Mannheim. Nach zwei Jahren Corona-Pause und dem ersten Neuanlauf Ende 2022 findet die Traditionsveranstaltung zum 33. Mal statt. Doch alles erlebt einmal eine Premiere. So auch der Weihnachtsmarkt der BASF-Siedlergemeinschaft Rheinau-Süd. Erstmals seit seiner Gründung 1989 liefert die Natur diesmal die angemessene weiße Kulisse: Am Morgen des Festtags und dann nochmals am Mittag schneit es etwas, das alles bei Temperaturen um den Gefrierpunkt - zwar nicht gerade angenehm für das Aufbauteam frühmorgens und für die Helfer den Tag über. „Aber gut für den Absatz von Glühwein“, freut sich Vorsitzender Hans Held.
Und eine weitere Änderung dieses Jahr: die Platzierung der 16 Buden auf dem Marktplatz. Zur Frobeniusstraße hin, die für den Autoverkehr gesperrt ist, stehen diesmal keine. „Dadurch wird der Blick frei auf den Platz vor der Kirche“, erläutert Chef-Organisator Sascha Sigl.
Eigene Tassen mitbringen
Ja, die Buden! Sie sind Markenzeichen dieses Festes. Aus Holz, das Jahr über im Siedlerheim gelagert, am Tag vor dem Fest unter Leitung von Julius Wichers hergerichtet. Am Festtag ab acht Uhr früh werden sie eingeräumt, dekoriert, laden so den Tag über zum Bummeln ein, organisiert von Einzelpersonen oder Einrichtungen wie dem evangelischen oder dem katholischen Kindergarten. Als einziger Verein mit dabei: der Sport-Club Rot-Weiß, ein ganz treuer Partner der Siedler. Geschäftsführerin Gabi Peterkau und ihr Team präsentieren Linzertorten und Christstollen.
Auch die von vielen Rheinauer Festen bekannte Brigitte Dick darf nicht fehlen, diesmal jedoch nicht mit ihren beliebten Dampfnudeln, sondern mit Gebäck. Die Siedler selbst betreiben einen Sekt- sowie einen Infostand mit dem Vize-Vorsitzenden Jürgen Haller.
Apropos Getränke. Für die sorgt das große Verpflegungszelt in der Mitte des Platzes. Im Sinne der Nachhaltigkeit bitten die Veranstalter die Gäste, eigene Tassen mitzubringen. Manche haben jene dabei, die die Siedler einst selbst mit eigenem Aufdruck ausgegeben haben, so etwa 2018. „Das müssen wir auf jeden Fall wieder machen“, überlegt Held. Auch wer keine Tasse dabei hat, muss nicht verdursten, aber für den Pappbecher einen Öko-Obulus berappen. „50 Cent“, sagt Helferin Nicole Krüger schmunzelnd.
Sie ist eine von 60 an ihren grünen Nikolausmützen zu erkennenden Aktiven, die sich in drei Schichten an den Ständen sowie beim Auf- und Abbau engagieren. Und das natürlich ehrenamtlich. „Einziger Dank ist ein Helferessen in unserem Siedlerheim im Januar“, erinnert Hans Held. Dann erfolgt übrigens auch die Spendenübergabe. Denn der Erlös fließt einem sozialen Zweck zu.
Gespräche im Vordergrund
Im Vordergrund steht das Gespräch. Programm ist daher bewusst rar dosiert, kommt von örtlichen Akteuren wie den Kleinen vom evangelischen und katholischen Kindergarten oder der ersten Klasse der Gerhart-Hauptmann-Schule; die Treppen zum Kirchenvorplatz dienen ihnen als ideale Bühne. Für die Älteren spielen die Südstadt-Musikanten um Siedler Hans Zillhardt auf. Rolf Ries, vor Ort bekannt als Elektro-Ries, sorgt für die Technik. Dazu dreht sich das Karussell, in der Kirche wird den Kindern vorgelesen.
Vor Ort ist auch Viktoria Reich. Sie gestaltet gerade für den „MM“ einen Podcast zum Thema „Deutsche Kolonialgeschichte“. Und da in Rheinau-Süd ja die nach Kolonialisten benannten Straßen umbenannt werden, möchte sie dazu Stimmen von Bürgern einfangen. Gerhard Ries und viele andere sagen gerne ihre Meinung. Der Weihnachtsmarkt ist dafür eben eine gute Gelegenheit - denn er ist, wie Hans Held zu Recht sagt, „ein Fest von Rheinau-Süd.“
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