Mannheim. "Ihr wart super", ruft Feuerio-Vizepräsident Stefan Hoock in die Nacht - und meint "Amokoma" auf der Bühne wie auch das davor ausdauernde feiernde Publikum. Als längst die Straßenlaternen eingeschaltet sind, die Wasserspiele im Parterre des Friedrichsplatzes bunt angestrahlt werden, endet erst langsam das 51. Blumepeterfest. "Ich bin sicher, wir werden ein gutes Ergebnis haben", äußert sich der Feuerio-Vize, der sich die Moderation mit Stephan Christen teilt, überzeugt - und gibt dann die Zugabe für Amokoma frei. Da stehen hinter dem Wasserturm schon ein Dutzend Mitglieder des Technischen Hilfswerks, um dem Abbau der Feuerio-Technik unter die Arme zu greifen.
"Es ist ein ganz besonderes Fest, ein Fest der Hilfe", betont Oberbürgermeister Peter Kurz, als er die Großveranstaltung zur Mittagszeit bei strahlendem Sonnenschein offiziell eröffnet. Da läuft sie aber längst, sind die Bänke besetzt, drängeln sich bei herrlichem Wetter die Leute am Fuß des Wahrzeichens, bilden sich Warteschlangen an Kassen und Ständen- Bereits gegen 8.30 Uhr mischt sich am Wasserturm der Duft von frisch gebrühtem Kaffee mit dem von deftiger Erbsensuppe, dampfen in der morgendlichen Kälte die Kannen der Maschinen am Kaffeestand von Gwendolyn Wentzlaff (Cafe Mohrenköpfle) und die Feldküche des Roten Kreuzes. Deren Team ist bereits ab 5 Uhr auf dem Platz, kocht ab 5.30 Uhr die 2000 Liter Erbsensuppe. Sie reichen bis gegen 17.30 Uhr. Um 17 Uhr, als gerade die Band "Festzeltkommando" loslegt, beginnen die Reservisten der Bundeswehr, die letzten 150 Liter auszugeben. Zu dem Zeitpunkt haben die Bloomäuler längst zusammengepackt: Ihre 350 Dampfnudeln - 300 von Grimminger und 50 von Eugen Kettemann vor Ort selbst geformt - sind bereits gegen 14 Uhr ausverkauft, um 15 Uhr 12 Kilogramm Lachs weg, um 16.30 Uhr ein "Ochs am Spieß" von immerhin 520 Kilo Lebendgewicht - eine Spende von Egon Scheuermann. Die Lose reichen bis etwa 16.45 Uhr, dann die weißen Röllchen alle weg, ebenso Hunderte von Bündeln mit frischen Rosen.
"Dieses Fest dokumentiert in besonderer Weise, wie unsere Stadtgesellschaft zusammensteht", dankt Oberbürgermeister Kurz und hebt das ehrenamtliche Engagement ebenso wie den Einsatz der Spender hervor. "Einen kräftigen Applaus allen, die sich engagieren", ermuntert er das Publikum. Einen "ganz herzlichen Dank" formuliert ebenso Björn Jansen, Vorsitzender des MM-Hilfsvereins, des Trägers der Aktion "Wir wollen helfen". "Sie ermöglichen uns, dass wir helfen können, und ohne jeden Verwaltungsaufwand gehen alle Einnahmen direkt an Bedürftige, die sonst durch das soziale Raster fallen würden", erklärt er.
Ein besonderes Jubiläum feiert Joachim Schäfer. 45 mal hat er bisher auf dem Blumepeterfest gespielt - von insgesamt 51 Festen. Er feiert das auf besondere Weise, bringt profilierte Freunde mit, so Heinz Möllmann (früher Gitarrist bei Peter Maffay), am Keyboard Herbert Rudolph (Produzent von Bernd Clüver), am Bass Rolf Lochbühler und am Schlagzeug Hubert Weber, beide von den „Thunderbirds“. Und gemeinsam legen sie los mit dem "Filsbachstomp" und anderen beleibten Mannheimer Titels. Dazwischen dürfen die "3 Prinzen" nicht fehlen, aber auch musikalische Überraschungen gibt es - Rainer Holzhauser mit seiner neuen Mannheim-Hymne oder das Schlagerduo "Zweisamkeit", bis das Finale in der Abenddämmerung dann Amokoma bestreitet. Zuvor wird noch ein Geheimnis gelüftet: Andrea Abend und ihr Mann Jörg haben den Hauptgewinn gezogen, erhalten den weißen Peugeot. Dafür darf Peter Prske mit seiner Frau abheben - im Heißluftballon der BW Bank, ein weiterer Hauptpreis, ebenso wie zwei Reisen, gestiftet vom Käfertaler Reiseland Rihm, die Liane Seemann und Isolde Kleßen gewinnen.
Benannt ist das Fest nach dem Blumenverkäufer Peter Schäfer (1875-1940), einem armen Tropf, körperlich wie geistig zurückgeblieben. Oft Gespött seiner Zeitgenossen, zog er durch die Kneipen und verkaufte Blumen. Aber weil er schlagfertig gewesen sein soll, wurde aus dem „Blumepeter“ in der Nachkriegszeit eine Symbolfigur des Mannheimer Mutterwitzes. Seit über 50 Jahren gibt es schon die Tradition, stets zugunsten jener Menschen zu feiern, die wie einst der Blumepeter auf der Schattenseite des Lebens stehen. Längst wurde daraus das mit Abstand größte Wohltätigkeitsfest der Region, fest etabliert rund um den Wasserturm und ausgerichtet stets vom Feuerio, der größten und ältesten Karnevalsgesellschaft der Stadt, die nicht ohne Grund den Slogan „Mehr als nur Fasnacht“ geprägt hat. Der gesamte Verein bringt sich ein, von anderen Organisationen wie der Freiwilligen Feuerwehr, Reservisten, Rotem Kreuz, Johannitern und dem THW ebenso unterstützt wie von vielen Sponsoren, wobei an erster Stelle die Privatbrauerei Eichbaum zu nennen ist, die quasi das Grundgerüst für das Fest legt, kostenlos die ganze Logistik stellt.
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