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Erstes Wochenende Oktobermess in Mannheim: Abwärts mit großem Vergnügen

Schausteller sind zufrieden mit Andrang am ersten Tag der Oktobermess. Alle kümmern sich um Energieeinsparungen

Von 
Peter W. Ragge
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Großer Spaß auf der Superrutsche: Patrick Müller (v.l.), Heidrun Back, Christine Igel, Martin Boll und Bürgermeister Michael Grötsch. © Christoph Blüthner

Mannheim. Einige schreien, kreischen, jauchzen und reißen dabei vergnügt die Arme hoch – andere kommen nur still, aber sehr zufrieden lächelnd unten an. Auf der Riesenrutsche, eine der neuen Attraktionen auf der am Samstag eröffneten Oktobermess, geht es über 60 Meter in mehreren Wellen 30 Meter in die Tiefe. „Die größte reisende Rutsche dieser Art“, sagt Betreiber Markus von Olnhausen. Sonst öfter mit seinem Spaßhaus „Villa Wahnsinn“ in Mannheim, hat er der Mess nun nach langer Pause mal wieder die Rutsche als Attraktion beschert.

„Von der Nachhaltigkeit optimal – ich habe keine Motoren, keinerlei Stromverbrauch“, sagt er lachend. Es reicht das Körpergewicht der Messbesucher, und jeder ab 1,20 Metern darf die Rutsche, deren Konstruktion immerhin 65 Tonnen wiegt, heruntersausen. Und selbst Politiker wie Bürgermeister Michael Grötsch freuen sich in diesem Fall, wenn es rasant abwärts geht. Der Düsseldorfer Schausteller Markus von Olnhausen hat Mannheim von seinen früheren Besuchen „in guter Erinnerung, es ist ein guter Platz mit viel Resonanz“, sagt er.

Fahrpreis nicht erhöht

Mit dem Auftakt der Mess, die Bürgermeister Michael Grötsch zu den Klängen des Polizeimusikkorps offiziell eröffnet, ist Stephan Schuster, Vorsitzender des Schaustellerverbands Mannheim, sehr zufrieden. Bereits am Samstagnachmittag ist viel los, mehr als an manchen Eröffnungstagen früherer Jahre. Kaum ein Fahrgeschäft steht still, überall ertönt Musik und feuern die Rekommandeure die Besucher an – mit Erfolg. Er sei daher „hoffnungsvoll und guter Dinge“, so Schuster.

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Schließlich haben es die Schausteller nicht leicht. Nach zwei Jahren Corona-Einschränkungen leiden sie nun unter enormen Kostensteigerungen für Energie und den Debatten über Stromeinsparungen. Schuster, Schausteller in fünfter Generation, hat sein Kinderkarussell vom Großvater übernommen. 56 Jahre ist es alt, und gerade investierte er 9500 Euro, um alles auf LED-Leuchten umzurüsten. Klar, er braucht Strom, damit sich das Feuerwehrauto, die Rakete, der Bus und seine ganzen anderen Fahrzeuge drehen, aber die Lichter seien alle sehr energiesparend, betont er.

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„Schon mein Vater hat das Geschäft sehr energieeffizient bauen lassen“, sagt Ariane Haas, die den von 1980 stammenden Autoscooter betreibt. Bei ihr geht es natürlich nicht ohne Strom. „Davon, wie der Strom fließt, hängt die Geschwindigkeit der Autos ab – wenn die kriechen, haben die Leute keine Lust mehr“, erklärt sie. Sie hat aber trotz steigender Strompreise und anderer Kosten den Fahrpreis gehalten: „Eine Runde drei Euro – wie seit sieben Jahren“, hebt sie hervor. Dafür versucht sie, Betriebskosten zu sparen: „Ich mache eine halbe Stunde später das Licht an!“ Und ohnehin habe sie alles auf LED umgerüstet.

„Das haben alle von uns gemacht, da sind alle auf technisch hohem Standard“, bekräftigt Markus Rick, an dessen Stand viele schöne bunte Früchte leuchten. Es ist das Signal dafür, dass er den Gaumen der Besucher mit exotisch-süßen kandierten Früchten mit acht verschiedenen Obstsorten, überzogen von fünf verschiedenen Schokoladearten, verwöhnt. Schausteller hätten schon immer überall geschaut, wo sie Kosten sparen müssen – lange vor der aktuellen Energiedebatte. „Das liegt bei uns in der Natur“, so Rick, daher sei es „unfair“ ausgerechnet über den Stromverbrauch von Vergnügungsmessen zu diskutieren – wobei Volksfeste von der Energiesparverordnung ausgenommen sind.

Termine und Tipps

  • Öffnungszeiten: bis 9. Oktober Sonntag bis Donnerstag von 13 bis 22 Uhr, Freitag, Samstag sowie vor Feiertagen von 13 bis 23 Uhr.
  • Donnerstag, 29. September, und Donnerstag, 6. Oktober, Familientag der Schausteller mit halben Preisen bei Fahrgeschäften und Sonderangeboten bei vielen Ständen.
  • Nahverkehr: Wer mit VRN-Tages-Tickets kommt, erhält am Gültigkeitstag an vielen Geschäften 2,50 Euro Rabatt.
  • Kindernachmittag: EPM und Schaustellerverband laden Gruppe von Heimkindern zum Mess-Rundgang mit Imbiss.

„Aber wir achten hier trotzdem alle darauf“, sagt Tobias Göbel, dessen Schaustellerfamilie unter anderem die „Wilde Maus“ betreibt. „Wir brauchen ganz wenig Strom. Die Wagen werden nur einmal hochgezogen, dann fahren sie durch die Beschleunigung alleine“, erläutert Göbel. 400 Meter lang ist die rasante Strecke, bis zu 15 Metern beträgt der Höhenunterschied. Es geht in ein tiefes Tal nach unten, noch zwei weitere Täler gibt es und den „Katzentunnel“ voller Überraschungen.

Insgesamt 120 Betriebe umfasst die Mess dieses Mal, und neben Rutsche, Eclipse, Kettenflieger, Achterbahn und weiteren besonderen Fahrgeschäften ist das „Europa-Rad“, mit seiner Gesamthöhe von 55 Metern eines der größten, transportablen Riesenräder der Welt, eine besondere Attraktion. Es bietet nun 16 Tage einen besonderen Fahrkomfort in rundum geschlossenen, verglasten und von herbstlichen Wettereinflüssen freien Kabinen, einen beeindruckenden Panoramablick und abends eine tolle Lichtshow. Aber auch da sagt Betreiber Willi Kipp: „Alles LED!“

© Christoph Blüthner

Und nicht nur beim Stromverbrauch achteten die Schausteller auf Nachhaltigkeit, ergänzt Manuel Reif, zweiter Vorsitzender des Schaustellerverbandes. Er hole alle Zutaten für den Crêpes-Stand aus der Region, die Eier für den Teig etwa beim Bauer Merz in Kirschgartshausen. Er ist ebenso wie Markus Rick zuversichtlich, dass die Mess wieder viel Publikum anzieht. „Die Leute brauchen doch auch einen gewissen Ausgleich – mal hier zu sein, das lenkt doch auch ab“, sagt Rick.

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