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Warum die Wallstadter weiter um ihr Kultur- und Sportzentrum bangen

Vereinen fehlt eine Halle und der Feuerwehr ein gerätehaus. Der Neubau dafür ist in Wallstadt in der Planung - aber reicht es, bis der nächste Etat der Stadt beschlossen wird?

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Peter W. Ragge
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An der Normannenstraße, bisher Platz für einen Verkaufsstand und landwirt-schaftliche Nutzung, soll das Kultur- und Sportzentrum entstehen. © Michael Ruffler

Mannheim. „Wir werden in politischen Konkurrenzdruck kommen zu anderen Vorhaben“, fürchtet Stadträtin Claudia Schöning-Kalender (SPD). Denn die Planung des Kultur- und Sportzentrums Wallstadt mit Gerätehaus für die Freiwillige Feuerwehr kommt nicht so schnell voran, dass das Vorhaben bereits in dem Etatentwurf auftauchen wird, den die Verwaltung dem Gemeinderat im Herbst unterbreitet.

Zwar ist inzwischen der Planungsauftrag an den Architekten erteilt, informierte Elizabeta Schulz, Fachbereich Bau- und Immobilienmanagement, den Bezirksbeirat Wallstadt. Man habe dem Stuttgarter Büro Bär, Stadelmann, Stöcker Architekten und Stadtplaner (BSS), das bei einem Architektenwettbewerb den ersten Preis erhalten hat, ferner „einige Aufgaben mit auf den Weg gegeben“, welche die künftigen Nutzer bei einem Workshop formuliert hätten. Die solle der Architekt, „soweit technisch und wirtschaftlich möglich“ umsetzen. Schulz: „Wir schauen also, dass es vorangeht.“

Katholische Kirche will Gemeindezentrum schließen

Nun müssten noch die Fachplaner, also Experten etwa für Elektrotechnik oder Heizung, Klima, Sanitär – beauftragt werden. „Voraussichtlich Ende dieses Jahres“ liege die Planung und Kostenberechnung so vor, dass eine Maßnahmegenehmigung beim Gemeinderat beantragt werden könne. Was das Vorhaben genau kostet, ist nämlich noch offen – bislang war grob von einem Betrag um die 20 Millionen Euro die Rede.

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Eigentlich hatten die Wallstadter die Zusage erhalten, dass die Planung so rechtzeitig fertig wird, dass das Projekt in die städtische Etatplanung für 2025 einfließen kann. Der Entwurf dieses Etats wird dem Gemeinderat am 1. Oktober unterbreitet und soll dann am 10./11. Dezember beschlossen werden.

SPD-Bezirksbeirat Janec Gumowski meldete daher große Zweifel an, ob das einzuhalten sei. „Das wird auf jeden Fall sehr sportlich“, räumte Schulz ein. „Wir arbeiten daran, aber ich kann es nicht versprechen“, denn erst müssten die ganzen Fachplaner einbezogen werden.

Damit aber würde der bisher dem Bezirksbeirat und der für den Bau kämpfenden Bürgerinitiative zugesagte Zeitplan, der von einem Baubeginn für das – seit Jahrzehnten diskutierte – Projekt Mitte 2025 und einer Fertigstellung Mitte 2027 ausging, wackeln. Und die Zeit drängt, denn die katholische Kirche will das Gemeindezentrum in der Oswaldstraße, bisher einziger Ort für größere Veranstaltungen, schließen, und gibt kein Geld mehr für den Bauunterhalt. Die Feuerwehr leidet unter einem viel zu engen Gerätehaus mit zahlreichen Baumängeln. Verschärfend kommt hinzu, dass die Stadt ab 2025 wieder einen Doppelhaushalt aufstellen will – also für jeweils zwei Jahre. Einen neuen Etat gibt es damit erst für 2027.

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Ohne detaillierte Planung komme das Projekt in der Tat aber zunächst nicht in den jetzigen Etatentwurf der Verwaltung für 2025/26, sagte Kulturbürgermeister Thorsten Riehle, der neue Sitzungsleiter des Bezirksbeirats. „Die Aufstellung des Haushalts findet jetzt statt“, so Riehle, und die Pläne so schnell vorzulegen, sei wohl „fraglich“. Dann benötige man eben „eine politische Entscheidung im Laufe des Prozesses“, also während der Etatberatungen im Herbst, sagte der Bürgermeister mit Blick auf den Gemeinderat.

Zugleich versprach Riehle, er wolle „auf die Stadtspitze zugehen“, sprich auf Oberbürgermeister Christian Specht. „Wir müssen klären: Wie gehen wir damit um, dass die nötige Tiefe der Planung, um das jetzt in den Doppelhaushalt aufzunehmen, nicht gegeben ist?“

Das Projekt ist „auch eine sicherheitsrelevante Frage“

Dazu äußerte sich der Bürgermeister aber optimistisch. „Insgesamt gibt es ein großes Bedürfnis, das Projekt umzusetzen“, so Riehle. Dabei gehe es nicht nur um das Kultur- und Sportzentrum. Seit dem neuen Gutachten zum Brandschutzbedarfsplan wisse die Stadt, „dass wir da eine offene Scharte haben“, verwies er auf den Zustand des Gerätehauses der Freiwilligen Feuerwehr. Daher sei das Vorhaben „auch eine sicherheitsrelevante Frage“.

FDP-Fraktionsvorsitzende Birgit Reinemund versicherte, der Wallstadter Neubau sei „eines der wenigen Projekte, die parteiübergreifend vorangetrieben“ würden, „auch gegen die Verwaltung“. Damit spielte sie darauf an, dass der vorherige Oberbürgermeister Peter Kurz nicht als großer Befürworter des Neubaus galt – im Gegensatz zu seinem Nachfolger Christian Specht.

Wenn das Projekt jedoch nicht im Etatentwurf der Verwaltung stehe, werde es aus der Mitte des Gemeinderats beantragt werden müssen, meinte Stadträtin Schöning-Kalender, und das sei „keine angenehme Situation“ angesichts zahlreicher konkurrierender Vorhaben, bedauerte sie.

CDU-Bezirksbeirat Ulrich Köhler fragte, ob die künftigen Nutzer in die Detailplanung einbezogen werden. „Die Ausführung muss so sein, dass die Funktionsfähigkeit gegeben ist“, erinnerte er daran, dass es da beim ersten Preis des Architektenwettbewerbs starke Bedenken gegeben habe. „Ja, die werden eingebunden, durch Workshops“, versicherte Elizabeta Schulz. In einigen Fragen habe man sich aber „geschlagen geben müssen“, rief da Manuela Müller, ehemalige Vorsitzende der Interessengemeinschaft der Vereine.

Redaktion Chefreporter

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