„Wie ein Wasserfilter“, vergleicht Franziska Leyer das, was vor ihr liegt – nur viel, viel, viel größer. 4300 Quadratmeter umfasst das riesige Becken im Süden der Feudenheimer Au, für das sie als Projektleiterin verantwortlich zeichnet. Derzeit wird es bepflanzt, mit 50 000 Schilfpflanzen. Damit ist es funktionsfähig. „Ein weiterer wichtiger Meilenstein ist erreicht“, freut sich darüber Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Bundesgartenschau-Gesellschaft.
Zwar ist die Au nicht Bestandteil der Bundesgartenschau im nächsten Jahr, aber wichtiger Teil des Grünzugs Nordost, der sich vom Luisenpark über Neckarplatt und Au bis zum Vogelstangsee erstreckt. Dieses ganze Areal, und besonders die Aufwertung des Landschaftsschutzgebiets in der Feudenheimer Au, hat die Stadt unabhängig von dem sommerlangen Blumenfest den Mitarbeitern der Bundesgartenschau-Gesellschaft übertragen. „Und nun sind die Baumaßnahmen dazu weitgehend abgeschlossen“, erläutert Michael Schnellbach.
Das Herzstück bildet das sogenannte Augewässer, ein kleiner See, der gemäß der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union und in Anlehnung an eine hier verlaufende alte Neckarschleife in der nördlichen Au angelegt worden ist. Darüber entsteht der große Panoramasteg, dessen 23 Stahlsegmente derzeit zu drei großen Teilen montiert und in den nächsten Wochen von einem – schon jetzt weithin sichtbaren – riesigen Raupenkran auf die Fundamente gehoben werden. „Aber erst müssen alle Schweißnähte genau mit Ultraschall geprüft, die Statik von der Hilfskonstruktion abgenommen sein“, informiert Schnellbach, warum die mal für Ende August vorgesehene Großaktion wohl erst Mitte September erfolgt.
Die hölzerne Hilfskonstruktion, die für die Stabilität des 81 Meter langen, davon 43 Meter frei tragenden Panoramastegs in der Aufbauphase wichtig ist, steht daher noch in dem neuen See. „Sobald der Steg fertig und das Gerüst abgebaut ist, fluten wir ihn“, informiert Franziska Leyer.
Zunächst wird aus zwei eigens gebohrten Brunnen Grundwasser in den See gepumpt. Langfristig, nach der Bundesgartenschau, soll Wasser aus dem Neckar über eine noch zu legende Leitung wieder in die Au fließen. Ob das – stark eisenhaltige – Grundwasser oder das teils verschmutzte Neckarwasser: In jedem Fall muss es, ehe es ins Augewässer fließt, gereinigt werden. Dazu dient das in der südlichen Au bei den Kleingärten angelegte Filterbecken. „Es hat eine enorm wichtige Reinigungsfunktion für gute Wasserqualität in diesem Biotop“, betont Michael Schnellbach.
Das betonierte Becken wirke wie ein natürlicher Bodenfilter, erläutert Franziska Leyer. Es ist am Boden mit Folie ausgelegt und mit Drainagerohren versehen. Eine 60 Zentimeter dicke Schicht aus einem sandigen Substrat übernimmt die eigentliche Reinigung, denn durch sie muss das gesamte Wasser hindurchsickern. „Aber damit der Reinigungseffekt dauerhaft eintritt, brauchen wir die Rhizomen“, sagt Franziska Leyer, sprich die Wurzeln der Schilfpflanzen. Dieses 60 Zentimeter tiefe Wurzelgeflecht dient nämlich dazu, dass die Sandschicht stets weiter locker bleibt und sich nicht verfestigt.
Derzeit setzen Mitarbeiter einer Gartenbaufirma die 50 000 Pflanzen, am Rand 20 pro Quadratmeter und auf der Fläche zehn pro Quadratmeter. Noch sind es kleine Pflanzen, aber laut Leyer wächst Schilf schnell: „Nächstes Jahr sprießt das Schilf hier bis zu einem halben Meter hoch und ganz grün, pünktlich zur Bundesgartenschau“, so Leyer.
Das gereinigte Wasser soll dann langsam aus dem Schilfgürtel über einem entlang des Spazierwegs am Hochgestade der Au angelegten Bachlauf zu dem neu angelegten See – der aber nicht als Badesee gedacht ist – fließen. Parallel dazu ist auch geplant, einen Naturlehrpfad anzulegen. Probeweise habe man diesen Bereich schon mal kurz geflutet, „weil der Boden sonst zu ausgetrocknet wäre, wenn wir richtig loslegen“, erläutert Leyer. Danach sei das Wasser planmäßig versickert.
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