Mannheim. Ein Handtuch, einfach so auf dem Boden, beim Neujahrsempfang? „Es ist keine Dekoration“, stellt Jens Weber klar, der Vorsitzende der Interessengemeinschaft Wallstadter Vereine (IWV). Vielmehr habe es in die DJK-Halle „mal wieder reingeregnet“, denn auf dem Dach gibt es undichte Stellen. Grund genug für die IWV, mal wieder zu verdeutlichen, wie dringend der Neubau eines Kultur- und Sportzentrums durch die Stadt für den Vorort ist - weshalb Weber das Handtuch mahnend ans Rednerpult hängt.
Viele positive Punkte im Jahresrückblick
Zunächst beginnt der Empfang mit Grazie und Schwung - dank „Gowe“-Tanzmariechen Feline Bencik. Und dank Sängerin Maliba, Studentin an der Popakademie, auch mit bezaubernden Melodien. Jens Weber zählt zudem eine Menge positive Punkte in seinem Jahresrückblick auf, an der erster Stelle die Bundesgartenschau. „Für Wallstadt der Hammer, da hat man uns den schönsten Fleck der Welt vor die Haustür gebaut“, lobt er. Im Ort habe das Jubiläum des Motorsportclubs „Maßstäbe gesetzt“, das Open-Air-Kino viel Resonanz gefunden und eine „ganz, ganz tolle Kerwe“ den großen Zusammenhalt im Ort bewiesen.
Aber die Bundesgartenschau habe ihn auch dazu gebracht, über Ressourcen nachzudenken, so Weber. „Und unsere Ressourcen, das sind viele tolle Menschen“ im Ort meint er. Die „ausgeprägte Hilfsbereitschaft“ könne man indes nur erhalten, wenn der Vorort weiter funktioniere, also wenn die Bewohner vor Ort einkaufen und die gastronomischen Angebote nutzen, aber auch wenn die Stadt die auftretenden Probleme - von Schlaglöchern bis zu fehlenden Kindergartenplätzen - endlich wirksam angehe.
Als „tolle Idee“ und „richtigen Weg“ begrüßt Weber die Ankündigung des neuen Oberbürgermeisters Christian Specht, einen Ansprechpartner und ein Budget für Vereine zu schaffen. Die Planung für das neue Kultur- und Sportzentrum indes „entwickelt sich, aber entwickelt sich schleichend langsam“, kritisiert er. Die Stadt müsse „Gas geben“, fordert Weber: „Wo ein starker politischer Wille ist, gibt es auch einen starken Umsetzungsweg“, mahnt der IWV-Vorsitzende. In der Übergangszeit, bis zur Fertigstellung der neuen Halle, müsse die Stadt dafür sorgen, dass die DJK-Halle erhalten bleibe, „egal wie“, betont Weber.
„Das ist das Herzthema von Wallstadt“, reagiert darauf Claudia Schöning-Kalender, SPD-Stadträtin und mit der Neujahrsansprache im Auftrag der Stadt betraut. „Es ist allen Verantwortlichen bewusst, dass das Ehrenamt Platz braucht“, versichert sie. Zwar sprächen derzeit noch „rechtliche Gründe gegen eine öffentliche Kommunikation“, welcher Architekt den Zuschlag für den Neubau erhalten habe. Dennoch fände auch sie es wünschenswert, so Schöning-Kalender, wenn bei der nächsten Bezirksbeiratssitzung über den Sachstand des Projekts berichtet werde. Die Wallstadter könnten aber „darauf vertrauen, dass wir das zum guten Ende bringen“, da im Gemeinderat der Neubau parteiübergreifend befürwortet werde.
Übergangslösung nötig
Vertrauen, Mut und Zuversicht - unter dieses Motto stellt Schöning-Kalender den Hauptteil ihrer Neujahrsrede. Nachdrücklich äußert sie ihre Sorge über viele gesellschaftliche Veränderungen, die sie „zutiefst beunruhigen“ - Gewalt gegen Einsatzkräfte ebenso wie Schmähungen von Politikern, Gefahren für die Demokratie und den Frieden. Für sie ist es eine besondere Rede, übernahm sie doch vor 20 Jahren den SPD-Vorsitz in Wallstadt und kam in den Bezirksbeirat. „Wallstadt ist mir ans Herz gewachsen“, so Schöning-Kalender, weil man hier auch parteiübergreifend etwas bewegen könne: „Gäbe es das Amt, wäre ich am Liebsten Bürgermeisterin von Wallstadt“, sagt die Stadträtin.
Dass auch der Bezirksbeirat parteiübergreifend an der Seite der Vereine steht, versichert CDU-Bezirksbeiratssprecher Lennart Christ in seinem Grußwort stellvertretend für das Gremium. Er blickt zurück auf die wichtigsten Themen, die in dem Stadtteilparlament verhandelt worden sind. Nachdrücklich fordert er „zeitnah Klarheit“, wie es beim Kultur- und Sportzentrum weitergeht und wie eine praktikable Übergangslösung aussehen könne, bis der Neubau fertig ist. Da dürfe man Vereinen und ihren Gästen „keine weiten Strecken zumuten“.
„Extrem beeindruckt“ vom regen Wallstadter Vereinsleben und der Arbeit der IWV äußert sich Florian Mattheier, der neue Bezirksbürgerserviceleiter. Ehe er für die Zeit der Fasnacht den Rathausschlüssel an die „Gowe“ abgibt, unterzieht er deren Elferräte einem Quiz. Dann ist aber klar, dass die große „Gowe“-Delegation mit der Vorsitzenden Simone Breidenband und Präsident Manuel Kohl an der Spitze nicht mehr aufzuhalten ist, schließlich startet der Verein nun in seine 66. Kampagne. Aber auch Präsident Kohl nutzt den Tag für eine Mahnung, die Planungen für das Kultur- und Sportzentrum müssten „jetzt endlich vorankommen“.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Kultur- und Sportzentrum Wallstadt: Die Stadt muss besser informieren