Der Gong zur Pause schallt durch das Schulgebäude der Humboldt-Werkrealschule in der Neckarstadt-West. Die Schülerinnen und Schüler setzen ihre Masken wieder auf und strömen vom Hof aus durch die Türen in Richtung ihrer Klassenzimmer zurück. Die breiten Gänge sind in der Mitte mit Klebeband oder Absperrband geteilt. Mit Pfeilen wird die Laufrichtung auf der jeweiligen Hälfte des Flures angegeben - es herrscht Rechtsverkehr.
Schulleiter Harald Leber hatte trotz der Regelungen einen chaotischen Vormittag hinter sich, erzählt er. Im neuen Schuljahr gibt es viele neue Schülerinnen und Schüler an seiner Schule. „Einige Eltern hatten noch offene Fragen, für die sie dann in die Schule gekommen sind“, erklärt Leber. Deshalb tummelten sich mehr Menschen als geplant vor dem Sekretariat.
Chaotischer erster Schultag
Auch bei den Ankunftszeiten der Schülerinnen und Schüler sei nicht alles rund gelaufen. Die verschiedenen Klassen sollten nacheinander ankommen, damit nicht alle gleichzeitig in das Schulhaus laufen und kein Abstand mehr gehalten werden kann. „Das ist aber nicht ganz möglich“, weiß der Rektor. Sobald Geschwister aus unterschiedlichen Klassen ankommen, komme es wieder zu einem Problem. „Wir versuchen so gut wie möglich zu vermeiden, dass sich Klassen mischen“, sagt Leber. Wenn die Schülerinnen und Schüler dann auf dem Schulhof zusammenstünden, ließe sich das jedoch auch nicht vermeiden.
Samir Berisha geht in die neunte Klasse. An der Tür zum Klassenzimmer seiner Lehrerin Esther Schaaf hängen Aufkleber mit Aufschriften wie „Alles wird gut“, „Bleibt gesund“ und „Gemeinsam durchs Schuljahr“. Vor allem auf das „Gemeinsam“ bezieht sich Samir: „Das Impfen muss schneller gehen.“ Er wünscht sich ein Ende der Pandemie, möchte aber auch keine erneute Lockerung und Verschärfung, weil zu früh gelockert wurde. Samir findet: „Dann lieber ein Jahr mehr mit Maske und Einschränkungen.“ An die Maske habe er sich bereits gewöhnt.
Einziger Wunsch: keine Masken
Auch Daniel Petroiu aus derselben Klasse habe sich bereits an die Maske gewöhnt. „Ich habe die Pandemie schon vergessen“, sagt er. Trotzdem sehnt er sich auch die Normalität zurück: „Mein einziger Wunsch ist es, dass keine Masken mehr getragen werden müssen.“
Wann die Masken nicht mehr nötig sind, steht zurzeit jedoch noch in den Sternen. Ein Schritt dahin wären Luftfilter. Diese werde es für die Schule jedoch nicht geben, vermutet der Schulleiter der Humboldt-Grundschule, Andreas Baudisch. Diese ist im selben Gebäude wie die Werkrealschule. Grund hierfür sei, dass in jedem Klassenzimmer ausreichend über die Fenster gelüftet werden kann. „Die Stadt hat direkt am Anfang der Pandemie dafür gesorgt, dass alle Fenster repariert werden, sodass jetzt alles super funktioniert“, erklärt Baudisch. Laut Landesverordnung muss alle 20 Minuten gelüftet werden - auch im Winter. „Da wird es dann eben schwieriger“, sagt der Rektor mit Blick auf die Temperaturen. Zur Not müssten die Kinder für die Zeit des Lüftens, wie vergangenes Jahr, Jacken anziehen.
Positiver Test am ersten Tag
Auch in der Grundschule haben sich die Schülerinnen und Schüler an die Pandemie gewöhnt. Dass sie auch im neuen Schuljahr weiterhin mit Maske zum Unterricht kommen müssen, überrascht Schülerin Jade Devaughn nicht: „Ich konnte mir das schon denken.“ Die Tests nerven sie jedoch. Und auch Ardil Toklu fühlt sich während des Testens nicht wohl. „Ich habe beim Testen Angst, dass ich mich anstecke“, sagt er, da sie beim Testen ohne Maske nah aneinander stünden. Trotz eines ersten positiven Tests direkt am ersten Schultag, kann Baudisch ihn beruhigen. Die Schülerinnen und Schüler schaffen es bereits in unter fünf Minuten, die Tests durchzuführen. Während dieser kurzen Zeit sei eine Ansteckung unwahrscheinlich.
Ab dem 27. September soll in den Schulen drei Mal in der Woche getestet werden. Bisher werden in der Grundschule montags und donnerstags, beziehungsweise montags und mittwochs in der Werkrealschule, die Schnelltests durchgeführt. Bis auf die vermehrten Tests ist jedoch vieles ungewiss. „Wir stehen jeden Tag vor neuen Herausforderungen“, sagt Baudisch. Auch auf erneutes Homeschooling bereitet sich der Rektor vor.
Infos zum Schulstart in Baden-Württemberg
- Zurzeit werden in den Schulen in Baden-Württemberg zwei Schnelltests pro Woche gemacht. Ab dem 27. September soll drei Mal in der Woche getestet werden.
- Unabhängig von den örtlichen Infektionszahlen gilt in jedem Klassenzimmer die Maskenpflicht. Ausnahmen gibt es im Sportunterricht und bei Prüfungen.
- Die Klassenräume müssen alle 20 Minuten gut gelüftet werden – auch im Winter.
- Die Stadt Mannheim macht an allen Schulen im Stadtgebiet ein Impfangebot, so dass sich Jugendliche möglichst schnell und einfach immunisieren lassen können.
- Wenn es in einer Klasse zu einem positiven Corona-Fall kommt, muss nicht die gesamte Klasse in Quarantäne. Stattdessen müssen sich alle Ungeimpften und Nicht-Genesenen fünf Tage lang per Schnelltest testen.
- Grundsätzlich gilt die Präsenzpflicht. Schüler, die ein Zutritts- oder Teilnahmeverbot haben, weil siekeine Maske tragen oder nicht an der Testung teilnehmen, verletzen demnach ihre Schulpflicht. jpp/dpa
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