Neckarstadt

Aktionsbündnis: „Stadt lässt ALTER und Einraumhaus im Regen stehen“

Ärger um das Vorzeigeprojekt: Nachdem die Stadt die Anträge auf institutionelle Förderung von ALTER und Einraumhaus abgelehnt hat, bangen die Stadtteilakteure um die beiden Vorzeigeprojekte. Was nun geplant ist

Von 
Sylvia Osthues
Lesedauer: 
Aus und vorbei: Das ALTER am Mannheimer Meßplatz musste für immer schließen. © Ralf Görlitz

Mannheim. Die südliche Platzhälfte des Alten Meßplatzes wird neugestaltet. Durch den Bau des Forums Deutsche Sprache, das das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache mit Unterstützung der Klaus Tschira Stiftung, der Stadt Mannheim und des Landes Baden Württemberg realisiert (Baubeginn: Mitte 2024), geht zwar ein langgehegter Wunsch des Aktionsbündnisses Alter Meßplatz nach einer attraktiven Gestaltung des Platzes in Erfüllung. Aber damit endete auch die Zwischennutzung durch ALTER.

Stadt Mannheim lehnt institutionelle Förderung für ALTER-Nachfolge ab

Dem ehrenamtlich von POW e.V. betriebenen soziokulturellen Projekt wurde jedoch ebenso wie dem Einraumhaus ein fester Standort am Brückenkopf eingeräumt. Weil der Kulturausschuss der Stadt die Anträge von POW e.V. und dem Förderverein Einraumhaus e.V. /Barrack auf eine institutionelle Förderung, die zur Verstetigung beider Projekte dringend erforderlich ist, abgelehnt hat, hatte das Aktionsbündnis am Montagabend zu einem Koordinierungstreffen eingeladen.

Beim offenen Koordinierungstreffen ging es um die Zukunft von ALTER und Einraumhaus am Alten Meßplatz. © Osthues

Sprecher Dennis Ewert kritisierte: „Durch die Ablehnung lässt die Stadt ALTER und Einraumhaus im Regen stehen.“ Die Mitglieder des Aktionsbündnisses, Bezirksbeiräte der SPD und der Linken aus Neckarstadt-Ost und -West sowie die beiden Betreiber des Einraumhauses, Philipp Morlock und Myriam Holme, wollen sich deshalb „zusammen stark machen für die zwei Mannheimer Institutionen“.

Sprecher des Aktionsbündnisses: "ALTER ermöglichte Begegnung"

Die neuen Entwicklungen auf der Platzfläche in Richtung Neckarvorland, insbesondere die wegen Corona übergroße Baustelleneinrichtung für das Forum, veränderten den Platz nachhaltig, bemängelte Ewert. Er hob die Bedeutung des soziokulturellen Projekts ALTER hervor: „Seit 2018 fanden auf der Fläche dank des großen ehrenamtlichen Engagements des Betreibervereins POW Sport, Kultur, Demokratiebildung, Konfliktbewältigung und Begegnung statt und das niederschwellig ohne Konsumzwang.“

Stadtentwicklung

Kein leiser Abschied: Das ALTER schließt für immer

Veröffentlicht
Von
Valerie Gerards
Mehr erfahren

Für Bezirksbeirat Kai Uwe Herrenkind (SPD) war „ALTER nicht nur ein wichtiger Treffpunkt und auch Sozialraum für die Menschen aus der Neckarstadt-West, sondern auf der einst brach liegenden Fläche kamen dank dem Projekt ALTER unterschiedlichste Menschen aus allen Teilen Mannheims und darüber hinaus zusammen.“ Das sei aber wegen der stark verkleinerten Fläche für das Nachfolgeprojekt OASE am Brückenkopf so nicht mehr möglich, stellte Bezirksbeirat Roland Schuster (Linke) fest.

SWR Herzensache fördert Projekt

Zum Stand der Dinge berichtete Ewert, POW habe zwar inzwischen durch SWR Herzenssache eine Förderung erhalten, doch diese sei nur für Kinder- und Jugendhilfsprojekte gedacht. Jungen Erwachsenen bleibe nur der Platz unterhalb der Kurpfalzbrücke. Die Stadtteilakteure waren sich einig: „Durch ein Wegfallen des soziokulturellen Projekts besteht die Gefahr, alten Problemlagen wieder Tür und Tor zu öffnen.“

ALTER – das sind die nächsten Schritte

  • Am 6. Dezember wird der Gemeinderat über die Anträge von POW e.V. und dem Förderverein Einraumhaus e.V./ Barrack auf eine institutionelle Förderung entscheiden.
  • Um ihre Position davor noch einmal gegenüber der Stadt deutlich zu machen und zu erfahren, welche Positionen die Stadträte vertreten, will das Aktionsbündnis Alter Meßplatz die Fraktionen im Gemeinderat und auch Oberbürgermeister Christian Specht zu einer Diskussionsveranstaltung am Sonntag, 19. November, um 18 Uhr beim Einraumhaus einladen. 

 

Karl Lederer, der frühere Sprecher des Aktionsbündnisses, ist „fassungslos, dass die Stadt ein solches Projekt unter den Tisch fallen lässt“. Der geplanten Zusammenarbeit von ALTER und dem Forum Deutsche Sprache würde dadurch der Boden entzogen. „Die Möglichkeit in den Stadtteil hineinzuwirken wäre deutlich verschlechtert“, bedauerten die Akteure.

Leibniz-Institut kommuniziert nur über Anwälte mit Aktionsbündnis

Enttäuscht sind sie vor allem über die mangelnde Kommunikation mit der Stadt und dem Leibniz-Institut, das nur über seine Anwälte korrespondiere. Philipp Morlock bemängelte: „Während die Ablehnung gegenüber POW e.V. noch begründet wurde, ist die Ablehnung gegenüber Einraumhaus ohne Begründung erfolgt.“

Myriam Holme wies zudem auf die überregionale Bedeutung des Einraumhauses hin, aber auch auf ihre begrenzten personellen Möglichkeiten: „Das ist wie der Kampf David gegen Goliath.“ Morlock erinnerte an die gute Kooperation zwischen Einraumhaus und POW, zu dessen Gründungsmitgliedern er gehört. Als es auf Vorschlag vom Büro des Oberbürgermeisters und der MWSP (Stadtentwicklungsgesellschaft für Mannheim) um eine Zwischennutzung der Brachfläche ging, hätten die Architekten von Yalla Yalla einen Kinder- und Jugendpark vorgeschlagen.

Mehr zum Thema

ALTER

ALTER am Mannheimer Meßplatz: „Die Situation ist brandgefährlich“

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren

Das mit Preisen ausgezeichnete Projekt ALTER sei ein Vorzeigeprojekt für die Stadt gewesen. „Doch wir haben es versäumt, früh auf die Probleme hinzuweisen“, räumte Morlock ein. Die Arbeit könne POW allein durch ehrenamtliches Engagement nicht mehr bewältigen. Die Akteure waren sich einig: „Damit POW seine Arbeit fortsetzen kann, bedarf es einer personellen und finanziellen Unterstützung.“

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke