Mannheim. „Hier ist was los“, Geschäftsführerin Gabriele Thirion-Brenneisen freute sich sichtlich über den Trubel, der seit einigen Wochen im Volkshaus Neckarau herrscht. Gerade noch liefen die Viertklässler der Schillerschule mit Höchstgeschwindigkeit zwischen den bunten Pylonen hindurch, eine halbe Stunde später bauten die Gymnasiasten der Merkur Akademie ihr Badmintonnetz auf.
Für die Schillerschule ist es ein Glücksfall, dass sie während der Sanierung ihrer Turnhalle den Sportunterricht in den großen Mehrzwecksaal des Volkshauses in der Rheingoldstraße verlegen konnte. Die Neckarauer Grundschule wird bis zum Jahr 2024 zu einer fünfzügigen Ganztagsschule umgestaltet. Nach einer ersten Umbauphase im Stammhaus in der Luisenstraße läuft momentan die Generalsanierung des viergeschossigen Turnhallengebäudes. Wo aber sollten die Kinder während der Schließung ihren Sportunterricht ausüben?
Schnell sei im „Verein Volkshaus Neckarau“ die Idee aufgekommen, der Schule die Mehrzweckhalle als Ausweichquartier anzubieten, erzählen die Vorstandsmitglieder im Gespräch. „Wir wollten einen Beitrag zur Fortentwicklung der Schillerschule leisten“, bestätigte Schriftführer Mathias Kohler. Mit der Nutzung der Halle für Schulsport hat man im Volkshaus bereits Erfahrung. Die Schüler des Privatgymnasiums Merkur Akademie trainieren hier seit über zehn Jahren. „Wir sind eine kleine Schule ohne eine eigene Sporthalle“, erläuterte Direktor Axel Schneider. Für ihn war es selbstverständlich, den Kollegen Unterstützung zuzusichern.
Der stellvertretende Rektor der Schillerschule, Thiemo Mast, und seine Kollegen waren von dem Angebot sofort begeistert. Ganz unbürokratisch einigten sich die beiden Schulleiter mit den Betreibern über die Belegzeiten. „Die Kooperation lief absolut fantastisch“, so Mast und fügte hinzu: „Uns standen alle Türen offen.“ Die Formalitäten bis zum Vertragsabschluss hätten etwas länger gedauert. „Die Einzelstunden halten wir in unserem Bewegungsraum in der Schule ab“, erklärte der Konrektor: „Für die Doppelstunden lohnt sich der Weg in die Rheingoldstraße.“ Nur wenige Gehminuten müssen die Kinder zurücklegen.
Die Gymnasiasten der weiter entfernten Merkur Akademie sind auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. „Daher belegen wir gerne die Randzeiten am frühen Vormittag und am Nachmittag“, teilte Schneider mit. Weil der Sportunterricht so erfolgreich laufe, habe die Schule im vergangenen Jahr erstmals ein Sportabitur angeboten, hob er hervor.
Mit der Einigung aller Beteiligten war der wichtigste Schritt getan. Für die Unterbringung der Bänke, Rollbretter und Bälle stellte die kommunale Wohnungsbaugesellschaft GBG kurzerhand mehrere Container auf den Parkplatz neben dem Gebäude. „Sogar im Konferenzraum steht ein Wagen mit Turnmatten“, erzählte Thirion-Brenneisen. „Die anderen Mieter haben das ganz unkompliziert zum Wohle der Kinder akzeptiert“, berichtete die Geschäftsführerin und Mast bestätigte: „Natürlich gibt es Einschränkungen, aber mit Pragmatismus lässt sich alles lösen.“
Wunsch nach mehr Möglichkeiten
Im laufenden Schuljahr kommen zehn Klassen der Schillerschule zum Sportunterricht. Das Projekt soll im kommenden Jahr fortgeführt werden. „Mit dem Übergang zur Ganztagsschule müssen wir dann 15 Klassen unterbringen“, blickt Mast bereits in die Zukunft.
Der Verein und beide Schulen wünschen sich eine Ausweitung der Sportmöglichkeiten in der Halle. Allen ist aber bewusst, dass es hier finanzielle und baurechtliche Grenzen gibt. „Jede Maßnahme muss den Brandschutz und den Unfallschutz berücksichtigen“, gab der erste Vorsitzende Bernd Landmann zu bedenken. Darüber hinaus dürfe die Nutzung für Feiern oder Kulturveranstaltungen nicht eingeschränkt werden.
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