Sommertagszug

Wie die Mannheimer Stadtteile den Einzug des Frühlings feiern

Feudenheim und Gartenstadt machen den Anfang - und dem Winter den Garaus. Bei den beiden Sommertagszügen gibt es dabei ganz unterschiedliche Methoden, den Frühling zu begrüßen

Von 
Bernhard Haas und Peter W. Ragge
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In der Gartenstadt sorgte die Feuerwehr für Sicherheit, während der Winter in Form eines Schneemannes verbrannt wurde. © Bernhard Haas

Mannheim. Ausgerechnet! Ein heftiger Regenguss platscht genau dann nieder, als es so richtig schön werden soll. Den Feudenheimer Sommertagszug können die vielen Kinder und ihre Eltern zwar noch weitgehend trocken genießen, aber als der Winter dann mit Tanz und Musik endgültig vertrieben werden soll, wird es nass. Und doch singen alle laut „Winter ade“ mit, von Schirmen und dem Vordach der Kulturhalle geschützt.

„Aber lieber ein bisschen schlechtes Wetter als Corona-Kontrollen“, erinnert Christian Schultze, der zweite Vorsitzende der Bürgergemeinschaft, bei der Begrüßung daran, dass der Sommertagszug 2022 noch mit Absperrung und nur gegen Vorzeigen des Impfnachweises möglich war. Mit Birgit Sandner-Schmitt aus dem Vorstand der Bürgergemeinschaft, die den Sommertagszug organisiert hat, dankt er dann noch allen beteiligten Vereinen für die Mitwirkung.

Im Disney-Kostüm

Sandner-Schmitt heißt schließlich noch „richtig tolle Prominenz“ willkommen. Sie meint damit Ersten Bürgermeister Christian Specht, und sie verpflichtet den Sicherheitsdezernenten auch gleich zur Mithilfe, um den Winter zu vertreiben. Verbrennen wollen die Feudenheimer ihn nicht - denn die kalte Jahreszeit wird hier von Olaf repräsentiert. „Lallehaag“-Gardeminister und Schornsteinfegermeister Karsten Schüßler ist in das Kostüm aus dem Disney-Film „Eiskönigin“ geschlüpft, „und ich finde, das ist zu schade, um es zu verbrennen“, so Sandner-Schmitt: „Aber weg muss er“, stellt sie klar.

Tanz um Olaf

Die Kinder, von der Bürgergemeinschaft mit Brezeln versorgt, strengen sich daher an, besonders laut „Winter ade“ und „Alle Vögel sind schon da“ zu singen. Dazu tanzen Wichtelgarde und Jugendgarde des „Lallehaag“ so fröhlich und bunt, dass Schneemann Olaf schon ins Schwitzen kommt. Schließlich umringen die Landfrauen unter Leitung von Beate Stroh, alle mit gelben Jacken, den Schneemann und halten ihm ihre Sommertagsstecken mit selbstgebastelten Sonnen entgegen.

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Ein bisschen muss Birgit Sandner-Schmitt noch drängeln, aber dann sieht der Schneemann ein, dass seine Zeit vorbei ist. „Ab ins Kühlhaus mit Dir“, schickt sie ihn in die Kulturhalle. „Wir sperren ihn zwar ein, aber nächstes Jahr darf er wiederkommen“, betont sie. Und ein weinendes Kleinkind wird von seiner Mutter mit den Worten beruhigt: „Der Schneemann macht jetzt nur Urlaub.“ Birgit Sandner-Schmitt ist es noch wichtig, an die frühere Bezirksbeirätin Elisabeth Weiss, Ehrenmitglied der Bürgergemeinschaft Feudenheim, zu erinnern, die vor kurzem verstorben ist. Sie war es, die 2017 die - bereits auf das 17. Jahrhundert zurückgehende - Tradition der Sommertagszüge für Feudenheim wieder eingeführt hat.

Lichterloh brennend

In der Gartenstadt hat der bunte Schneemann des Bürgervereins bei so vielen Kindern, die am Sommertagszug teilnehmen, keine Überlebenschance. Lichterloh brennend geht er zu den musikalischen Klängen von „Winter ade, scheiden tut weh“ und „Alle Vögel sind schon da“ des Blasmusikorchesters Blau-Weiß Waldhof regelrecht unter. Die Jugendfeuerwehr der Abteilung Nord hat anschließend leichtes Spiel, die letzten Glutreste zu löschen und dem Treiben ein lustiges Ende zu bereiten. „Jetzt kann der Sommer kommen“, stellt der sechsjährige Lukas fest und knabbert genüsslich an seiner Brezel, die auf dem bunten Sommertagsstecken festgemacht ist.

An der Feudenheimer Kulturhalle verteilte der Schneemann Karsten Schüßler als Olaf Süßigkeiten an die zahlreichen Kinder. © Michael Ruffler

Unter einem tosenden Trommelwirbel der Karlstern-Hexen setzt sich der Zug zuvor pünktlich von der Freystraße aus in Bewegung. Über die Donarstraße und den Langen Schlag geht es anschließend weiter, unter anderem mit Kindern der Waldwichtel, St. Elisabeth und Rottannenweg. Ein letzter rasanter Tusch der Hexen beendet schließlich den Lindwurm am Rodelhügel im Käfertaler Wald, der von Blaulicht der Polizei begleitet wird. Zum ersten Mal ist auch eine große Abordnung des Carneval Club Waldhof bei diesem Zug dabei.

Der stellvertretende Vorsitzende des Bürgervereins, Thomas Steitz, entzündet schließlich den bunt geschmückten Schneemann, der sofort Feuer fängt. Das Spektakel wird dabei von den vielen Besuchern auf dem Rodelhügel beklatscht. Diese lassen es sich anschließend bei gegrillten Würstchen und Limonade gut gehen. Der lodernde Schneemann sorgt für richtig Hitze, doch die Feuerwehr sperrt schon traditionell das gelände mit einem Plastikband ab, um die Gäste zu schützen.

Wärmende Strahlen

Alle verleben einen schönen Nachmittag - nachdem auch die letzten Regentropfen dank der Übermacht der Kinder schließlich aufhören, vom Himmel zu fallen. Pünktlich zum Frühlingsbeginn scheinen dann wieder wärmende Sonnenstrahlen vom Himmel und erfreuen die Teilnehmer.

Freier Autor

Redaktion Chefreporter

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