Natur- und Gewässerschutz

Sauberes Wasser für Menschen, Tiere und Pflanzen am Neckar

Baden-Württemberg muss mit Ufer-Renaturierung in Mannheim EU-Vorgaben erfüllen

Von 
Thorsten Langscheid
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Mannheim. Es dürfte das größte Vorhaben seiner Art in Baden-Württemberg sein: Am Dienstag haben nach jahrelanger Planungs- und Vorbereitungszeit die Bauarbeiten zur Renaturierung der Flussufer am Neckar in Mannheim begonnen. Zuletzt hatte die Suche nach Kampfmitteln in den Uferzonen für Verzögerungen gesorgt und die Geduld der Anwohner wegen Bombenentschärfungen bei mehreren Evakuierungsaktionen strapaziert.

Innerhalb von gut sechs Monaten soll nun ein erster Uferabschnitt zwischen Fernmeldeturm und Riedbahnbrücke „naturnäher“ und „erlebbarer“ gestaltet werden. Unter Zuhilfenahme der Fließ-Dynamik des Neckars werden neue Nebenarme, Inseln und flache Uferzonen angelegt, die sowohl an Land als auch im Wasser für Tier- und Pflanzenwelt neue Lebensräume bieten.

Vertreter der Mannheimer Bundesgartenschaugesellschaft, die mit dem Projekt betraut ist, und der ausführenden Baufirma erläuterten, dass in dem Abschnitt eine für Besucher nutzbare neue Neckarwiese mit direktem, flachen Zugang zum Wasser entstehen wird. In einem zweiten, ab 2024 zu realisierenden Abschnitt stehe der Naturschutz noch stärker im Mittelpunkt.

Das seit Jahren vom Nachbarschaftsverband Mannheim-Heidelberg geplante und vorangetrieben Projekt hat seine Ursprünge in der Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union (EU). Ziel der Richtlinie, die bereits im Jahr 2000 verabschiedet wurde, ist es, in allen Gewässern der Union bis spätestens 2027 möglichst naturnahe Strukturen mit wenigen Schadstoffen zu schaffen, damit die typischen Tiere und Pflanzen dort leben können.

Für die Mannheimer Bundesgartenschau wurde zu den beiden Neckar-Ufer-Abschnitten die Wiederherstellung eines längst verschwundenen Neckararms um die Feudenheimer Au – das sogenannte Au-Gewässer – in das Renaturierungsprojekt mit aufgenommen. Auch dieser Teil des Vorhabens besteht aus zwei Bauabschnitten. Das Gewässer selbst steht bereits kurz vor der Fertigstellung. Dabei handelt es sich um eine langgestreckte, see-ähnliche Anlage mit einem künstlichen Bachlauf, der zunächst aus Grundwasser-Pumpen gespeist wird.

Im zweiten, bis zum Jahr 2027 zu realisierenden Teil folgt ein Durchstich aus der Feudenheimer Au zum Neckarkanal, damit in den Altarm dann auch Neckarwasser hineinfließen kann. Um Größe und Lage des Au-Gewässers und um den Anschluss an den Neckar hatte es im Vorfeld Auseinandersetzungen gegeben. Die Wiederherstellung sei eine künstliche Anlage und keine Renaturierung, so hatten Kritiker bemängelt.

Insgesamt kosten die Renaturierungen am 3,5 Kilometer langen Neckar-Abschnitt und in der Feudenheimer Au rund 32 Millionen Euro, die aus Steuer-Töpfen der Stadt Mannheim und des Landes Baden-Württemberg bezahlt werden.

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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