Mannheim. Wolfgang Kreißig hat in seinem Leben schon einige Höhen gemeistert. Im Sport überquerte der ehemalige Hochspringer 2,34 Meter - persönliche Bestleistung. 1996 und 2000 nahm der heute 53-Jährige an Olympischen Spielen teil - damals startete er für die MTG Mannheim. Und so ließ es sich Kreißig auch nicht nehmen, beim Festakt zum 125. Geburtstag des Vereins bei der Heinrich-Vetter-Stiftung in Ilvesheim die Laudatio zu übernehmen.
„1991 bin ich zur MTG gewechselt und habe gleich gespürt, dass hier der Athlet im Vordergrund steht. Die Erlebnisse und die Begegnungen zeichnen einen Verein aus“, sagte der promovierte Jurist, der genau wusste, wovon er sprach. Schließlich lernte er bei der MTG seine heutige Ehefrau Alina kennen.
Seit 1899 entwickelt sich die MTG stetig weiter
1899 wurde die Mannheimer Turn- und Sportgesellschaft gegründet. Seitdem hat der Verein vom Pfeifferswörth viele Erfolge gefeiert. Und es ist ihm gelungen, sich weiterzuentwickeln, nicht stehen zu bleiben. Acht Abteilungen sind inzwischen im Mehrspartenverein vereint, das Miteinander wird groß geschrieben. Und so fiebern schon alle dem Stadionfest am 14. September entgegen, wenn die MTG mit Mitgliedern, deren Familien, Freunden und Interessierten den 125. Geburtstag noch einmal groß feiern will.
Möglicherweise hat die MTG bis dahin ihrer Erfolgsgeschichte weitere Kapitel hinzugefügt, das Super-Sportjahr 2024 bietet jedenfalls ausreichend Gelegenheiten. Gleich zwei Höhepunkte stehen den Leichtathleten ins Haus: Vom 7. bis 12. Juni finden in Rom die Europameisterschaften statt, ehe es vom 26. Juli bis 11. August in Paris um olympisches Edelmetall geht. Nicht nur Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye, Mannheims Sportlerin des Jahres, steht in den Startlöchern; auch Weitspringer Simon Batz, Hürdensprinterin Ricarda Lobe und Speerwerfer Andreas Hofmann wollen in der französischen Hauptstadt dabei sein.
Batz hatte zuletzt beim Trainingslager in Florida gezeigt, dass mit dem deutschen Meister und Viertplatzierten der Hallen-WM zu rechnen ist. Mit verkürztem Anlauf landete er bei 8,12 Metern! „Obwohl ich mit meinem Trainer Sebastian Bayer gar nicht so viel an der Technik gearbeitet habe, bin ich schon gut drauf. Das gibt mir ein gutes Gefühl“, sagte Batz, der vor der EM noch zwei Wettkampfstarts plant. Möglicherweise erhält er sogar einen Platz beim Diamond-League-Meeting in Doha.
Erst seit 2023 startet Batz für die MTG. „Ursprünglich bin ich vor allem wegen des Trainers gewechselt. Inzwischen genieße ich es aber, wie sehr man sich hier um die Sportler kümmert. So etwas habe ich bislang noch nicht erlebt“, betonte er.
Die familiäre Atmosphäre, die die MTG auszeichnet, hob auch Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht hervor. „Trotz ihrer Erfolge haben die Athletinnen und Athleten nie die Bodenhaftung verloren“, betonte Specht. Er erinnert sich noch gut an ein Erlebnis vor 18 Jahren. Mit seinen Töchtern reiste Specht 2006 nach Göteborg zur Leichtathletik-EM - auch, um MTG-Hürdensprinterin Kirsten Bolm die Daumen zu drücken: „Beim Halbfinallauf haben meine Töchter Kirstens Namen gerufen, und sie kam tatsächlich noch einmal auf uns zu.“
Der OB plauderte aber nicht nur aus dem Nähkästchen, sondern hatte für die MTG auch ein Versprechen dabei. Nach dem Ausstieg des langjährigen Hauptsponsors BASF stand die Bauhaus-Juniorengala schon für dieses Jahr lange auf der Kippe. Dank einer gemeinsamen Kraftanstrengung war es dem Verein zwar gelungen, zum 30. Mal das weltweit größte Meeting für U-20-Leichtathleten in Mannheim zu behalten, die Zukunft steht aber in den Sternen. Specht betonte nun, man müsse alles dafür tun, um die „Juniorengala in eine gute Zukunft zu führen“.
Boris Weirauch: „Sport kostet Geld und bedarf einer Förderung“
Während sich Sabine Hamann, die Vorsitzende des Mannheimer Sportkreises, überzeugt davon zeigte, dass die MTG ihren zukunftsorientierten Weg „beherzt weitergehen“ werde, vergaß der MTG-Vorsitzende Boris Weirauch nicht, auf die großen Herausforderungen hinzuweisen, die auf den Verein mit seinen knapp 1500 Mitgliedern warten. „Sport kostet Geld und bedarf einer Förderung“, betonte Weirauch und ergänzte: „Sport ist ein Must Have für unsere Gesellschaft. Er verbindet Generationen und unterschiedliche gesellschaftliche Milieus.“
Seit nun 125 Jahren bietet die MTG für sportbegeisterte Menschen eine Heimat. Ihre Spitzensportler kämpfen um Medaillen, andere Mitglieder wollen in erster Linie etwas für ihre Gesundheit tun. Die MTG öffnet sich Trends, so sind die American Footballer mit ihren Cheerleadern die am schnellsten wachsende Abteilung des Vereins.
„In Zeiten von Krisen, Polarisierung und Abgrenzung ist es wichtig, dass es Vereine wie die MTG gibt“, betonte Wolfgang Kreißig, „denn sie schlägt Brücken“.
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