Wallstadt. „Absurd“, schimpfte SPD-Bezirksbeirat Thorsten Schurse und lachte laut. Denn obwohl vom gesamten Gremium dringend gewünscht, wurde das Thema „Gasversorgung“ vom Oberbürgermeister nicht auf die Tagesordnung der Sitzung des Bezirksbeirats gesetzt. Das Stadtteilparlament fordert aber mehr Information, wie die Wallstadter künftig konkret heizen sollen.
Laut dem Sitzungsleiter, Bürgermeister Thorsten Riehle, ist die Wärmeplanung aber „ein gesamtstädtisches Thema“ und es gebe „noch keinen konkreten Zeitplan“. So zitierte er aus der Begründung, warum laut Verwaltungsspitze die Debatte ums Gas nicht in der Sitzung in Wallstadt geführt werden solle. Zudem sei eine – digitale – Informationsveranstaltung für alle Bezirksbeiräte am 6. Februar geplant.
„Recht fragwürdig“ nannte Schurse diese Argumentation. Früher habe die Verwaltung auch mit dem Argument, die ganze Stadt sei betroffen, das Thema Kinderbetreuung nicht auf die Tagesordnung gesetzt – dabei sei es um fehlende Plätze im Stadtteil gegangen. In Wallstadt gebe es insofern eine besondere Lage, dass die Stadt den gesamten Vorort lange als „Gasvorzugsgebiet“ bezeichnet habe, „mit Anschluss- und Benutzungszwang“ an die öffentliche Gasversorgung. Nun werde die plötzlich abgedreht. Wenn die Stadt und die MVV nicht bereit seien, die Bürger zu informieren, erwäge der Bezirksbeirat eine eigene Informationsveranstaltung. „Dazu könnten wir auch Konkurrenten der MVV einladen“, deutete Schurse an.
CDU-Bezirksbeiratssprecher Ulrich Köhler bekräftigte die Forderung des Stadtteilgremiums nach mehr Information der Wallstadter. „In Wallstadt gibt es keine Fernwärme, das ist ein ganz kritisches Thema. Nehmen Sie die Bevölkerung mit“, appellierte er an die Stadt. Keiner habe etwas gegen die nötigen Schritte zu mehr Klimaschutz und Transformation, „aber man muss die Wallstadter Bevölkerung besser beteiligen“, forderte Köhler.
„Die Leute haben Angst“, schloss sich dem Frank Reinemuth (Grüne) an und verwies darauf, dass sich in Feudenheim schon eine Bürgerinitiative zum Erhalt des Gasnetzes gegründet habe. Er halte es für dringend erforderlich, dass die Pläne der Stadt „mal vor Ort erklärt werden“.
Das von der MVV für 2035 angekündigte „Aus“ für die Mannheimer Gasversorgung habe die Wallstadter „sehr verunsichert“, berichtet ergänzend SPD-Ortsvereinsvorsitzende Daniela Schiermeier von „vielen Fragen, Verunsicherung und auch Empörung“ bei einer Informationsveranstaltung zur Kommunalen Wärmeplanung ihres Ortsverbands.
Bisher sehe der Wärmeplan der Stadt für Wallstadt quasi nur ein „kümmer’ dich selbst“ und Wärmepumpen vor. „Dieser Umstieg ist sowohl technisch wie auch grundsätzlich möglich, aber in einer bestehenden Bausubstanz überfordert das viele Bürger“, so Schiermeier. „Uns fehlt hier eindeutig die Information, Koordination, Planung und Umsetzung durch die MVV, so die Ortsvereinsvorsitzende der SPD.
Ihre Partei habe schon mehrfach gefordert, Wallstadt den Anschluss an das Fernwärmenetz zu ermöglichen oder alternativ große Nahwärmenetze, etwa Wärmepumpensysteme für mehrere Häuser gemeinsam, durch die MVV zu errichten und zu betreiben, wie es sie von der MVV in Straßenheim bereits gibt. Zudem müsse es eine „ortsspezifische Informationsveranstaltung“ geben, verlangt sie.
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