Mannheim. Die Erlöserkirche wurde am 21. April 1869, die katholische St. Aegidiuskirche am 27. Mai 1906, jeweils sonntags, eingeweiht. Dass man in Seckenheim am dritten Sonntag im Oktober das Fest der Kirchweihe, kurz „Kerwe“ genannt, feiert, liegt am badischen Großherzog, der schon zu Beginn des 19. Jahrhunderts die vielen, verschiedenen Kirchweihfeste in der Region auf diesen einen Tag festlegte. Noch heute wird verbreitet an diesem Termin gefeiert, so auch die „Seggema Kerwe“.
Die vier Kerwetage, mit insgesamt mehreren tausend Gästen, starteten traditionsgemäß mit dem Festzug der Schlumbl. Dazu hatten die Kerwefreunde um Matthias Müller alles bestens vorbereitet. Der Chef des Sportvereins 98/07, Michael Greulich, konnte im Hof des SV-Vereinshauses, anlässlich des Jubiläums 125 Jahre SV 98/07, zahlreiche Kerwe-Gäste begrüßen. Dazu legten die Guggemusiker der Heddesema Zahlekracher ordentlich los.
Schlumbl beginnt ihren traditionellen Festzug durch die Straßen Seckenheim
Bisher unbeachtet saß die adrette Kerweschlumbl in der Ecke. Jetzt erhielt das Kerwesymbol mit einem sportlichen Stirnband den letzten Schliff, und Kerweparrer Christian Bühler richtete erste Worte an die große Kerwegemeinde. Samt traditionellem „Riwwelesskuchä“, getragen von der Jugendfeuerwehr, machte sich der Festzug auf. Er führte, wie passend, durch das legendäre „Sternwärtsgässl“, also über Teile jenen Weges, den vor Jahrzehnten die Fußballer der „Achtundneunziger“ zum Sportplatz im Wörthel nahmen. Mit viel Getöse bogen dann die Kerwe-Enthusiasten über den „Hunsarigg“ auf die Seckenheimer Planken ein.
Noch am Vormittag hatte Stadträtin Marianne Seitz mit dem Jugendrotkreuz um Sografia Poutachidis und Stefan Zieher den Platz vor dem Rathaus vorbildlich gekehrt. Jetzt waren alle da, die Spaß an der Kerwe hatten: Michael Sauer vom Roten Kreuz, Heidi Schleicher von der AWO, Hans Weis vom Heimatmuseum, als IG-Trio Jürgen Zink, Willi Pint und Ehren-Vorstand Werner Bordne, Stadtrat Thorsten Riehle, Stadträtin Nina Wellenreuther, Alt-Stadtrat Manfred Falkenberg, Sängerbund-Chefin Daniela Petzinger, TSG Vorstand Andreas Hänssler, Oberbaugenosse Rüdiger Lapsit, Vdk-Leiter Thomas Redlich, viele weitere Kerwepersönlichkeiten und sogar Sandhase vom Pfingstberg füllten den Platz vor dem Rathaus.
Freude über ein Vorhaben Christian Spechts
Hier wartete das Kerwevolk nicht vergebens auf salbungsvolle Worte des Kerweparrers, ehe die Schlumbl ihren angestammten Platz, am Fenster des früheren Seckenheimer Ratssaals, einnahm. Dabei wies der Kerweparrer auf das bunte Treiben auf dem kleinen Platz hin und freute sich, dass Mannheims neuer OB, Christian Specht, Stadtteile und Ehrenamt stärken wolle. Bühler sprach die Hoffnung aus, dass künftig dieses hervorragende Familienfest, aber ohne Gebühr, ergänzte ein Gast, hier vor Ort weiter bestehen kann.
Den Sonntag eröffneten, zur Erinnerung an die Weihe beider Gotteshäuser, Pfarrer Victor vom Hof und Diakon Wilhelm Merkel mit einem ökumenischen Gottesdienst in St. Aegidius. Dann kredenzte in der „Ewwagass“ die Sängerbund-Kerwescheuer traditionelles Peffer-Essen und gegenüber hatte das Heimatmuseum in der Senn-Werkstatt Kaffee und Kuchen. Schlag 13 Uhr wurde auf dem St.Aegidius-Kirchplatz der weltliche Kerwesonntag eröffnet.
Örtliche Gemeinschaft und verschiedene Organisationen setzen sich für das Gemeinwohl ein
Rund 20 Stände von Vereinen, Institutionen und Organisationen präsentierten sich und machten viele Angebote. Für dieses brillante Engagement bedankte sich Matthias Müller und sprach auch von guten Erfahrungen im Dialog mit der städtischen Gesellschaft Event & Promotion. Müller vergaß auch nicht Pfarrer Markus Miles für die kostenfreie Überlassung des idealen Kirchplatzes zu danken, denn auf dem Weg zum Jahrmarkt „im Schloss“ machten viele Familien hier Station. Die Kerwefreunde, die TSG, das Jugendrotkreuz und das Schifferkinderheim boten Kinderspiele an, die evangelische Erlösergemeinde, die katholische Kirchengemeinde, das Kinderhospiz Sterntaler, das Heimatmuseum, der Kinderladen Seckenheim, das Rote Kreuz, der Kinderladen Elfenstall und weitere wohltätige Akteure arbeiteten, außerordentlich lobenswert, zu Gunsten gemeinnütziger Projekte.
Die Unterhaltung kam auch nicht zu kurz, denn unter anderem traten die Tanzgruppen von SV und TSG auf, die Singgemeinschaft Sängerbund/Frohsinn sang gar a cappella, und eine Band der Erlöserkirche spielte. Die Zabbe-Combo dagegen griff vor dem Rathaus in die Saiten. Musik gab es auch bei Lottermanns und in der Senn-Werkstatt. Vor dem Rathaus, hier am ausgezeichnet geeigneten und historischen Kerweplatz, luden Seebärchen, AWO und die SPD zu süßen und deftigen Köstlichkeiten für ihre gemeinnützige Arbeit ein, was auch Absicht des Antiquariats der Büchereifreunde zu Gunsten der Bibliothek war.
Die Kerwe als Gelegenheit für die Gemeinschaft, sich zu versammeln, sich zu treffen und lokale Traditionen zu feiern
In der Zähringer und an der Hauptstraße hatten Gewerbetreibende geöffnet und zeigten, dass es in Seckenheim Blumen und Brillen, Gläser und Geschirr, Kaffeemaschine und Kochlöffel, Schuhe und Schals, Taschen und Textilien, Werkzeug inklusive Zangen, also noch sehr vieles, von A bis Z, direkt zu erwerben gibt. Dazu werden Dienstleistungen angeboten und selbst die JobBörse stellte sich vor. An verschiedenen Stellen waren dazu Hoftore geöffnet, und die Präsentationen gab’s in der Einfahrt. Überall waren Seckenheimer Fahnen zu sehen. An vielen Stellen wurde bei deftiger Kost oder Kaffee und Kerwekuchen Gelegenheit geboten, sich zu unterhalten und sich zu treffen, denn „wie früher“, die Kerwe lockt immer Alt-Seckenheimer in die Heimat.
Die noch junge Tradition des Kerwe-Schlachtfestes wurde diesmal am Kerwemontag vom SV 98/07 gemeinsam mit dem Ergadia-Team im Vereinshaus fortgeführt. Hierher kamen so viele Freunde kräftiger Kost, dass die Gaststätte nicht ausreichte. Man hätte den Saal füllen können und die Zabbe-Combo sorgte für Kerwestimmung.
Der Seckenheimer Kerweumzug am Dienstag markierte dann das Finale. Nachdem die Kerweschlumbl nochmals durch die Straßen getragen worden war, blieb nur noch ein kleines Häufchen Stroh, das, beweint von den Kerweborscht, als „Seggema Kerwe“ in Flammen aufging, um sich dann als großartiges Fest in Rauch aufzulösen.
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