Mannheim. Gekreische von den Fahrgeschäften, laute Musik, die Ansagen der Rekommandeure – schon am Samstagnachmittag ist viel los auf dem Neuen Meßplatz. „Attentione, Achtung – es geht looooooos!“, schreit der Ansage vom „Bayernbreaker“, und Stephan Schuster, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes, ist zufrieden, weil für einen Eröffnungsnachmittag wirklich viel los ist. „Hoffnungsvoll und guter Dinge“ sei er, sagt er bei der offiziellen Eröffnung durch Bürgermeister Michael Grötsch.
Im Gegensatz zu sonst muss Grötsch aber mit sehr wenigen Stadträten im Schlepptau losziehen, um die Fahrgeschäfte zu testen und den Startschuss für das, wie er sagt, „Traditionsfest mit Zukunft“ zu geben. Von der größten Fraktion, den Grünen, ist nur Stadtrat Markus Sprengler da, die Linken sind vertreten, aber SPD, CDU, ML und FDP haben gar keine Stadträte geschickt. Viele Fraktionen bereiten gerade die Etatberatungen vor, da bleibt eben wenig Zeit für großes Volksfest-Vergnügen.
Aber ein Vergnügen ist es. 120 Betriebe haben Christine Igel, die Geschäftsführerin, Projektleiter Patrick Müller und das Team der städtischen Tochtergesellschaft Event & Promotion gewonnen. Eine besondere Attraktion: das „Europa-Rad“, mit seiner Gesamthöhe von 55 Metern eines der weltweit größten, transportablen Riesenräder der Welt. Es bietet nun 16 Tage einen besonderen Fahrkomfort in rundum geschlossenen, verglasten und damit von herbstlichen Wettereinflüssen freien Kabinen, aber einen beeindruckenden Panoramablick über die Region. Die anderen Riesenräder, die zuletzt auf der Mannheimer Mess standen, waren meist zwischen 30 und 40 Meter hoch.
Eine Riesenrutsche mit 60 Metern Rutschenlänge und einer Fallhöhe von 30 Metern ist eine weitere Attraktion. Der „Musikexpress“ bringt einen erst gemächlich in einer Wellenbewegung in Fahrt und kann dann immer schneller beschleunigen – auf 60 Stundenkilometer. Ebenso beliebt: die Achterbahn „Wilde Maus“. „Es sieht aus wie eine Maus, die auf der Flucht vor der Katze im Zickzackkurs rennt“, hat Hans Göbel, Seniorchef des gleichnamigen Schaustellerbetriebs in Worms, den Namen der bis zu 15 Meter hohen Achterbahn mal erklärt. 400 Meter lang ist die Strecke, es geht in ein tiefes Tal rasant nach unten, noch zwei weitere Täler gibt es und den „Katzentunnel“ voller Überraschungen. Dreieinhalb Tage dauert der Aufbau der aufwendigen Stahlkonstruktion.
Ob Autoscooter, „Bayernbreaker“, Eclipse oder 65 Meter hoher Kettenflieger – es sind zahlreiche große Fahrgeschäfte da. „Wir freuen uns, dass wir das Angebot der großen Attraktionen gegenüber Mai ausweiten konnten“, so Christine Igel. „Dies ist dem Zusammenwirken mit der hohen Motivation meines Teams rund um Projektleiter Patrick Müller und mit allen Partnern zu verdanken.“ So könne der Neue Meßplatz für 16 Veranstaltungstage „in eine Erlebniswelt verwandelt werden“, so Igel.
Schausteller Markus Rick, der den Gaumen der Besucher mit exotisch-süßen kandierten Früchten mit acht verschiedenen Obstsorten, überzogen von fünf verschiedenen Schokoladearten, verwöhnt, ist sicher, dass trotz aller politischen Debatten über nötige Einsparungen wieder genügend Andrang auf der Mess herrscht: „Die Leute brauchen doch auch einen gewissen Ausgleich – mal hier zu sein, das lenkt doch auch ab“, sagt er zuversichtlich.
An den Familientagen am 29. September und 6. Oktober profitieren die Oktobermess-Besucher bei vielen Ständen von einem Rabatt in Höhe von 50 Prozent und können alle Fahrgeschäfte zum halben Preisen ausprobieren. Wer mit den VRN-Tages-Tickets zur Oktobermess fährt, erhält am Gültigkeitstag an vielen Geschäften einen Rabatt von 2,50 Euro – eine Aktion, damit sich die Fahrt mit Bus und Bahn besonders lohnt. Geöffnet ist die Mess noch bis einschließlich 9. Oktober Sonntag bis Donnerstag von 13 bis 22 Uhr, am Freitag, Samstag sowie vor Feiertagen von 13 bis 23 Uhr. Was es nicht gibt, ist ein Feuerwerk. Schaustellerverband und Stadt hatten schon bei der Maimess darauf verzichtet und wollen auch jetzt noch mal Pause machen – aber langfristig an der Tradition festhalten.
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