Zum Weltfrauentag wurde im Kulturzentrum der 1200 Mitglieder starken Alevitischen Gemeinde Rhein-Neckar-Kreis e.V. in der Innstraße eine Unterschriftenaktion gestartet zum Thema Gleichstellung. Gleichzeitig wurden 35 Jahre Alevitische Gemeinde in Deutschland e.V. und 25 Jahre Bund Alevitische Frauen in Deutschland e.V. gefeiert. Durch das umfangreiche Programm mit Reden in türkischer Sprache, Musik und Gedichten führte Sengül Aydin.
Die Aleviten sind eine vom Grundgesetz anerkannte Glaubensgemeinschaft, der in Deutschland um die 800000 Gläubige angehören. Der Koran spielt in ihrer Religion nur eine untergeordnete Rolle. Aleviten vertreten vielmehr den Glauben, dass Hak, Gott also, jedem Menschen wie ein Buch innewohnt, aus dem gelesen werden kann. Gebete finden im Gemeindehaus statt. Dabei beten Frauen und Männer gemeinsam und nicht voneinander getrennt. Sie treffen sich zum Cem, einer Versammlung, bei der etwa Gedichte rezitiert werden und getanzt wird zu Musik. Universelle Werte wie Geduld, Liebe, Respekt, das Aneignen von Wissen sowie Bescheidenheit stehen im Mittelpunkt der alevitischen Lehre, ebenso wie Mitgefühl, Nächstenliebe und gesunde Selbstliebe.
Höchster Geistlicher der Aleviten kam extra aus der Türkei angereist
Mehr als 400 Gäste aus Deutschland, der Schweiz und der Türkei nahmen an der zweitägigen Veranstaltung am Wochenende im Kulturzentrum teil, darunter auch der höchste Geistliche aller Aleviten. Veliyettin Ulusoy, der extra aus der Türkei angereist war, erklärte, wie Aleviten die Frau sehen - die Frau als Wahrheit und als Erde, von der alles kommt und zu der alles wieder wird. „Es gibt keinen Unterschied zwischen Mann und Frau“, betonte er. Gülay Kurtyigit von der Alevitischen Gemeinde Rhein-Neckar-Kreis e.V. rief dazu auf, die anlässlich des Weltfrauentages gestartete Unterschriftenaktion zu unterstützen: „Wir, die Frauen von der Alevitischen Gemeinde Deutschland haben es uns zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit Frauen, die aus verschiedenen Ländern und Kulturen kommen, verschiedene Bräuche und Traditionen haben und verschiedene Sprachen sprechen, aber überall auf der Welt immer noch für Gleichberechtigung kämpfen, eine Initiative zu gründen, damit der 8. März ein gesetzlicher Feiertag wird.“
Özlem Kara, Vorsitzende Bund Alevitische Frauen in Deutschland erklärte: „Der Bund der Alevitischen Frauen Deutschland e.V. (AAKB Almanya Alevi Kadinlar Birligi) wurde im Jahre 1999 gegründet und setzt sich seitdem für die Integration und Unterstützung alevitischer Frauen und junger Mädchen in Deutschland ein.“ Sükran Efe, Vorsitzende vom Bund Alevitische Frauen in Mannheim, hofft, „dass sie auch in Zukunft immer wieder zusammenkommen“. Zeliha Altuntas vom Organisationsteam erinnerte an die Frauen, die seit über 100 Jahren für die Gleichberechtigung kämpfen, aber auch an den Protest der „Samstagmütter“, deren Söhne in den türkischen Gefängnissen verschwunden sind. Ruhiye Akbaba vom Bund Alevitische Frauen in Baden-Württemberg e.V. forderte „gleiche Chancen für die Frauen“.
Die Landtagsabgeordnete Ayla Cataltepe (Grüne) erklärte, das Ziel, die völlige Gleichstellung von Frauen in wirtschaftlicher, kultureller und sozialer Sicht sei auch in Deutschland noch nicht erreicht. „Doch eine starke Demokratie braucht starke Frauen, das ist Aufgabe aller in der Gesellschaft“, sagte sie. Im Mittelpunkt der Vorträge stand Kadincik Ana, geistliche Mutter der alevitischen Frauen (Anas sind Frauen als Geistliche, die den Weg vorleben).
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