Mannheim. Eigentlich ist vorgesehen: Die Altrheinfähre in Sandhofen legt ab der Friesenheimer Insel/Restaurant Dehus zu jeder vollen Stunde und ab Sandhofen zu jeder halben Stunde ab. „Das lässt sich so nicht immer einhalten, weil manchmal mehr Gäste auf der einen, manchmal auch auf der anderen Seite zusteigen wollen. Da richte ich mich nach dem Bedarf und fahre auch mal eine Fahrt mehr“, berichtet Fährmann Fatmir Elshani.
Er ist immer freundlich zu seinenGästen - viele setzen regelmäßig über den Rhein, „weil die Strecke so schön ist und es kaum Autoverkehr gibt“, sagt Volker, der fast jeden Tag die Strecke meistert. Mittlerweile hat er insgesamt weit über 6100 Kilometer hinter sich gebracht. Auch zu ihm ist Elshani freundlich und bietet ihm sogar einen Kaffee an. Die Frage, wann er losfährt, beantwortet der Fährmann lachend: „Wenn voll ist“. Na ja, das könnte dauern. Aber der zuverlässige Fährmann hat anderes im Sinn.
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Da kommt noch ein Paar mit dem Fahrrad. „Die nehmen wir noch mit. Dann geht es los“, so Elshani. Eva und Karl Recht steigen zu. Sie kommen aus Bürstadt. „Wir fahren in die Stadt, gehen einkaufen, vielleicht einen Kaffee trinken. Anschließend radeln wir wieder zurück“. Bei den Spritpreisen und den Parkgebühren lohne es sich nicht mehr, mit dem Auto nach Mannheim zu fahren. Da würden sie sich lieber aufs Rad setzten und gemütlich am Rhein entlang fahren. Schon setzt der 12 PS starke Motor „Emma“ - wie sie liebevoll von ihren Freunden genannt wird - in Bewegung.
Bauern nach „Friesenheimer Durchstich“ auf Fähre angewiesen
Übrigens gilt Emma nun als die älteste Grundseilbahn in Deutschland. Am 1. März 1899 wurde sie auf dem Altrhein zwischen Sandhofen und der Friesenheimer Insel in Betrieb genommen. Eine Insel ist die Insel erst seit der Rheinbegradigung. Der „Friesenheimer Durchstich“, der 1827 begann, schnitt die Bauern aus Friesenheim und Oppau von ihren Feldern ab, sie mussten fortan mit Fähren übersetzen.
1862 wurde die nun rechtsrheinische Insel badisch und Teil von Sandhofen, 1895 erwarb die Stadt Mannheim die Insel und begann mit dem Bau des Industriehafens. Die Sandhofer Bauern bestanden damals auf den Fährbetrieb. Also gab die Stadt den Bau in Auftrag. Vor 123 Jahren setzte die Fähre zum ersten Mal über. Als Sandhofen 1913 ein Mannheimer Stadtteil wurde, hielt der Eingemeindungsvertrag die Aufrechterhaltung des Fährbetriebs schriftlich fest. Und auch heute noch ist die Stadt am Erhalt dieses Kulturgutes interessiert.
„Alle Reparaturen werden schnell erledigt,“ so Elshani. Davon gab es in diesem Jahr eigentlich gar keine. Der Fährbetrieb laufe reibungslos, weiß der freundliche Fährmann. Der niedrige Pegel des Rheins, der auch die Schifffahrt teilweise lahm legte, machte der Fähre nichts aus. „Bei einem Tiefgang von 45 Zentimetern ist das alles problemlos.“ Der niedrigste Stand des Altrheins habe bisher bei rund 2,70 Metern gelegen.
Zehn Tonnen kann die Fähre bei einer Überfahrt transportieren. Damit hat Emma ihre ursprüngliche Bedeutung eingebüßt. „Die Landwirte passen mit ihren groß dimensionierten Rädern nicht mehr auf die Fähre. Die fahren alle über die nahe Brücke“, weiß Elshani. Aber für Radfahrer und manche Autofahrer, die den Schleichweg kennen, scheint das immer noch ein attraktives Angebot zu sein. Schließlich kostet die Überfahrt „nur 50 Cent“ pro Person. Der Autofahrer zahlt mit seinem Vehikel gerade einmal zwei Euro.
Die nächste Fahrt von Sandhofen auf die Friesenheimer Insel steht an. Elmar Grof aus Hagen steigt zu. In Köln hat er sich aufs Rad gesetzt. An und für sich wollte er an den Bodensee radeln. Aber dort sei das Wetter schlecht, meinte er. Daher biege er jetzt Richtung Neckar ab und fahre über Heidelberg neckaraufwärts. Erst nächst Woche müsse er wieder arbeiten. Da habe er noch ein wenig Zeit, um sich zu entspannen.
Schon warten zwei neue Fahrgäste auf die Überfahrt, die Elshani freundlich begrüßt. Rainer Bast und Stefan Marz sind in Landau gestartet, bis Breisach rheinaufwärts geradelt, in die Vogesen aufgestiegen und dann entlang der Mosel durch Belgien und Luxemburg bis an die Mündung in Koblenz gekommen. Jetzt waren die beiden Senioren auf dem Heimweg nach Landau. Da kam die Überfahrt über den Rhein gerade recht. Für die Zukunft wünscht sich Elshani, dass die Abfahrt am Sandhofer Ufer neu gestaltet wird und die Anfahrt aus Sandhofen besser beschildert werde: „So mancher Radfahrer verfährt sich auf dem letzten Teil der Strecke.“
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