betriebshof dann von ihrer Tochtergesellschaft mieten. Deren Chef Karl-Heinz-Frings verweist auch auf die umweltfreundliche Bauweise. Bis auf das Verwaltungsgebäude im Süden werde alles eineinhalb Meter abgesenkt. Das ermögliche einen natürlichen Sicht- und Schallschutz. Zudem füge sich das Ganze sehr gut in die grüne Landschaft ein.
Auch ins Portfolio der GBG passe der Betriebshof prima, betont Frings. Seine Gesellschaft habe im Süden von Spinelli ja unter anderem bereits ein Ausbildungs- und ein Flüchtlingsheim, dazu werde sie noch große Wohngebäude bauen. Solche unterhalte die GBG überdies ja schon auf der anderen Straßenseite des Wingertbuckels, am Adolf-Damaschke-Ring. Alles in allem spricht Frings von einer „einmaligen Chance, den Stadtteil Feudenheim zu erweitern“. Davon war im Bezirksbeirat zuletzt weniger die Rede.
Zu den rund sieben Jahren, in denen in der Lokalpolitik über einen zentralen Betriebshof für die städtischen Grünflächen diskutiert wurde, sagt Frings den wunderbaren Satz: „Die Wegstrecke, die wir hinter uns gebracht haben für dieses Projekt, lässt wirklich ein Feiern geboten sein.“ Das sehen die rund 50 Gäste offensichtlich ganz ähnlich. Für sie ist wegen des unbeständigen Wetters - kalt, aber am Mittwoch immerhin trocken und zwischendurch sogar wunderbar sonnig - ein Zelt in der Baugruppe aufgestellt worden.
Zum symbolischen Spatenstich geht es dann natürlich ins Freie. Weil augenscheinlich mehr Gemeinderatsmitglieder als Spaten da sind, verzichten einige generös aufs Foto. Wäre nicht nötig, einen ganzen Stapel hat die GBG noch in der Hinterhand. Hätte sogar für Specht und Pretzell locker gereicht.
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