Tradition

So sonnig war die Sandhofer Kerwe

Am letzten Augustwochenende ist der ganze Stadtteil zum Feiern auf den Beinen

Von 
Bernhard Haas
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Traktoren führten den Sandhöfer Kerwezug vom Kriegerdenkmal zum Stich an. © Bernhard Haas

Sandhofen. Der Kranz wurde nach oben gezogen, wie es nach einer über 500-jährigen Überlieferung am letzten Augustwochenende der Brauch ist. Denn auf eine so lange Tradition kann die Sandhofer Kerwe zurückblicken, wie es der Vorsitzende des Kerwevereins, Uwe Mauch, in seiner kurzen Ansprache betonte. Aber erst zum vierten Mal veranstaltete das Fest der Kerweverein. Und der hatte sich wieder mächtig ins Zeug gelegt, wenn es auch einige Veränderungen in diesem Jahr gab.

So wurde die „Kerwe-Redd“ erstmals am Stich gehalten und nicht, wie bisher gewohnt, am Kriegerdenkmal. Aber der Feierlaune der begeisterten Festbesucher tat dies keinen Abbruch. Selbst die hochsommerlichen Temperaturen konnten die Umzugsteilnehmer, allen voran die Abteilung der Sichler im Sandhofer Kultur- und Sportverein (SKV) nicht abhalten, sich vor dem Zelt am Stich zu versammeln und der Eröffnung zu lauschen.

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Die fiel in diesem Jahr besonders kurz aus. Ob das wohl mit dem großen Durst zu tun hatte, der unweigerlich durch dieses Wetter entstand, sei ja mal dahingestellt. Jedenfalls warteten alle auf das Anschlagen des Freibiers. „Mit drei gekonnten Schlägen“ wurde das Fass denn auch geöffnet, wie es der Vorsitzende des Bürgervereins, Jürgen E. Wolf, offiziell verkündete. Dass er dabei ein wenig schmunzelte, sei nur am Rande vermerkt. Wichtig war allerdings, dass das Bier in diesem Jahr von der Firma Elektro Herbel, die seit 60 Jahren in Sandhofen beheimatet ist, gestiftet wurde.

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Doch bis es so weit war, war der Umzugslindwurm vom Kriegerdenkmal zum Stich gewandert. Überaus pünktlich hatte sich der Zug, angeführt von einer Eskorte der Polizei über Krieger- und Schönauer Straße an den Stich geschlängelt. Wie gewohnt führte ein Traktor den Zug an. Gesteuert von Norbert Wernz fuhr vorneweg ein Lanz-Bulldog mit der Bezeichnung „Lanz – Allzweck – Hochrad – Bulldog“ aus dem Jahre 1941. Mit immerhin 25 Pferdestärken gab er den Takt an, in dem sich der Zug bewegte, gefolgt von einem von Sohn Christian gefahrenen John-Deere-Lanz aus dem Jahr 1964. Dieses war übrigens das letzte Modell, welches den der ehemaligen Mannheimer Traktorenschmiede auf der Motorhaube trug.

Die Stichler aus dem SKV folgten dem Zug, ebenso wie die Vertreter der Jungen Gemeinde und der Initiative Eltern-aktiv. Die Kleinen hatten ihre Mini-Traktoren unter die Füße genommen und begleiteten tapfer den Zug. Die Brassband der Stroseridder sorgte im Takt den Lanz-Bulldog für die passende Unterhaltung und gab am Stich noch eine kleine Kostprobe ihres Könnens. Mauch sagte bei der Eröffnung, dass es schwierig gewesen sei, in aller Kürze Schausteller zu finden, die ihre Stände in der Kalthorstraße aufgestellt hatten. Aber trotz des Ausstiegs der städtischen Event und Promotion sei es gelungen, einige zu finden, die mit ihrem Fahrgeschäft für Unterhaltung bei den Kindern sorgten. Bürgermieter Thorsten Riehle sagte zu, dass sich das im nächsten Jahr nicht wiederholen würde. Außerdem betonte er, dass sich angesichts der Ereignisse in Solingen, Mannheim nicht das Recht nehmen lasse, sich für Vielfalt und Toleranz einzusetzen und die auch zu leben.

Die Kerwe-Bagage, angeführt von Wolfgang Merz und Jasmin Schäfer bestiegen die Leiter, um die Kerwe-Redd zu halten. Da wurde zum Beispiel Manfred Baumann gelobt, der scheidende Vorstandssprecher der Volksbank, der die Kerwe immer unterstützt habe. Gleichzeitig wurde bedauert, dass das Café Bette ausgestiegen sei. Überhaupt stehe es um die Zukunft der Lokale in Sandhofen schlecht, weil kaum noch Personal zu finden sei. Die Besitzerin des Lokals, Beate Ehrle-Pah, pausiere in diesem Jahr, wie sie dieser Redaktion mitteilte. Ein dauerhafter Ausstieg sei nicht beabsichtigt.

Zudem seien die Pachten zu hoch, weshalb die Gäste ausblieben. Der Weg zum Schwimmbad wurde als „Hoppelweg“ bezeichnet, der nur noch zu Fuß zu bewältigen sei. Angemahnt wurde auch ein Neubau des Radwegesan der B 44. Dagegen wurde gelobt, dass der Brunnen am Stich wieder Wasser sprühe. Die Zufahrt zu den Höfen in Kirschgartshausen sei plötzlich nur noch über Feldwege möglich gewesen, weil die Bundesstraße erneuert wurde. An die Hundehalter wurde appelliert, ihre Vierbeiner wegen der afrikanischen Schweinepest an die Leine zu nehmen, sonst drohten hohe Bußgelder. Die Rede hatte Juliane Billmaier-Imhof in Versform gedichtet.

Horst Karcher sang sein neu komponiertes Kerwelied

Besucher der Kerwe freuten sich, dass sie endliche wieder feiern konnten. Horst Karcher packte sein Akkordeon aus und stimmte das von ihm komponierte Kerwelied an: „ganz egal, ob Denkmal oder Stich, Kerwe ist ein Fest für Dich und mich“, heiß es da unter anderem. Renate und Meta, zwei alteingesessene Sandhoferinnen, stellten fest: „Wir kommen hier schon seit vielen Jahren her. Da trifft man Leute, die man 20 Jahr nicht mehr gesehen hat. Das ist einfach schön.“

In der Zwischenzeit hatte die Musik das Kommando am Stich übernommen. „Miss Carolyne“ überzeugte mit einem breiten Songrepertoire an Soulklassikern und aktuellen Hits. Die Stimmungsband „James Torto und Friends“ rockte mit aktuellen Coverhits anschließend den Abend. Bei verschiedensten Getränken und Speisen ließen es die Besucher gemütlich ausklingen.

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