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Amalie berät Prostituierte in Mannheim zunehmend digital

Die Beratungsstelle Amalie setzt in der Quadratestadt seit 2023 verstärkt auf digitale Sozialarbeit. Seit Jahresbeginn konnten schon mehr als 400 Frauen online kontaktiert werden

Von 
Anna-Lena Stauder
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Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle nutzen Online-Plattformen, um Prostituierte ausfindig zu machen. © Amalie

Mannheim. Prostitution in Deutschland hat sich durch die Digitalisierung in den vergangenen Jahren stark verändert. Um Frauen gut unterstützen zu können, setzt die Beratungsstelle Amalie darum seit 2023 vermehrt auf digitale Sozialarbeit. Wie Amalie in dieser Woche mitteilt, konnten im laufenden Jahr mehr als 400 Frauen in Mannheim online kontaktiert werden.

Beratung von Amalie verlagert sich zunehmend in virtuellen Raum

Während Amalie früher Frauen direkt im Rotlichtviertel erreichte, verlagert sich die Beratung zunehmend in den virtuellen Raum. Prostituierte bieten ihre Leistungen häufig über Online-Plattformen und Soziale Medien an, was sie für Hilfegesuche schwerer erreichbar macht.

Seit mehr als einem Jahr hat Amalie daher Hunderte von Frauen in der Quadratestadt, die auf Internet-Portalen ihre Leistungen anbieten, kontaktiert und über Hilfsangebote informiert. „Die Recherche ist zwar mühselig und zeitintensiv, aber sie ist entscheidend, um die Frauen zu erreichen und ihnen Unterstützung zu bieten“, berichtet Amalie-Leiterin Astrid Fehrenbach. Leslie Wensky, die die digitale Streetwork von Beginn an durchführt, erklärt zudem: „Es geht uns darum, unser Hilfeangebot so zugänglich wie möglich zu machen. Die Frauen sollen wissen, dass es eine Anlaufstelle gibt, an die sie sich bei Bedarf wenden können.“

Digitale Kontaktaufnahme erfolgt mithilfe eines Flyers

Mittels eines entwickelten mehrsprachigen Flyers und einer Begrüßungsnachricht werden die Frauen von Wensky über das Angebot von Amalie und die kostenlose gynäkologische Sprechstunde informiert. Fehrenbach erklärt dazu: „Die Umstände der Prostitution haben sich verändert, und so müssen auch wir unsere Zugänge und Angebote anpassen. Wir erreichen einen Teil der Frauen nur durch Online-Ansprache, anders ist der erste Kontakt nicht möglich.“

Ein konkretes Beispiel ist laut Amalie Maria (Name geändert). Sie habe einen der Flyer erhalten und zurückgeschrieben: „Ich habe so Schmerzen, kann ich heute zu euch kommen?“ Die Nachricht erreichte Amalie an einem Morgen. Am Nachmittag habe Maria, die in Mannheim der Prostitution nachgeht und nicht krankenversichert ist, die Sprechstunde besuchen können, die Amalie regelmäßig in ihren Beratungsräumen anbietet. Hier leisten Frauenärztinnen ehrenamtlich Hilfe. Die Behandlung ist kostenlos und anonym.

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Maria ist eine von vielen Frauen in Mannheim, die als Prostituierte in Hotels, Wohnungen, Massagesalons, Clubs und Boardinghäusern arbeiten. Viele von ihnen seien nur kurz in der Stadt, wechselten häufig den Standort und kehrten später zurück, informiert Amalie. Es gebe keine belastbaren Zahlen darüber, wie viele Frauen in der Stadt der Prostitution nachgehen. Die Kontaktaufnahme geschieht oft ausschließlich über Online-Plattformen.

Unterstützung in verschiedensten Bereichen erforderlich

Die Frauen brauchen laut Amalie Unterstützung bei gesundheitlichen Problemen, Gewalt, Abhängigkeiten, Schulden oder Wohnungslosigkeit. Für viele der Frauen, die der Prostitution den Rücken kehren wollen, würden außerdem Ausstiegsprogramme fehlen.

Die Beratungsstelle Amalie, die 2013 gegründet wurde, kann beim Ausstieg unterstützen. Finanziert wird die Arbeit der Beratungsstelle durch die Stadt Mannheim, das baden-württembergische Sozialministerium, den Europäischen Sozialfonds Plus und das Diakonische Werk.

Redaktion Redakteurin in der Onlineredaktion

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