Betreuung - Eltern werfen der Stadtverwaltung vor, sie „erledige ihre Arbeit unzureichend“ / Behörde strebt Übergangslösung an, da Kindergarten im Füllenweg geschlossen werden soll

In Mannheim-Sandhofen fehlen plötzlich 60 Kindergartenplätze - Vorwürfe an Stadt

Von 
Katja Geiler
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In Mannheim-Sandhofen fehlen zum 1. September 60 Kindergartenplätze - der Unmut ist groß. © Monika Skolimowska

Mannheim. Der Mangel an Betreuungsangeboten im Stadtteil Sandhofen spitzt sich zu. Dies wurde kürzlich im Bezirksbeirat des Stadtteils deutlich. Zwei Engpässe gibt es: Die bevorstehende Schließung des evangelischen Kindergartens im Füllenweg und die Verzögerung des Baus des städtischen Kindergartens im Werner-Nagel-Ring. Außerdem rechnet man mit zusätzlichen Plätzen für Kinder aus der Ukraine.

Auf der Sitzung des Bezirksbeirates waren Eltern anwesend, die den Vertretern der Stadt mit Nachdruck verdeutlichten, wie prekär die Situation inzwischen ist, dabei machten sie ihrer Enttäuschung und ihrem Ärger Luft. Beschwerden gibt es bereits seit längerer Zeit. Auch rechtliche Klagen auf Betreuungsplätze laufen bereits. „Es sind 60 Kinder, die keinen Platz haben, warum werden wir immer nur vertröstet?“, so eine Anwohnerin, Mutter einer zweieinhalb-jährigen Tochter, die zwar einen Kita- aber keinen Folgeplatz im Kindergarten hat.

Kita-Koordinatorin muss Rede und Antwort stehen

Mehrstimmig wurde der Stadt von den Bürgerinnen und Bürgern vorgeworfen, ihre Arbeit unzureichend zu erledigen. Ohne die Betreuungsplätze stehen bei manchen „die Jobs auf dem Spiel“. Rede und Antwort stehen musste an diesem Abend Andrew Ballantyne, der städtische Kita-Koordinator. Der erste Engpass: der Kindergarten im Füllenweg auf dem Scharhof. Die evangelische Kirche hat vor, ihn aufgrund baulicher Mängel zu schließen und einen Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Scharhof-Theaters zu errichten.

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Das kostet Zeit. Die Kinder des Füllenwegs sollen in einer anderen evangelischen Einrichtung untergebracht werden, die sich allerdings in Sandhofen befindet, was die Plätze knapper machen würde. Daher sucht die Verwaltung eine Übergangslösung. „Es kann die Stadt sein oder ein freier Träger, bis der Neubau Scharhof-Theater fertig ist. Das Engagement der Bürger ist groß, es gibt viele Vorschläge für Standorte“, sagte Ballantyne. Allerdings sei ein freier Träger zu bevorzugen, da dieser im Gegensatz zur Stadt nicht an eine europaweite Ausschreibung der Firmen gebunden ist. Inzwischen habe sich der Bonhoeffer-Verein als Interessent für eine Interimslösung gemeldet, ein Gespräch werde stattfinden. Aus dem Bezirksbeirat und dem Publikum kamen einige konstruktive Vorschläge wie die Errichtung von Containern oder Bauwagen, auch das Modell der „Krabbelkäfer“, einer Elterninitiative, wurde vorgeschlagen.

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Doch auch scheinbar einfache Lösungen lassen sich nicht schnell umsetzen, da die Stadt an die Vorgaben des Landesjugendamtes gebunden sei. „Nicht alle Vorschläge sind umsetzbar“, so Ballantyne. Damit gaben sich die Eltern nicht zufrieden und fügten mit Nachdruck hinzu: „Wir brauchen 60 Plätze am 1. September.“ Wilken Mampel (CDU) schlug vor, zur nächsten Sitzung Verantwortliche der evangelischen Kirche einzuladen, um eine Lösung zu finden. „Es geht um unsere Kinder, sie sind schützenswert, und wir haben die Verantwortung“, so Mampel. „Auch, wenn man die Standards vom Landesgesetzgeber beachten muss, sind in Notsituationen Veränderungen möglich“, meinte Sitzungsleiter Erster Bürgermeister Christian Specht (CDU).

Siegerentwurf technisch nicht umsetzbar

Engpass Nummer zwei ist nicht weniger ärgerlich für die Sandhofer Eltern, hier geht es um den Bau des städtischen Kindergartens am Werner-Nagel-Ring. Eine Krippe ist bereits vorhanden, die Fertigstellung des Kindergartens, der seit 2018 in Planung ist, zögerte sich immer weiter hinaus und wurde nun auf Ende 2023 verschoben. Gründe für die Verzögerungen seien laut Verwaltung pandemiebedingte Personalausfälle bei externen Planungsbüros. Außerdem habe laut Bianca Grübbel, Immobilienmanagerin der Stadt, beim Architektenwettbewerb ein Entwurf gewonnen, bei dem erst danach bemerkt wurde, dass er technisch nicht umsetzbar sei.

Zurzeit befinde sich das Projekt kurz vor der Ausschreibungsphase. Von den Bürgerinnen und Bürgern kam der Vorschlag, die Vergabe abzubrechen und eine kurzfristige Lösung zu finden, zum Beispiel einen Container. „Die Ausschreibung ist noch nicht öffentlich“, so Grübbel, daher könnte ein Abbruch möglich sein. Dies wird nun geprüft, denn die Situation erfordert konkretes Handeln.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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