"MM"-Bürgerbarometer - Große Mehrheit findet die Idee gut, die Fußgängerzone auf Teile von Fressgasse und Kunststraße auszudehnen

69 Prozent wollen Ausweitung der Fußgängerzone in Mannheim

Von 
Timo Schmidhuber
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Mannheim. Eine deutliche Mehrheit der Mannheimer fände eine größere Fußgängerzone gut. Bei der langfristigen Schaffung einer autofreien Innenstadt dagegen sind sie etwas skeptischer. Das sind die zwei zentralen Aussagen des „MM“-Bürgerbarometers zum Verkehr in der Innenstadt.

Demnach gefällt 69 Prozent der Vorschlag, die Fußgängerzone auf große Teile der Kunststraße und der Fressgasse auszudehnen. „Das ist eine sehr hohe Zustimmung“, sagt Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen. Sein Institut hatte die repräsentative Umfrage im Auftrag des „MM“ vorgenommen. Interviewt wurden Anfang November 1022 Mannheimerinnen und Mannheimer ab 16 Jahren.

Die Gemeinderatsfraktionen von Grünen und SPD hatten in der Vergangenheit bereits Vorschläge gemacht, Straßen in der Innenstadt für Autos zu sperren und für Fußgänger zu reservieren. Die CDU-Fraktion war es allerdings, die das Thema diesen Herbst öffentlichkeitswirksam wieder auf die politische Tagesordnung gebracht hat - mit dem konkreten Vorschlag, die Kunststraße zwischen N 1 und N 6, die Fressgasse zwischen Q1 und Q5 sowie einige Seitenstraßen für den Autoverkehr zu sperren und die Fußgängerzone entsprechend zu vergrößern.

54 Prozent für autofrei

Die Feinauswertung des Bürgerbarometers zeigt, dass dieser Plan je nach Alter unterschiedlich bewertet wird. Die Trennlinie liegt laut Meinungsforscher Jung bei 60 Jahren. In den Altersgruppen darunter beträgt die Zustimmung zwischen 73 und 77 Prozent. Bei den 60- bis 69-Jährigen dagegen sind es 61 Prozent, bei den Über-70-Jährigen lediglich 51. Für Jung ist dieser Unterschied wenig überraschend. „Je älter die Leute sind, desto kritischer sind sie gegenüber weitergehenden Veränderungen“, lautet seine Erfahrung aus Befragungen. Der Stadtteil, aus dem die Menschen kommen, spielt bei dem Thema übrigens keine Rolle. Die Zustimmung ist überall auf einem ähnlichen Level.

Ein deutlich weitergehender Vorschlag für die Innenstadt sieht vor, die gesamten Quadrate bis 2030 autofrei zu machen. Das fordern die Grünen. Für diese Idee fällt die Zustimmung im Bürgerbarometer nicht so hoch aus. Es ist eine knappe Mehrheit von 54 Prozent, die das gut findet. Die Schwierigkeit dabei ist nach Ansicht von Jung, dass derzeit noch nicht klar sei, wie das konkret aussehen werde. „Diese Werte können sich noch verändern, wenn die Planungen in konkreter Form vorliegen.“ Aktuell jedenfalls kommt der Vorschlag einer komplett autofreien Innenstadt bei den Menschen in den zentrumsnahen Stadtteilen am besten an: 61 Prozent finden die Idee gut.

Beim Bürgerbarometer haben die Meinungsforscher auch abgefragt, mit welchem Verkehrsmittel die Menschen „hauptsächlich“ in die Innenstadt gelangen. Busse und Bahnen liegen hier ganz vorne (46 Prozent), gefolgt von Auto (27 Prozent), Fahrrad (15 Prozent) und der Antwort „zu Fuß“ (acht Prozent). Die 46 Prozent für die öffentlichen Verkehrsmittel bewertet Jung als „sehr hohen Anteil“. Auch den 15-Prozent-Anteil für das Fahrrad sieht der Meinungsforscher als „erheblich“.

Gleichzeitig aber spiegele der Anteil von 27 Prozent nicht die tatsächliche Autozahl in der Innenstadt wider, betont Jung. „Beim Bürgerbarometer sind ja nur die Mannheimer befragt worden. In die Innenstadt kämen viele Besucher von außerhalb Mannheims, die nutzten meist das Auto und tauchten nicht in der Umfrage auf. Darauf weisen auch Lutz Pauels von der Werbegemeinschaft City und Swen Rubel vom Handelsverband Nordbaden hin. Gerade Kunden aus der Region kämen, so Rubel, oft mit dem Auto, „weil für diese Gäste häufig kein adäquates ÖPNV-Angebot vorhanden ist“. Pauels betont, dass Handel und Gastronomie auf die Kunden von außen „existenziell angewiesen“ seien.

Redaktion Stellvertr. Leiter der Lokalredaktion Mannheim

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