Bildung - Neue Kultusministerin lehnt neunjähriges öffentliches Gymnasium für Mannheim weiterhin ab / SPD-Abgeordneter enttäuscht

Land lehnt neunjähriges Gymnasium für Mannheim weiterhin ab

Von 
Bertram Bähr
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Am Karl-Friedrich-Gymnasium ist das neunjährige Gymnasium ausgelaufen. Nach Lage der Dinge wird es in Mannheim keinen Ersatz geben. © Bertram Bähr

Mannheim. Das neunjährige Gymnasium (G9) gibt es in Mannheim zwar noch an der Integrierten Gesamtschule Herzogenried (IGMH), mehreren beruflichen und privaten Schulen – aber inzwischen an keinem allgemeinbildenden öffentlichen Gymnasium mehr. Denn das Karl-Friedrich-Gymnasium (KFG), das im Rahmen eines landesweiten Schulversuchs in der Stadt als einziges die Berechtigung dazu hatte, nahm im Spätsommer 2019 die letzte fünfte G9-Klasse auf. Die bis Mai 2021 amtierende Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) lehnte es mehrfach ab, einem anderen Mannheimer Gymnasium die Möglichkeit zu geben, an die Stelle des KFG zu treten.

An dieser Situation wird sich nach Lage der Dinge vorerst auch unter der neuen Ressortchefin Theresa Schopper (Grüne) nichts ändern. Das geht aus einem Brief hervor, den sie an den Mannheimer SPD-Landtagsabgeordneten Stefan Fulst-Blei schickte. Er hatte am 24. September angefragt, ob das Ministerium der Nachbenennung einer G9-Modellschule im Mannheim als Ersatz für das KFG zustimmen könne.

Die Antwort Schoppers fällt kurz und bündig aus: „Eine Neuaufnahme einer Schule, auch in Form eines Ersatzes einer ausscheidenden Schule, ist gemäß Ministerratsbeschluss nicht vorgesehen.“ Für Stefan Fulst-Blei ist „das Ergebnis sehr enttäuschend“. Nach dem Wechsel an der Ministeriumsspitze hatte er auf eine Neubewertung gehofft, zumal seitens der Eltern nach wie vor eine große Nachfrage nach G9 bestehe. Aber statt das in Betracht zu ziehen“, habe Schopper „auf altbekannte bürokratische Festlegungen verwiesen. Flexibilität und Berücksichtigung von breiten Wünschen aus der Bevölkerung sieht meines Erachtens anders aus.“ Fulst-Blei hält die Position der Ministerin „gerade in Anbetracht der Verschlechterungen durch Corona, für völlig unangemessen“, ein weiteres Lernjahr könne das Aufholen von versäumtem Stoff erleichtern.

Den letzten formellen Anlauf, an der Sachlage etwas zu ändern, hatte die SPD-Fraktion im Bildungsausschuss des Landtags Ende Januar unternommen (wir berichteten). Der Antrag, „eine Wahlfreiheit zwischen achtjährigem und neunjährigem Gymnasium zu ermöglichen“, lief aber einmal mehr ins Leere.

Anders als andere Bundesländer

Während die meisten Bundesländer flächendeckend wieder auf G9 setzen (etwa Bayern und NRW) oder den Schulen die Wahl lassen (wie in Hessen), dürfen in Baden-Württemberg seit 2013 lediglich 44 öffentliche allgemeinbildende Gymnasien G9 anbieten. Das einzige in Mannheim war das KFG. Dort hat das achtjährige Gymnasium (G8) eine lange Tradition und reicht bis in die 90er Jahre zurück. Weiterhin sowohl G8 als auch G9 anzubieten, erlaube die räumliche Situation nicht mehr, hatte die Schulleitung im Oktober 2017 den Ausstieg begründet. Schon damals hatte das Kultusministerium betont, es sei nicht möglich, dass ein anderes Gymnasium die Lücke fülle.

Bei einer Umfrage der Arbeitsgemeinschaft der Gymnasialen Elternbeiräte (ARGE) Baden-Württemberg, die von Oktober 2020 bis Mitte Januar 2021 lief, hatten sich von 17 878 teilnehmenden Eltern 89 Prozent für eine Rückkehr zu G9 ausgesprochen.

Der Vorsitzende des Mannheimer Gesamtelternbeirats (GEB), Thorsten Papendick, hätte es allerdings für sinnvoller gehalten, nicht die Eltern von Gymnasiasten zu befragen – denn für die laufe das acht- oder neunjährige Gymnasium schließlich bereits. Besser wäre es in seinen Augen gewesen, „ein Meinungsbild bei den Grundschuleltern einzuholen“, die von einem Wechsel von G8 zu G9 noch etwas hätten.

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim. Schwerpunkte: Schulen und Kitas

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