Maimarkt

Schornsteinfeger in Mannheim hören Sorge vor kalten Wohnungen

Was Schornsteinfeger auf dem Mannheimer Maimarkt zu hören bekommen - teils deftige Worte und viel Verunsicherung wegen der Neuregelung zur Heizung

Von 
Peter W. Ragge
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Sehr gefragt: Thorsten Badent (l.) und Karsten Schüßler. © Christoph Blüthner

Mannheim. Es gibt Worte, die will er nicht wiedergeben. „Zu drastisch“, sagt Thorsten Badent nur. Der Heddesheimer ist Obermeister der für ganz Nordbaden zuständigen Schornsteinfegerinnung Karlsruhe, die zusammen mit hessischen Kollegen einen Maimarktstand im Handwerkszelt betreut – und dort großen Andrang erlebt und sehr viel zu hören bekommt über die geplanten Gesetzesänderungen zu Heizungen.

Schornsteinfeger in Mannheim haben hohen Andrang

Früher sei es schön gewesen auf dem Maimarkt, erinnert sich Karsten Schüßler, Bezirksschornsteinfegermeister aus Feudenheim. Da hätten er und seine Kollegen im Zelt der Handwerkskammer in erster Linie als Glücksbringer fungiert, viele nette Gespräche geführt und ab und zu mal eine Frage beantwortet, ob eine Schornsteinfegerrechnung zu hoch sei. Doch das habe sich in diesem Jahr drastisch geändert, erzählt Schüßler. „Wir erleben jetzt einen extrem hohen Andrang“, sagt er, der „um ein Vielfaches höher“ sei als früher und sich um die geplanten Gesetzesänderungen drehe.

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Da gebe es „ganz viel Verunsicherung“, spürt Thorsten Badent: „Die Leute haben nur Fragezeichen!“ Nur teilweise könnten die Schornsteinfeger weiterhelfen: „Wir haben ja auch keine Glaskugel“, bittet er um Verständnis. Denn bisher wisse die Innung nicht, was von dem, was im aktuellen Entwurf des neuen Gebäudeenergiegesetzes steht, dann tatsächlich auch vom Bundestag beschlossen werde. Ziel sei, dass ab Januar 2024 möglichst jede neue Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werde – aber wie genau die Regelung und wie die Förderung ausfallen, sei offen.

Austausch der Heizung: Die Frage nach Zuschüssen

Badent bekommt mit, dass das dazu führe, dass derzeit teilweise Heizungen ausgetauscht würden, die noch gut funktionierten. „Aber manche Leute bauen jetzt schnell noch eine neue Öl- oder Gasheizung ein – mit Energiewende hat das nichts zu tun“, bedauert er. Aber sie wollten halt von der Gesetzesnovelle nicht erfasst werden. Andere fürchteten eine kalte Wohnung, weil sie sich all die geforderten neuen Heizungen und Dämmungen nicht leisten können. „Da steht dann oft das Wort Zwangsenteignung im Raum“, berichtet Karsten Schüßler, dass viele Gesprächspartner sehr sauer seien und dann eben auch ganz kräftig schimpften. „Es hat halt nicht jeder genügend Rücklagen“, ergänzt Badent. Andere fragten nach der zugesagten staatlichen Förderung: „Aber bisher weiß keiner, wie lange es die gibt – es ist ja offen, wie der Staat das durchstehen kann“, so Badent.

Schornsteinfeger bieten individuelle Beratung zur Heizung

Was die Schornsteinfeger anbieten können, ist individuelle Beratung. „Jedes Haus, jede Fassade ist anders, und es kommt darauf an, ob ein älteres Ehepaar darin wohnt oder eine fünfköpfige Familie – die haben einen ganz anderen Verbrauch an Energie, da haben die Anlagen eine ganz andere Lebenszeit“, so der Obermeister. Die meisten Schornsteinfeger seien nicht nur traditionell für die Sicherheit von Heizungen da, sondern auch meist geschulte Energieberater und zuständig für das Ausstellen der Gebäude-Energiepässe. Sie könnten viele wichtige Tipps zum Energiesparen geben. Beim Maimarkt stünden zudem die Innungen der Sanitär- und Heizungsfachleute und für Elektro direkt daneben. „Eine super Lage, wir können den Leuten zusammen helfen“, so Karsten Schüßler. Alle Kollegen arbeiteten auf dem Maimarkt übrigens freiwillig, so Badent: „Sie bekommen keinen Cent!“

Redaktion Chefreporter

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