Schulratgeber Klasse 5

Baden-Württemberg: Alle Schulformen im Überblick

Die wichtigsten Informationen zu den Bildungsangeboten in Baden-Württemberg

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Mannheim. Wie geht es weiter nach der vierten Klasse? Diese Frage stellen sich vermutlich viele Eltern, wenn bei ihrem Kind der Wechsel auf die weiterführende Schule ansteht. In unserem Artikel stellen wir die unterschiedlichen Schulformen in Baden-Württemberg vor.

Zudem haben wir in unserer Karte einen Überblick über alle weiterführenden Schulen in Mannheim zusammengestellt.

Gymnasium

Die anspruchsvollste Schulart ist auch die beliebteste: Im vergangenen Jahr sind rund 42,5 Prozent der Viertklässler in Baden-Württemberg auf ein Gymnasium gewechselt. In Mannheim und im Rhein-Neckar-Kreis lag die Quote jeweils noch etwas höher. Allerdings sollten sich Eltern bewusst sein, dass der direkte Weg zum Abitur dem Kind einiges abverlangt. Neugier, Leistungsbereitschaft, auch die Fähigkeit, mit Misserfolgen umzugehen - all das brauche ein Gymnasiast, sagt Gerhard Weber, Leiter des Moll-Gymnasiums in Mannheim. „Das Kind sollte schon einen gewissen Eifer haben und nicht immer von seinen Eltern angetrieben werden müssen.“ Bei den Gymnasien lohnt sich ein genauerer Blick auf die Angebote einer Schule: Lernende müssen sich für ein Profil entscheiden, zum Beispiel einen sprachlichen oder naturwissenschaftlichen Schwerpunkt. In diesem Bereich unterscheiden sich die Angebote der einzelnen Gymnasien - genau wie bei den Fremdsprachen: Neben Englisch, Französisch und Latein können Jugendliche an einzelnen Häusern auch Spanisch, Italienisch, Griechisch oder Chinesisch lernen. Die Regel ist in Baden-Württemberg die achtjährige Gymnasialzeit (G8), nur vereinzelte Gymnasien bieten auch den neunjährigen Weg (G9) an.

Künftige Gymnasiasten sollten Neugier und Leistungsbereitschaft mitbringen. © Christian Schwier - stock.adobe.

Realschule

„Eine Schule mit Realitätsbezug“ - so lautet in Baden-Württemberg der Slogan für die Realschule. Lernen hat hier immer einen besonders Praxisbezug, und den Jugendlichen stehen viele Wege offen: Nach dem Mittleren Bildungsabschluss können sie eine Ausbildung machen oder etwa das Abitur an einem Beruflichen Gymnasium anstreben. Die Lehrkräfte legen deshalb Wert auf ein Gleichgewicht aus Theorie und Praxis, aus erweiterter Allgemeinbildung und Berufsorientierung.

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Die Schülerschaft der Realschulen ist in den vergangenen Jahren heterogener geworden. Lehrkräfte haben deshalb vor allem in den unteren Klassen mehr Zeit für die individuelle Förderung der Kinder bekommen. Je nach Talent und Bildungsziel können sich Schüler zwischen verschiedenen Wahlpflichtfächern entscheiden. Neben der Mittleren Reife ist an der Realschule auch der Hauptschulabschluss möglich.

Selbstständiges Lernen spielt an den Gemeinschaftsschulen eine zentrale Rolle. © adobe-stock.com/Robert Kneschke

Werkrealschule

Früher war diese Schulform als Hauptschule bekannt. Ihre Schülerzahlen sind in den vergangenen Jahren deutlich gesunken, obwohl die Werkrealschulen viele Vorzüge haben: Die Klassenlehrer betreuen ihre Gruppen nicht nur in ein oder zwei Fächern, sie sind vielmehr feste Ansprechpartner und Bezugspersonen ihrer Schüler. Der Unterricht ist ganz auf das einzelne Kind zugeschnitten, Berufsorientierung spielt früh eine zentrale Rolle. An vielen Häusern beginnt die Suche nach den individuellen Stärken der Schüler schon in den unteren Klassen. Gerade Kinder, die für das Lernen noch etwas mehr Zeit benötigen, können an einer Werkrealschule gut aufgehoben sein. Am Ende können sie dann entweder den Hauptschulabschluss ablegen - oder aber den Werkrealschulabschluss nach Klasse 10, der der Mittleren Reife entspricht.

Gemeinschaftsschule

Diese Schulart will die Dreiteilung des Bildungssystems beenden. „Das Besondere an der Gemeinschaftsschule ist, dass sie alle Niveaustufen abbildet“, erklärt Angelika Treiber vom Staatlichen Schulamt Mannheim. Alle Kinder lernen in einer Klasse, egal ob sie eine Empfehlung für das Gymnasium, eine Real- oder Werkrealschule bekommen haben. Ein Kind kann zum Beispiel in Deutsch auf Gymnasialniveau und gleichzeitig in Mathe auf Hauptschulniveau lernen - oder andersherum. In jedem Fach bekommt es die Aufgaben, die zu seinem persönlichen Lernstand passen.

Für Kinder mit einer Behinderung stehen zwei Modelle zur Verfügung: Sie können eine Sonder- oder Förderschule besuchen – oder aber eine inklusive Klasse an einer allgemeinen Schule. © adobe-stock.com/BillionPhotos.com

Selbstständiges Lernen spielt an den Gemeinschaftsschulen eine zentrale Rolle. In regelmäßigen Abständen finden Gespräche zwischen Schülern, Lehrkräften und Eltern statt. Der Vorteil für Mütter und Väter besteht bei der Gemeinschaftsschule auch darin, dass sie sich nicht immer wieder den Kopf zerbrechen müssen, ob sie die richtige Schulart ausgewählt haben. „Die Entscheidung über einen Abschluss fällt an der Gemeinschaftsschule deutlich später“, sagt Angelika Treiber. Möglich sind sowohl der Hauptschulabschluss als auch die Mittlere Reife. Zudem können Schüler nach Klasse 10 auf ein Berufliches Gymnasium wechseln.

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Gesamtschule

Im Gegensatz zu den Gemeinschaftsschulen spielen die Schularten Gymnasium, Realschule und Haupt- oder Werkrealschule an der Gesamtschule durchaus eine Rolle: Ab Klasse 8 besuchen die Jugendlichen dort Zweige, die den Schularten entsprechen. Generell können sie an der Gesamtschule alle entsprechenden Abschlüsse machen: vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur nach neun Jahren. Zu Beginn aber - von Klasse 5 bis 7 - haben sie eine längere gemeinsame Orientierungsphase. Das soll auch „Spätzündern“ noch einen höheren Abschluss ermöglichen. In Baden-Württemberg ist die Gesamtschule ein „Exot“, es gibt nur drei davon im ganzen Bundesland: in Mannheim, Heidelberg und Freiburg. Alle drei erfreuen sich allerdings großer Beliebtheit.

An beruflichen Schulen werden junge Menschen praxisnah auf den Arbeitsalltag vorbereitet. © www.industrieblick.net

Waldorfschule

An Waldorfschulen wird nach der von Rudolf Steiner begründeten Waldorfpädagogik unterrichtet. Neben dem normalen Unterricht werden auch soziale und handwerklich-künstlerische Fähigkeiten gefördert. Die Schüler lernen gemeinsam im Klassenverband von Klasse 1 bis zu ihrem jeweiligen Schulabschluss. Nach der ersten Klasse ist ein Quereinstieg grundsätzlich auch unterjährig möglich, sofern es die Klassensituation erlaubt. Fast alle Schüler an Waldorfschulen erlangen den mittleren Schulabschluss und über die Hälfte gehen mit Erfolg weiter zum Abitur. Waldorfschüler in Baden-Württemberg schreiben dieselben Klausuren wie die Schüler der staatlichen Schulen. Die an Waldorfschulen erworbenen staatlichen Schulabschlüsse haben ausnahmslos dieselbe Gültigkeit wie diejenigen der staatlichen Schulen.

Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren

Für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen stehen in Baden-Württemberg spezielle Schulen zur Verfügung. Lehrkräfte mit einer sonderpädagogischen Ausbildung betreuen und unterrichten dort Schüler mit größeren Lernschwierigkeiten, mit auffälligem Sozialverhalten, einer geistigen oder körperlichen Behinderung. Grundsätzlich ist die Bildung von diesen Schülern die Aufgabe aller Schularten. Eltern, die ihr Kind aber bewusst nicht in eine inklusive Klasse (siehe unten) schicken wollen, erhalten an den sonderpädagogischen Einrichtungen ein Bildungsangebot, das ganz auf das Kind und seine Bedürfnisse zugeschnitten ist.

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Ganz nah am Berufsalltag

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Bertram Bähr
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Inklusion

Die UN-Behindertenrechtskonvention gibt Eltern das Recht, ihr behindertes Kind auch an eine allgemeine statt an eine Sonder- oder Förderschule zu schicken. Kinder mit einem Handicap sollen so am „ganz normalen“ Schulalltag teilhaben. Nützen soll die Inklusion beiden Seiten: Ein behindertes Kind ist in die Gesellschaft integriert, und seine Mitschüler lernen den Kontakt mit Gleichaltrigen, die anders sind als sie. Welcher Weg der bessere ist - das ist auch unter Experten umstritten und hängt nicht zuletzt vom einzelnen Kind, seinen Bedürfnissen und den Überzeugungen der Eltern ab. Grundsätzlich können sie zwischen beiden Modellen wählen. Wichtig ist, dass sich Familien informieren. Ansprechpartner ist die Arbeitsstelle Kooperation des Staatlichen Schulamts. Wenn sich Eltern dort haben beraten lassen, können sie beim Schulamt den Antrag auf ein inklusives Modell stellen. Nach dem geltenden Schulgesetz haben Eltern von einem behinderten Kind zwar das Recht, ihren Nachwuchs auf eine allgemeinbildende Schule zu schicken. „Die konkrete Schule legt dann aber das Schulamt fest“, erklärt Angelika Treiber. „Eltern können ihr Kind nicht einfach direkt an einer Schule anmelden.“

Berufliche Schulen

Für viele Eltern künftiger Fünftklässler ist das berufliche Schulwesen gedanklich noch weit weg. Aber es schadet nicht, sich schon früh bewusst zu sein: Dort stehen später zahlreiche Bildungswege offen. Die beruflichen Einrichtungen vereinen mehrere Schularten unter einem Dach. Die vielleicht bekannteste davon ist die eigentliche Berufsschule, die Auszubildende parallel zur Lehre im Betrieb besuchen. Wer die Mittlere Reife in der Tasche hat, kann zudem an einem Beruflichen Gymnasium nach drei Jahren das vollwertige Abitur machen. Die Berufskollegs wiederum führen zur Fachhochschulreife, die Berufsfachschulen zur Mittleren Reife. Zu den Qualifizierungsangeboten gehören auch Bildungsgänge für Jugendliche, die noch keinen Fuß auf dem Arbeits- oder Ausbildungsmarkt fassen konnten. 

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