Mannheim. Rund 900 Menschen haben am Samstagabend in der Innenstadt an einer weiteren Demo gegen Polizeigewalt teilgenommen. Sie zogen wegen eines Todesfalls nach einem Polizeieinsatz zu Beginn der Woche durch die Stadt. Auf Plakaten oder Bannern hieß es etwa „No Justice No Peace“ oder „Trauer-Wut-Widerstand. Wer schützt uns vor der Polizei?“ Die Beamten hatten sich auf die zuvor angemeldete Demonstration eingestellt. Am Sonntag, so hieß es am Nachmittag auf Nachfrage dieser Redaktion aus dem Führungs- und Lagezentrum im Präsidium an der Bismarckstraße, lägen keine Anmeldungen vor.
Im Verlauf des Demozuges am frühen Samstagabend kam es zu Eskalationen, nachdem zunächst bengalische Fackeln und Rauchfackeln abgebrannt sowie Böller gezündet worden waren. Wie die Polizei mitteilte, wurden die Fassaden des Stadthauses N 1, des Landgerichts in A 1 und des Polizeireviers Innenstadt im Quadrat H 4 sowie weitere Gebäude durch Farbbeutel- und Flaschenwürfe sowie Sprühfarbe beschädigt. Die Ermittlungen der Polizei hierzu dauern noch an.
Die Demonstration hatte am Samstag gegen 18 Uhr zunächst mit einer Versammlung am Marktplatz begonnen. Die Teilnehmer setzten sich von dort in Bewegung und zogen nach einer Auftaktkundgebung durch die Quadrate und endeten gegen 20.30 Uhr wieder am Marktplatz. Angriffe auf Polizisten habe es nicht gegeben, auch keine Verletzten, wie ein Sprecher der Polizei sagte.
Bei einem Einsatz in der Mannheimer Innenstadt am Montag vergangener Woche war ein 47 Jahre alter Patient des Zentralinstituts für seelische Gesundheit (ZI) zusammengebrochen und zunächst wiederbelebt worden. Später starb der Mann im Krankenhaus. Die Ermittlungen werden nach Angaben der Behörden noch einige Wochen in Anspruch nehmen.
Der Vorfall sorgt vielfach für Empörung und Kritik am Vorgehen der Polizei. So kursieren im Internet Videos, die den Einsatz zeigen sollen: Darin schlägt ein Beamter auf den Kopf eines am Boden liegenden Mannes ein. Diese Filmsequenzen sowie weitere Hinweise von Zeugen werden derzeit von den Ermittlungsbehörden untersucht. Nach früheren Behördenangaben zeigt die Leiche des Mannes Spuren stumpfer Gewalt, die aber „von geringer Intensität gewesen“ seien. Woran der Mann letztlich starb, ist nach wie vor unklar.
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