In Mannheim gibt es mit der Kerschensteiner-Schule im Stadtteil Schönau und der Johannes-Kepler-Schule in der Innenstadt zwei Gemeinschaftsschulen. Da die Plätze sehr begehrt sind, plant die Verwaltung bis 2026 eine dritte Einrichtung – im neuen Stadtteil Spinelli. Diese soll eine gymnasiale Oberstufe bekommen, als weiterführendes Angebot für alle drei Gemeinschaftsschulen. Zur Woche der Gemeinschaftsschulen trafen sich die Schulleiter beider Schulen mit VertreterInnen aus Politik und Verwaltung im Gebäude der Kerschensteiner-Schule.
Stärken und Schwächen
Die Schulform ist besonders geeignet für Kinder, die in manchen Fächern Stärken haben, in anderen jedoch schwächer sind. Gelernt werden kann in den Ganztagsschulen auf drei Niveaus, die den drei klassischen Stufen entsprechen. Erst ab Klasse acht und neun fällt die Entscheidung über den angestrebten Schulabschluss. Damit die Kinder ihre Fähigkeiten richtig einschätzen können, gibt es regelmäßige Coaching-Gespräche.
Die KlassenlehrerInnen arbeiten im Tandem, Frontalunterricht ist passé, auch ansonsten gibt es viele individuelle Angebote, sodass der Schulalltag so gut wie möglich auf jedes Kind zugeschnitten wird. „Die Schule richtet sich nach dem Kind, nicht das Kind nach der Schule“, sagte Thorsten Kuß, Leiter der Kepler-Schule.
Kritisch sehen die Schulleiter den „Run auf die Gymnasien“, da viele Eltern wollen, dass ihr Kind Abi macht. Dies endet oft darin, dass die Kinder eine Klasse wiederholen oder vom Gymnasium auf die Realschule kommen. Das fühle sich wie ein Abstieg an und sei für das Kind mit großer Enttäuschung verbunden. Das Selbstbewusstsein leide. „Wie kannst du ein Kind mit einer Gymnasialempfehlung auf die Kerschensteiner schicken?“, diesen Satz hat Nicole Geikler, Elternbeiratsvorsitzende, schon mal gehört, ist jedoch überzeugt von der Schulform. „Die Gemeinschaftsschule wird von Eltern, deren Kinder die Empfehlung fürs Gymnasium haben, nicht in Betracht gezogen. So machen Kinder reihenweise Abstiegserfahrungen. Es stellt sich die Frage, ob die vierte Klasse der richtige Übergang ist“, meinte Stefanie Heß (Grüne). Wer in der Gemeinschaftsschule ist, könne den höheren Abschluss entspannter angehen, die drei Schulformen sind quasi durchlässig. „Ziel ist es auch, Fünftklässler mit einer Hauptschulempfehlung zu einem mittleren Bildungsabschluss zu bringen“, so Kuß.
Lange Wartelisten
Es gebe lange Wartelisten. „Die Eltern rufen an und fragen, wann sie zum Anmelden vorbeikommen können. Ich sage: gar nicht. Wir haben 84 Plätze und 130 Bewerbungen“, sagte Kerschensteiner-Schulleiter Benjamin Fuchs. Auch um den nahtlosen Übergang in weiterführende Schulen kümmere man sich, die Schulen kooperieren beispielsweise mit dem Johanna-Geissmar- oder Elisabeth-Gymnasium, beruflichen Schulen oder der Pop-Akademie. „Mannheim hat eine große Landschaft an Bildungswegen“, fügte Susanne Aschhoff (Grüne) hinzu. „Seit zehn Jahren gibt es die Gemeinschaftsschulen in Mannheim. Sie sind bundesweit vernetzt, der Austausch ist kollegial.“ kge
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