Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Der Verkehr in Mannheim-Oststadt muss vom Fahrrad her geplant werden

Als die Planungen für die Fahrradstraße in der Berliner Straße zu Beginn der 2010er Jahre erstellt wurden, mag die komplizierte, das Auto bevorzugende Lage an der Kreuzung Tullastraße vielleicht noch als quasi „gottgegeben“ akzeptabel gewesen sein. Aus heutiger Sicht muss man aber das auch an dieser Stelle bereits geäußerte Urteil „absurd schlecht gemacht“ wiederholen – mit vielen fetten Ausrufezeichen!

Denn das Umparken im Kopf – also dass Straßen und Wege nicht mehr grundsätzlich vom Auto, sondern eben vom Radfahrer und Fußgänger her gedacht werden – müsste doch gerade an den verkehrstechnisch schwierigen Stellen endlich einmal zu vorzeigbaren Ergebnissen führen. Das hier noch viel Luft nach oben ist, zeigt sich schon daran, dass die städtische Radverkehrsplanung immer noch Lückenschlüsse abarbeitet, die bereits vor Jahrzehnten definiert worden sind – anstatt ein Radverkehrsnetz ganz neu zu denken, das sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Radfahrer orientiert.

Die Achse Hauptbahnhof-Neckar liegt mit gut 1,4 Millionen Radfahrern im vergangenen Jahr (gemessen an der Zählstelle Renzstraße) an zweiter Stelle hinter der Achse Schloss-Kurpfalzbrücke. In diesem Jahr wurden hier bereits deutlich mehr als eine halbe Million Fahrradfahrer registriert. Allein diese Zahlen sind Grund genug, auf der Strecke durchgängig für Fahrrad-Vorfahrt zu sorgen. Die Forderung wurde mehrfach gestellt, bislang ohne Ergebnis. Man muss das Thema grundsätzlich, bezogen auf den Radverkehr in der ganzen Stadt, anpacken: Ein Gesamt-Radnetz muss her – und mit dem Flickwerk muss Schluss sein.