Mannheim. Wer auf der Internetseite des Zentralinstituts für Seelische Gesundheit einen Infofilm über das Projekt im Quadrat J 4 anklickt, erfährt, dass der Erweiterungsbau „voraussichtlich 2021“ abgeschlossen sein wird. Im Begleittext ist die Bauzeit bereits korrigierend mit „Juni 2018 bis 2022“ angegeben. „Wir müssen aktuell von einem Fertigstellungstermin nicht vor 2024 ausgehen,“ beantwortet dieser Tage ZI-Sprecher Uli Ellwanger eine Anfrage unserer Zeitung.
Vor ziemlich genau sechs Monaten titelte der „MM“: „Bau des Therapiegebäudes nur schleppend“. Diese Schlagzeile trifft bis heute zu. Nach wie vor beobachten Anwohner, dass sich an dem verzögert hochgezogenen Rohbau über längere Zeit wenig oder auch gar nichts tut. Und auf dem hölzernen Baustellenzaun prangt lakonisch: „Abwarte! Wir habe‘ noch nicht fertig.“
Schon bei unserer Anfrage im vergangenen Oktober zeigten sich das ZI und der beauftragte Generalunternehmer Vamed wortkarg und verwiesen auf juristische Auseinandersetzungen. Immerhin lässt ZI-Sprecher Ellwanger jetzt wissen, dass „zunächst offene Fragestellungen zu planerischen und technischen Aspekten sowie zur baulichen Ausführung zu einer Verzögerung der Arbeiten geführt hatten“.
Disput über Vertrag
Außerdem ist von „unterschiedlichen Auffassungen“ über vertragliche Regelungen die Rede. Auch wenn die Formulierungen wenig konkret sind, so lassen sie auf ein massives Zerwürfnis zwischen dem ZI als Bauherrn und der Vamed Health Projects GmbH (Deutschlandsitz in Berlin) als Generalübernehmer schließen.
Auch Thorsten Springer, Kommunikationschef des Projektentwicklers und Gesamtanbieters für Kliniken und andere Einrichtungen im Gesundheitswesen, will sich nicht zu Details der Konflikte äußern. Der Vamed-Sprecher nennt im Gespräch mit dem „Mannheimer Morgen“ lediglich Probleme in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie: von Personalengpässen bei den Bau-Subunternehmern bis zu Lieferschwierigkeiten von Material und Ausstattung. Allerdings soll es jetzt am ZI-Rohbau vorangehen. „Wir arbeiten an der Fassade und werden die Fenster einbauen.“ Anfang Mai soll wohl die Verbindung zwischen Neubau und Forschungs- sowie Verwaltungstrakt erfolgen.
Offenbar haben die Parteien sich in den letzten Wochen etwas angenähert. Jedenfalls betont Uli Ellwanger, dass „seit längerer Zeit ein intensiver Austausch stattgefunden hat“. Zumal der Vorstand der Modelleinrichtung im Herzen der Stadt „sehr die Verzögerungen bedauert“ , die für alle - Patienten, Belegschaft und Anwohner - zu Unannehmlichkeiten führen.
Der mit Wärmerückgewinnung und viel Licht geplante Neubau bringt für die Patientenversorgung über 80 zusätzliche Räume. Zum Konzept gehören außerdem ein großer Hörsaal und eine neue Cafeteria. Von dem vollendeten ZI-Campus soll auch die Nachbarschaft profitieren: Die geplante Außenanlage mit rund 50 Bäumen ist als Beitrag zur Grün-Gestaltung der Innenstadt gedacht.
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