Erinnerungen an den Friedrichspark - Martin Kaiser führte 26 Jahre lang die Gaststätte „Puck“ im Eisstadion / Viele sportliche und musikalische Höhepunkte erlebt

1981 will Bob Dylan „Moggls“ Rottweiler kaufen

Von 
Katja Geiler
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Martin „Moggl“ Kaiser vor seiner alten Wirkungsstätte: Er führte 26 Jahre lang die Stadiongaststätte „Puck“ im Friedrichspark. © Katja Geiler

Ganze 26 Jahre lang führte er die Kult-Kneipe „Puck“ im Alten Eisstadion. Unter dem Namen „Der Moggl“ wurde er selbst zum Kult-Wirt. Heute ist Martin Kaiser (Jahrgang 1940), der im Hemshof in Ludwigshafen aufwuchs, seit 2010 im Ruhestand und wohnt auf dem Lindenhof. Er erfreut sich bester Gesundheit und dreht flotten Fußes seine Runden durch den Waldpark. Begonnen hat alles mit der in Mannheim populären „Alten Münz“ und dem dazugehörenden Tanzkeller „Tangente“ in P 7, beides führte Kaiser von 1966 bis 1972. „Meine Eltern waren wenig begeistert, denn ich hatte gerade meinen Meister als Metzger gemacht. Und dann wurde ich Wirt“, blickt Kaiser zurück.

Im Jahr 1971 war Mannheim im Rollkunstlauf ganz vorn, sogar die Rollschuhmeisterschaften fanden hier statt. Der Ausrichter, Eugen Romminger, suchte einen Wirt, der eine Woche lang das Lokal im Alten Eisstadion übernimmt, denn das stand leer. Kaiser erklärte sich bereit. „Später kam die Stadt auf mich zu und fragte, ob ich das Lokal auf Dauer übernehmen könnte. Ich sagte: Ja, gut.“ Im Spätjahr 1971 war es dann soweit. Nun hatte Kaiser jedoch zwei Lokale, denn zur „Alten Münz“ kam nun das „Puck“, wie er es taufte. Auf Dauer wurde es ihm zu viel, und er gab sein erstes Lokal ab. Dem „Puck“ wurde die alleinige Versorgung mit Essen und Getränken für das Publikum zugesagt – ein lohnendes Geschäft. Die Terrasse wurde ausgebaut, ein großer Grill aufgestellt.

Außer den Eishockeyspielen gab es viel Musik dort, zum Beispiel das Konzert der Rolling Stones von 1973, an das sich die Mannheimer gerne erinnern. „Die Stones saßen drinnen im Lokal, das war bei den Konzerten immer ausschließlich für die Künstler reserviert. Meine Frau Karin sprach Englisch und unterhielt sich mit ihnen, auch meine vierjährige Tochter Kerstin war dabei. Wir hatten ein Gästebuch, und die Stones haben unterschrieben.“ Auch das Bob Dylan-Konzert von 1981 hat Kaiser noch gut in Erinnerung. Dylans Manager wollte eine Begegnung des Stars mit Kaisers Rottweiler Cora vermeiden. Doch als Dylan auf der Terrasse saß und die Hündin trotzdem kam, begann er, mit ihr zu spielen. Er wollte sie sogar ihrem Besitzer abkaufen. Doch Cora war unverkäuflich.

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Dafür entdeckten die Bee Gees, die ihren Vater mit auf Tour hatten, ihre Vorliebe für Bockwurst mit Kartoffelsalat und saßen schlemmend auf der Terrasse. Ob Tina Turner, Al Jarreau oder Joy Fleming, im „Puck“ waren sie alle, manchmal wollten sie gar nicht gehen und feierten bis tief in die Nacht hinein. „Die Musiker waren alle bodenständig im Wesen“, meint Kaiser.

Ordentlich Spaß gab es auch mit den Eishockeyspielern. In den 1970ern, als der MERC noch in der zweiten Liga spielte, war an Fastnacht eine Mannschaft aus Bayern so sehr am Feiern, dass deren Trainer sich verzweifelt die Haare raufte: „Die müssen raus in den Bus!“ Die Mannschaft feierte unbeirrt weiter. Auch an den Aufstieg des MERC erinnert sich „Moggl“, so Kaisers legendärer Spitzname, noch gut: „Trainer Heinz Weisenbach kam auf die Idee, junge Spieler aus Kanada zu suchen, die deutsche Wurzeln hatten.“ Das war ein voller Erfolg, einige Spieler blieben noch lange in Mannheim. Auch das Warmlaufen der MERC-Spieler in Frack und Zylinder beim letzten Rückspiel der gewonnenen Meisterschaft 1980 ist einer der Momente, die man nie vergisst, sagt „Moggl“.

Nachdem 1994 die Eishockeymannschaft als „Die Adler“ ausgelagert wurde und in der neu gegründeten DEL spielte, wurde die Bewirtung des Lokals an sie abgegeben. „Die Miete wurde erhöht, man kam mir aber entgegen. Doch im Meisterjahr 1996/97 wurde sie noch einmal erhöht, da blieb ich nicht“, so Kaiser. Er suchte sich nach 26 Jahren eine neue Bleibe, die Hafenschänke in der Rheinkaistraße. Auch sie wurde zum Wohnzimmer für viele Gäste – noch 14 Jahre lang, bis der „Moggl“ sich zur Ruhe setzte.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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