Nationaltheater

Warum das Klima bei der Umgestaltung des Goetheplatzes in Mannheim eine große Rolle spielt

Dass der Goetheplatz zum Quartiersplatz für die Oststadt werden soll, steht schon länger fest. In einer erneuten Bezirksbeiratssitzung ging es nun darum, welche Rolle Klimaresilienz spielt und wie Bürger eingebunden werden

Von 
Sylvia Osthues
Lesedauer: 
Der Goetheplatz am Nationaltheater war erneut Thema im Bezirksbeirat Oststadt/Schwetzingerstadt. © Sylvia Osthues

Schwetzingerstadt/Oststadt. Die Gestaltung des Goetheplatzes im Rahmen der Generalsanierung des Nationaltheaters Mannheim (NTM) war das zentrale Thema bei der von Stadträtin Regina Jutz (Grüne) geleiteten Bezirksbeiratssitzung Schwetzingerstadt/Oststadt. „Das Nationaltheater ist ein Denkmal von besonderer Bedeutung und mit ihm auch der Goetheplatz“, erklärte Tatjana Dürr, die bei der Geschäftsstelle Generealsanierung des NTM auch für das Thema Klimaresilienz verantwortlich ist.

Die Bezirksbeiräte begrüßten das gelungene Konzept. Antje Siebler (CDU) erinnerte daran, dass es bei der Stadt auch noch eigene Mittel gibt bei einer Entsiegelung. Dürr erwiderte, die Verantwortlichen seien Teil des Local Green Deals und hätten die Kulturstiftung des Bundes mit im Boot. „Doch das ist eine Frage der Doppelförderung.“ Alexander Mieske (Grüne) wollte wissen, um welchen Zeithorizont es geht und wie es aussieht mit der wechselseitigen Bespielung. Dürr erklärte, dass die Generalsanierung des NTM im Jahr 2028 abgeschlossen werde, zuletzt die Außenanlagen.

Mehr zum Thema

Generalsanierung

Grundstein des Mannheimer Nationaltheaters entdeckt

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Nationaltheater

Was bei der Sanierung des Nationaltheaters für Mehrkosten sorgt

Veröffentlicht
Von
Peter W. Ragge
Mehr erfahren
Nationaltheater

Mannheimer Goetheplatz soll zum Quartiersplatz für die Oststadt werden

Veröffentlicht
Von
Sylvia Osthues
Mehr erfahren

Dass der frühere steinerne Platz eine Fehlinterpretation der Kollegen vom Denkmalschutz ist, die den Belag unter Schutz gestellt haben, hätten die Verantwortlichen zum Glück aufklären können. Die Zahlen bis 2040 zeigten, dass es bis dahin eine Erwärmung um drei Grad Celsius geben wird. „Mannheim ist die heißeste Großstadt der Region und der Goetheplatz hier die heißeste Stelle in der Stadt mit einer großen Anzahl vulnerabler Personen, die den Platz nutzen, grüne Plätze sind hier eher ein Mangel“, sagte Dürr. Ein Kaltluftanschluss sei extrem relevant. „Der Goetheplatz hat eine wichtige klimatische Gelenkfunktion in Richtung steinernes Mannheim“, sagte sie.

Große Bäume sollen von Anfang an Schatten spenden

Man hätte einen Generalplaner für die Freiflächen gewonnen. Es gehe um Versickerung, Verdunstung, Vernebelung, Verschattung, wobei hellere Flächen eine bessere Rückstrahlung hätten. Dürr zeigte ein paar Beispiele von der Bundesgartenschau, die zur Versiegelung und Verdunstung infrage kommen könnten. Zwar seien auf dem Goetheplatz keine größeren Felder möglich, aber auch kleinere Flächen hätten einen Effekt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel ergänzt.

Das Thema Vernebelung ist umstritten, weil dadurch eine Menge Wasser verschwendet wird. Deshalb würde Dürr diese eher als experimentelles Thema betrachten. Aber sie leiste einen direkten Beitrag zur Kühlung. Zur Verschattung vorgesehen seien große Bäume – und zwar von Anfang an und nicht erst in vielen Jahren. Größere, verschattete Flächen seien verpflichtend wegen der hohen Fördermittel. Es sei deshalb ein Kunst-am-Bau-Wettbewerb ausgeschrieben worden, wodurch 400 000 Euro gebunden seien. Ziel des Wettbewerbs war es, einen künstlerischen Entwurf zu erhalten, der über rein ästhetisch-künstlerisches Ergebnis hinaus einen Beitrag zur Erreichung der Ziele leistet, die Bund und Land als Kriterien ihrer Zuwendungsbescheide definiert haben: Öffnung in die Gesellschaft und Inklusion, Partizipationsangebote, Vernetzung mit sozialen und interkulturellen Initiativen.

Vergangene Woche wurde der Wettbewerb entschieden. Das Ergebnis wird Oberbürgermeister Christian Specht in einer Ausstellung vorstellen. Nur so viel verriet Dürr: „Es geht darum, ein künstlerisches Hängedach im Baumhain mit der baurechtlichen Statik zu verbinden, als fließender Übergang zur Gastronomie.“ Neben der Gastronomie soll es einen Übergang in eine konsumfreie Zone geben, wo statt großer, kleinere Bäume stehen werden, um einen Übergang zu schaffen zum Park. „Das hängt davon ab, ob die Denkmalpflege das akzeptiert – es geht darum, Denkmalschutz und Klimaresilienz gegeneinander abzuwägen“, sagte Dürr. Für die großen Bäume würden Spender gesucht. „Wir sind noch in der Entwurfsphase. Der Parkplatz ist hinzugekommen, weil er ein wichtiger Übergang zum Park ist, wir schließen Parken nicht aus, doch beispielsweise eher in Teilen oder zu anderen Zeiten“, erläuterte Dürr.

Bürgerschaft soll in Gestaltung eingebunden werden

Zur Aneignung des Platzes durch die Bürgerschaft sagte Dürr: „Das Foyer wird wieder nutzbar sein, alle drei Foyers werden offenstehen, außer zur Vorstellungszeit, und die öffentliche Gastronomie befindet sich abgekoppelt in einem Pavillon.“ Zur geplanten Ausstellung würden auch jede Menge Stadtworkshops angeboten, beispielsweise Selbstmachprojekte zur Gestaltung eines Mannheimer Hockers, um Menschen einzubinden, wie sie den Platz nutzen möchten. „Aber auch, weil wir Vereinen Angebote machen möchten – beispielsweise für Versammlungen“, sagte Dürr.

Auf die Frage von Andreas Ullrich (Die Linke), ob die Kosten für die Außenanlagen in den Gesamtkosten der Generalsanierung enthalten sind, erklärte Dürr: „Gegenüber 2019 hat es natürlich eine Kostensteigerung gegeben, doch die Kosten für die Außengestaltung sind im Projekt enthalten.“

Freie Autorin

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke